Was sich im Jahre 1547 am Ausgang des Schmalkaldischen Krieges im mitteldeutschen Raum entschied, war reichsgeschichtlich von Belang und stellte die Weichen für die sächsisch-thüringische Entwicklung. Nur Monate nach Luthers Tode musste sich die reformatorische Hochburg Wittenberg dem altgläubigen Kaiser Karl V. und seinen verbündeten Truppen öffnen, stand der katholische Reichsherr am Grabe Luthers in der Schlosskirche. Die Urkunde der Wittenberger Kapitulation beschließt ein erstes militärisches Ringen der konfessionellen Mächte im nachreformatorischen Deutschland. Die Entscheidung ist an der mittleren Elbe beim Städtchen Mühlberg gefallen. Für die wettinischen Lande war es ein schmachvoller Bruderkrieg, die Auseinandersetzung wettinischer Vettern, beide protestantisch, doch der eine, der Albertiner Herzog Moritz von Sachsen, im kaiserlichen Lager und zeitgenössisch »Judas von Meißen« gescholten. Er erhielt dafür vom Kaiser die sächsische Kurwürde zugesprochen, und seitdem datiert etwa das heutige Sachsen. Und der andere, der Verlierer von Mühlberg, der ernestinische Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige, ein Führer des Schmalkaldischen Bundes, geriet in Gefangenschaft und ging außer der Kur großer Gebiete verlustig. Seine Niederlage wurde Ausgangspunkt einer jahrhundertelangen thüringischen Kleinstaatenvariante. Beschrieben hat dies Geschehen, quellennah und mit Blick auf ein breiteres Publikum, der Historiker Wieland Held, von 1992 bis zu seinem Tode 2003 Inhaber der Professur für sächsische Landesgeschichte an der Universität Leipzig.
Wieland Held Livres




Nach dem Zweiten Weltkrieg hat die marxistische Muntzerdeutung - mit Folgen fur die Geschichtsphilosophie sowie fur die Kirchen-, Kultur- und Schulpolitik der SED - zu einer weltweiten Beschaftigung mit Thomas Muntzer herausgefordert. Diese konzentrierte sich auf die Erforschung der historischen Personlichkeit und die Uberwindung von Schmahung und Verherrlichung Muntzers.Die erste kritische Gesamtausgabe der "Schriften und Briefe" Muntzers erschien 1968. Die intensive Beschaftigung mit Muntzer liess hierbei ihre Mangel erkennen. Daher verstandigten sich sechs deutsche Muntzerforscher noch vor dem Ende der DDR, in eine Neuedition mittels Korrekturen, Erganzungen und vertiefenden Erlauterungen die neuen Forschungsergebnisse einzubringen. 1992 wurde dieses mit der Historischen Kommission verbundene Unternehmen in das Projekt "Quellen und Forschungen zur sachsischen Geschichte" der Sachsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig aufgenommen. Band 3 enthalt zeitgenossische Quellen wie Chroniken, Akten, Briefwechsel oder Gedichte, die unentbehrliche Informationen und wichtige Bausteine fur ein historisch-kritisches Muntzerbild liefern.
Das im Jahre 1906 an der Universität Leipzig durch den Kultur- und Universalhistoriker Karl Lamprecht ins Leben gerufene Seminar für Landesgeschichte und Siedlungskunde war die erste deutsche Gründung dieser Art, und der über vier Jahrzehnte das Institut und die Forschung leitende Rudolf Kötzschke darf als »der Vater der sächsischen Landesgeschichte« angesprochen werden. Die von hier ausgehenden Impulse und Forschungsergebnisse haben die historische Wissenschaftslandschaft insgesamt maßgeblich beeinflusst. In Leipzig erwuchs der historischen Siedlungskunde generell und der sächsischen Landesgeschichte insbesondere eine bleibende Heimstatt, auch über innere Gefährdungen und äußere Anfeindungen eines halben Jahrhunderts seit den späten 30er Jahren hinweg, bis in laufende Kontroversen hinein um Platz und Zukunft solcher Forschungsarbeit im historischen Spektrum überhaupt. All dem sind die im vorliegenden Band versammelten Beiträge von Karlheinz Blaschke, Esther Ludwig, Wieland Held, Uwe Schirmer, Hans Walther und Wilhelm Janssen sowie einige Erinnerungen an das Seminar und den 1949 verstorbenen Nestor des Faches Landesgeschichte gewidmet