In der Trilogie setzt sich der Bildhauer Markus Daum mit gesellschaftspolitischen Fragestellungen auseinander, während er seiner Maxime treu bleibt: Kunst muss mit existenziellen Aspekten des Menschen verbunden sein. Politische Relevanz entsteht, wenn Werke mit berührenden Menschen-Geschichten verknüpft sind. Die eurozentrische Sicht hat sich gewandelt; Kriege, Terrorismus, die Folgen des globalen Kapitalismus sowie klimatische und soziale Umwälzungen sind nicht mehr weit entfernte Ereignisse, sondern dringen real in die Mitte Europas ein. Die Grenzen zwischen "Peripherie" und "Zentrum" sowie zwischen "Wir" und "Ihr" gewinnen neue Bedeutung in einer Zeit, in der die Vision grenzenloser Globalisierung hinterfragt wird. Band 1, "Peripherie", präsentiert Werke von Daum (Skulpturen, Zeichnungen, Druckgrafik, Installationen) ab 2010, inspiriert von Quellen aus Nordafrika und dem Nahen Osten, dem "Peripheriegürtel" Europas. Band 2, "Der Körper des Fremden", ist eine Zusammenarbeit mit Michael Roes, dessen unveröffentlichter Text die künstlerische Auseinandersetzung mit diesem Thema anregt. Band 3, "Schattenfelder", beleuchtet das Thema des Schattens fotografisch und wird durch ein Gespräch zwischen Hans-Jörg Clement und Markus Daum ergänzt.
Markus Daum Livres





Die Vergänglichkeit und das Fließen der Zeit sind zentrale Themen für Markus Daum, die er als Teil seiner Kunst versteht. Das in der Publikation vorgestellte Singener Kapitell, 2010 auf der Gartenseite der Stadthalle Singen installiert, wiegt 23 Tonnen und ist keine flüchtige Arbeit. Es thematisiert Daums Auseinandersetzung mit der menschlichen Figur, insbesondere dem Kopf. Eine schiefe Säule trägt ein kopfähnliches Gebilde, das durch Höhlungen, Einschnitte und Brüche geprägt ist. Aus Eisen gegossen und mit einer schützenden Rostschicht überzogen, symbolisiert es den Einfluss der Zeit und die Vergänglichkeit. Eisen ist für Daum ein technisches, neutrales, aber auch expressives Material im Vergleich zu Bronze. Die Veröffentlichung bietet mehr als eine Werkmonografie; sie ermöglicht dem Betrachter, den Arbeitsprozess des Künstlers zu verfolgen. Die einzelnen Phasen, vom ersten Bozetto über das Modell bis zum fertigen Eisenguss, werden dokumentiert. Fotos und ein Gespräch zwischen Daum und Christoph Bauer gewähren einen tiefen Einblick in Daums kreativen Prozess und seine Gedankenwelt.
Das Arbeiten in Zyklen ist für Markus Daum keine rein technische Angelegenheit. Im Zyklus löst sich für Daum der Kreislauf von Werden und Vergehen ein, mit dem sich der Künstler seit Jahrzehnten befasst. Anschaulich wird dies in seiner Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper, den er sowohl bildhauerisch als auch grafisch darstellt. Gut 400 Blätter umfasst sein grafisches Werk, der erste Radierungszyklus entstand bereits gegen Ende seines Studiums, das er zuerst an der Akademie in Stuttgart bei Alfred Hrdlicka und dann in Berlin bei Rolf Szymanski absolvierte. Seitdem ist die Radierung ein notwendiges Gegenstück zu seiner bildhauerischen Arbeit. Wie die Bildhauerei verlangt auch die Radierung ein sukzessives Arbeiten, das sich über viele einzelne Schritte allmählich entwickelt. Daum beendet diesen Prozess selbst, indem er auf seiner eigenen Presse die Radierungen druckt. Markus Daum arbeitet sich an seinen Themen und Motiven ab, bis sie sich für ihn erschöpft haben. Doch das kann dauern. Der Zyklus „Im nebenher von allem“ besteht aus 63 Einzelarbeiten. Trotz der geschlossenen Struktur des Zyklus interessiert Markus Daum das Fragmentarische, die Andeutung. Der Betrachter wird eingebunden in den Prozess des Vervollständigens, liest selbst die Spuren der Zeit, die der Künstler festgehalten hat und ergänzt sie, hält sie am Leben.