Politische Lieder, die während des Unabhängigkeitskrieges in Südost-Angola verfasst und gesungen wurden, bilden den Gegenstand der vorliegenden Studie. Aufgenommen wurden diese Lieder im Rahmen einer Feldforschung der Herausgeberin bei in Namibia wohnenden Angolanern. Die vorgestellten dreißig Lieder – veröffentlicht ihrer Originalsprache (Ngangela oder Portugiesisch) – sind mit einer englischen Übersetzung und ausführlichen Anmerkungen zum Kontext, in dem sie gesungen wurden, versehen. Der Stellenwert dieser Lieder kann kaum überbewertet werden. Während des Krieges wurden politische Lieder von der MPLA (Movimento Popular de Libertação de Angola) sowohl im Kontext der nationalen Bewegung eingesetzt als auch zur Stärkung der Position der Zivilbevölkerung gegenüber den Guerillas. Aufgrund der Wichtigkeit des Themas fordert die Herausgeberin für dieses literarische Genre einen angemessenen Platz in der afrikanischen Geschichtsschreibung. In der Einleitung legt sie den Schwerpunkt auf die historische Dimension der MPLA-Lieder und deren Beziehungen zu lokalen Lied- und Tanztraditionen Südost-Angolas. Das Buch erörtert neue Forschungsbereiche und stellt theoretische Fragen zur Diskussion von komplexer kollektiver Erinnerung, populärer Literatur und Legitimität. Über die Autorin: Inge Brinkman war Mitglied des Sonderforschungsbereiches 389 „Kultur- und Landschaftswandel im ariden Afrika – Entwicklungsprozesse unter ökologischen Grenzbedingungen“ (1995-2007) an der Universität zu Köln. Ihre Studie zu den politischen Liedern Südost-Angolas baut auf der Forschung zu historischen Erzählungen aus derselben Region auf. Deren Ergebnisse wurden zusammen mit Axel Fleisch im selben Verlag als Band 7 dieser Schriftenreihe unter dem Titel „Grandmother’s Footsteps“ – Oral Tradition and South-east Angolan Narratives on the Colonial Encounter (ISBN 978-3-89645-056-2) veröffentlicht.
Inge Brinkman Livres



Das vorliegende Werk dokumentiert eindrucksvoll, wie ein brutal geführter Bürgerkrieg lokale Kulturen verändert und eine 'Kultur der Gewalt' formt. Es bietet eine anthropologische Perspektive, die durch die intensive Einbeziehung oraler Dokumentationen eine Innensicht auf Gewalt und Krieg ermöglicht. Während die Geschichte afrikanischer Bürgerkriege oft politisch betrachtet wird, wird hier Angst, Leiden und Terror als zentrale Themen hervorgehoben. Die Arbeit integriert sowohl gesammelte orale Traditionen von Flüchtlingen des angolanischen Bürgerkriegs in Nordnamibia als auch umfangreiche Quellenstudien aus portugiesischen Archiven. Thematisch wird die erste Phase des angolanischen Befreiungskriegs von etwa 1960 bis 1974 behandelt. Die Autorin beginnt mit einer Einführung, die die politische Geschichte Südostangolas skizziert und methodische Fragen diskutiert. Im Fokus stehen unterschiedliche Erfahrungen von Gewalt und deren kulturelle Bedeutungen. Gewalt wird als „change agent“ betrachtet, der persönliche Beziehungen, soziale Strukturen und Überzeugungen verändert. Brinkman gelingt es, ihre Informanten nicht nur als Opfer darzustellen, sondern auch deren Handlungsspielräume und Strategien des Widerstands zu beleuchten. Die Autorin war Mitglied des interdisziplinären Sonderforschungsbereichs 389 an der Universität zu Köln.
In dieser Sammlung berichten nach Namibia eingewanderte Angolaner von der Eroberung Angolas durch die Portugiesen, wobei die mündliche Überlieferung der südost-angolanischen Bevölkerung vielfältig behandelt wird. Diese Vielfalt spiegelt die individuelle Kreativität der Erzähler wider und zeigt, wie orale Traditionen in regionale Kulturen integriert sind. Die Erzählungen sind in neun Gruppen unterteilt, die unterschiedliche regionale Konzepte offenbaren, darunter Kolonialismus, Politik, Tradition, Moderne, Magie und Religion. Die Autoren, die Projektmitarbeiter des interdisziplinären Sonderforschungsbereichs 389 der Universität zu Köln waren, kombinieren ihre Kenntnisse der Afrikanistik und (ethno-)historischen Forschung, um Sprache im Kontext von Geschichtenerzählstrategien zu analysieren und die Verbindungen zwischen oraler Tradition und Vergangenheit zu beleuchten. Kritiker heben hervor, dass die Erzählungen sowohl als Beispiele neuer Formen mündlicher Tradition als auch als Dokumente über die MPLA-Indoktrination von Interesse sind. Sie bieten wertvolle Einblicke in die Fusion persönlicher Erinnerungen mit lokalen Traditionen und deren Bedeutung im Rahmen der Indoktrination, während Linguisten sich über die Verfügbarkeit eines umfangreichen Textkorpus freuen, der wenig bekannte Sprachvarianten dokumentiert.