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Gustave Guillaume

    Grundzüge einer theoretischen Linguistik
    Vier Aufsätze für eine neue Linguistik
    Zeit und Verb
    Essay über die intuitionelle Mechanik (und andere Texte)
    • Die Sprache ist an sich eine Theorie, also etwas, das sich zum Theoretisieren eignet. Aber vielleicht weiß man nicht genau genug, was eine Theorie ist. Eine Theorie ist nie etwas Anderes als die Kenntnis des Unterordnungsverhältnisses, das zwischen einer großen Anzahl von einzelnen Fakten und einer kleinen Anzahl – die sich sogar auf eine einzige Einheit reduzieren kann – von allgemein herrschenden Fakten existiert. Nun ist aber eine Sprache genau das: Alle einzelnen, kontingenten, unvorhergesehenen, aus dem Zufall geborenen Fakten, denen sie anscheinend ihr Dasein verdankt, bleiben, ohne dass man dies auf den ersten Blick vermuten kann, abhängig von einer kleinen Anzahl allgemeiner, vorherrschender Fakten. Obwohl diese Fakten viel weniger erkennbar als die einzelnen Fakten sind, machen sie nichtsdestoweniger die wesentlichen, strukturalen Fakten aus: diejenigen also, deren Kenntnis in erster Linie von größtem Interesse sein würde. Nun sind sie aber diejenigen, die im Allgemeinen am längsten unbeachtet bleiben, weil sie a priori wenig erkennbar sind. Gustave Guillaume

      Essay über die intuitionelle Mechanik (und andere Texte)
    • Zeit und Verb

      Theorie der Aspekte, der Modi und der Tempora

      In seinem 1929 erstmals erschienenen Hauptwerk »Zeit und Verb« verbindet Gustave Guillaume die minutiöse Beschreibung des grammatischen Baus der Sprache mit sprachphilosophischen Grundfragen und psychosemantischen Überlegungen. Der Erwerb der Sprache gilt ihm als Aufbau einer kognitiven Struktur, die als Instrument der Deutung von Realität dient – noch bevor die Sprache gesprochen und zur Kommunikation über die Welt verwendet wird, hat sie bereits ein gemeinsames Vorverständnis geschaffen. Das gilt insbesondere für unser Bild der Zeit, von dem Guillaume zeigt, wie es durch sprachliche Chronogenese allererst entsteht. Seine Neusystematisierung der Tempora lässt wichtige zeitphilosophische Debatten und Paradoxa der analytischen und kontinentalen Philosophie in gänzlich neuem Licht erscheinen.

      Zeit und Verb
    • „Freilich thut (.) Eins vor Allem noth, was heutzutage gerade am Besten verlernt worden ist - und darum hat es noch Zeit bis zur “Lesbarkeit„ meiner Schriften - zu dem man beinahe Kuh und jedenfalls nicht “moderner Mensch„ sein muss: das Wiederkäuen.“ Dieser Satz von Nietzsche über seine Schriften könnte ebenso auf das Werk des Linguisten Gustave Guillaume (1883-1960) angewandt werden. Die Komplexität seines Denkens erklärt möglicherweise, warum es noch nicht die gebührende Anerkennung gefunden hat. Guillaume formuliert keine neue Sprachtheorie, sondern folgt dem Prinzip, dass die Sprache selbst eine Theorie darstellt. Die Aufgabe der Sprachwissenschaftler besteht darin, diese Theorie zu entschlüsseln. Die Psychomechanik bietet dazu prägnante Fachbegriffe zur Erforschung der Grammatik aller Sprachen. 46 Jahre nach Guillaumes Tod bleibt seine Lehre im deutschsprachigen Raum neu zu entdecken. Die internationale Forschungsgemeinschaft, die sich seit Jahrzehnten auf seine Konzepte stützt, empfindet sie als aktuell und undogmatisch, vergleichbar mit einem Werkzeugkasten für wissenschaftliche Zwecke. In einer Zeit, in der die generative Grammatik angreifbar ist und die Kritiker der Mentalisten laut werden, kann die Psychomechanik dazu beitragen, den mentalistischen Ansatz in der Linguistik zu erneuern und zu festigen.

      Vier Aufsätze für eine neue Linguistik
    • Die vorliegende deutsche Ausgabe der »Principes de linguistique théorique« von Gustave Guillaume bietet dem deutschen Leser einen Zugang zu den Ideen eines bedeutenden, jedoch weniger bekannten französischen Strukturalisten. Das Werk enthält eine Auswahl von Texten aus Guillaumes Manuskripten seiner Vorlesungen an der École Pratique des Hautes Études in Paris, die aufgrund ihrer Zugänglichkeit ausgewählt wurden. Für das Verständnis sind keine besonderen Vorkenntnisse erforderlich. Die »Grundzüge« präsentieren ein Panorama der komplexen und oft herausfordernden Ideen eines der kreativsten Sprachwissenschaftler des zwanzigsten Jahrhunderts. Die Zusammenstellung der Auszüge sowie die Titel und Untertitel stammen von Roch Valin, dem Herausgeber der französischen Fassung. Die Übersetzer haben sich bemüht, eine klare Begriffsbildung zu schaffen und ein Glossar mit Guillaumschen Termini zur Verfügung zu stellen. Obwohl einige Nuancen von Guillaumes Ausdruckskraft in der Übersetzung verloren gehen könnten, wurde sein Stil respektiert und die in der Vorlage festgehaltenen Gedankengänge genau wiedergegeben. Die Einführung bietet einen Überblick über den wissenschaftlichen Werdegang des Autors und erleichtert den Zugang zu den Texten.

      Grundzüge einer theoretischen Linguistik