Im Herbst 1999 erschien ein legendäres Kultbuch, das mittlerweile vergriffen, aber nach wie vor begehrt ist. Der polnische Künstler Piotr Uklanski ergänzt nun seine Arbeit mit einem neuen Bilderzyklus, der einen radikalen Kommentar zur gegenwärtigen politischen Stimmung abgibt, in der die Grenzen zwischen Populismus und Faschismus verschwimmen. Uklanskis Werk versammelt Bilder von „echten“ Nazis – Parteigrößen, Kriegshelden und Verbrechern – und kombiniert diese mit der propagandistisch inszenierten Bilderwelt des Dritten Reichs und der fiktionalen Nazi-Ikonografie Hollywoods. Die Ähnlichkeit zwischen den fiktiven und realen Exponenten des Bösen ist gespenstisch. Die Gestaltung und Materialität des Buches spiegeln die Verbindung zwischen dem „hässlichen realen Bruder“ und dem „glamourösen“ Künstlerbuch wider. Hinter den Zeichen des Bösen lauert die Ikonographie medialen Kitsches und der Lächerlichkeit, die Macht der Verkleidung und die Verkleidung der Macht. Es geht um den Glamour des Bösen und das Scheinen falscher Orden aus falschem Gold. Uklanskis Werk wirft Fragen auf: Wer sind die „wirklichen“ Nazis in diesem Vexierbild? Was qualifiziert jemanden zum Nazi? Welche Bilder sind real und welche nicht? Uklanskis Real Nazis wird am 7. Juni 2017 zur Eröffnung der documenta 14 in Kassel präsentiert.
