Mit diesem Band wird so etwas wie eine medienphilosophische Apotheke und Arztpraxis eröffnet. Medien werden nicht mehr bloß technologisch, ästhetisch oder begrifflich-philosophisch erklärt, vielmehr genealogisch in ihrer pharmazeutischen, epidemiologischen, ärztlichen und gesellschaftlichen Wirkung nachgegangen. Als Mittel sind sie kein begriffliches, ästhetisches oder technisches Instrument, sondern Pharmaka einer ärztlich-politischen Kunst und Wissenschaft, die – seit Platon – Heilmittel aber auch Gift heißen können.
Das Buch untersucht den griechischen Begriff des „polemos“, der die Spaltung der Gesellschaften und Öffentlichkeiten in rivalisierende, gewalttätige Parteien bezeichnet. Es zeigt das neue feindselige Paradigma der Öffentlichkeit, das nicht mehr auf die akklamatorische Gestalt des liberalen Konsenses und auf dem doxologischen Aspekt der Macht beschränkt bleibt, sondern sich vielmehr auf den „Medienkrieg“ der liberalen und autoritären Öffentlichkeiten ausgeweitet hat. Hierbei werden vor allem die Probleme des Journalismus aufgezeigt, der sich heute den liberalen oder autoritären Mächten und Kräften „antiaufklärerisch“ verschrieben hat.
Der hier vorgelegte Band möchte ‚Medien‛ von ihrem traditionellen Ort auf das politische Feld hin verlagern. Medien sind nämlich nicht nur als intellektuelles oder ästhetisches Spiel (kommunikatives, sprachliches, schriftliches, technisches, profitrationales, instrumentelles, hermeneutisches oder mathematisch-informatisches), vielmehr auch als politischer Ernstfall zu begreifen. Daher geht diese „Medientheorie‟ der Frage nach, „warum die Menschheit anstatt in einen wahrhaft menschlichen Zustand einzutreten, in eine neue Art von Barbarei versinkt‟ (Adorno/Horkheimer). Diese Frage, so unsere These, ist eine mediale , die aus der anfänglich ‚verkehrten Setzung‛ ( kata-strophen ) der Medien resultiert und dann ihren historisch-gesellschaftlichen, sozialen und politischen Fortschritt bestimmt. Die Hauptthese dieses Buches lautet, dass wir es in den ‚Medien‛ nicht mehr mit einem theoretischen, technisch-ästhetischen oder informatischen Spiel zu tun haben. Vielmehr mit dem politischen Ernstfall , wo es nämlich um Wahrheit oder Falschheit innerhalb der Polis und ihren jeweils geltenden Gesetzen geht. Es sind die zwei unterschiedlichen Bereiche (intellektuelles und ästhetisches Spiel hier und politischer Ernstfall dort), die nicht miteinander verwechselt werden dürfen, weil letzterer existenziell ist und darin um Leben oder Tod geht. Medien heute sind selbst zu den kulturellen, technischen, ökonomischen und politischen ‚Waffen‛ geworden, um darin ihr ‚Wesen‛ und ‚Unwesen‛ zu verbergen. Damit hat auch jene ‚technizistische Medientheorie‛ ihren metaphorischen Charakter verloren – der „Krieg als das Eigentliche der Medien‟ (Kittler) – und ist in den politischen, geopolitischen, finanz- und informationsökonomischen Raum überführt worden. Die medientheoretische These Kittlers (Medien als „Heeresgerät‟: Medien als ein zweckentfremdetes Kriegsgerät stellen eine Art Abfallprodukt dar, das solange in seiner Funktion verkanntwird, solange die primäre militärische Funktion ignoriert bleibt), ist somit, so unsere These in diesem Buch, nicht „technisch‟, sondern politisch (staatlich) und ökonomisch-gesellschaftlich-sozial (vorstaatlich) zu verstehen: Medientheorie als „Stasiologie‟ (Theorie des Bürgerkriegs) und „Polemologie‟ (Theorie des Kriegs). Ein antagonistisch-polemisches Prinzip, das alle Medien im öffentlichen Raum scharf stellt , so dass jenes „agonische‟ Kampfprinzip (C. Mouffe) nur eine Vorstufe dazu bildet und daher noch im Raum des Spiels verbleibt. Wir brauchen daher, so unsere abschließende These, kein technisches, hermeneutisches, ästhetisches, phänomenologisches, anthropologisches oder ontologisches Apriori, das Medien in ihrem Wesen oder Unwesen erklärt, sondern eine Stasiologie und eine polemologie , die das ganze antagonistisch-polemische Feld der Medien im öffentlichen Raum zu erschließen vermögen. Erst dieses Scharfstellender Medien im öffentlichen Raum erlaubt es nämlich auch über dieses antagonistisch-polemische Prinzip hinauszugelangen.
"Der Zukunft auf der Spur" - Transformation aus der Perspektive Ernst Blochs
Ernst Blochs Philosophie der konkreten Utopie und sein Theorie-Praxis-Konzept warten auf breitere Rezeption. In den Debatten über Gesellschaftsveränderung sollte untersucht werden, ob Blochs Kategorienlehre die Grundlage eines neuen Transformationsparadigmas bieten kann. Der Begriff „Transformation“ wird vielfältig verwendet, oft unspezifisch, da er sich auf unterschiedlichste Umformungen beziehen kann. Autoren wie Michael Brie, Dieter Klein und Ulrich Brand haben den Begriff geschärft und für umfassende gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Veränderungen neu interpretiert. Üblicherweise bezeichnet Transformation einen Wechsel der politischen Grundordnung. Nach 1989 wurde er im Kontext der „postkommunistischen Systemtransformation“ populär. Politologe Jerzy Maćków äußert in seinem Blog, dass Integration mit Menschen des eigenen Kulturkreises gelingt, während fremde Kulturen assimilieren müssen. Diese Sichtweise ist umstritten. Auch in anderen Kontexten wird Transformation analytisch betrachtet, wie bei Bress und Hensel, die 1972 die Rolle der Wirtschaftspolitik im Sozialismus als Mittel gesellschaftlicher Transformation thematisieren. Frank Deppe analysierte 2012 die Entwicklung der Gewerkschaften im Rahmen der „Großen Transformation“, die den globalen Finanzmarktkapitalismus und Neoliberalismus beschreibt. Gewerkschaften sollten ihre Positionen zur europäischen Ebene überprüfen, um nicht als Juniorpartner des deut
Dieses essential bietet eine Archäologie des Designs und eine Systematik der Designtheorie. Es erweitert das Designkonzept des modernen Industriezeitalters auf immaterielle Designphänomene, Netzwerke und ihre Trägermedien. Zugleich sucht es nach den Kräften des modernen Designs, die dieses in seiner Geschichte als poietisches Vermögen bestimmen und immer weiter vorantreiben. Hierbei zeigt Stavros Arabatzis, dass Design auch gegen sich selbst arbeitet, sodass die poietische Praxis des Designs ebenso mit dem Verlust dessen einhergeht, was der Autor hier die Resistenz des Designs und den neuen Gebrauch als ‚gutes Design‘ nennt: die Freiheit vom Design (die Verweigerung des Gebrauchs) im Design (anarchischer Gebrauch).
Dieses essential bietet eine ideengeschichtliche Erkundung des modernen Begriffs von Kunst. Es leistet eine theoretische Unterscheidung zwischen dem alten und neuen Kunstbegriff („Kultwert“ und „Ausstellungswert“) und zeigt zugleich ihre beider Ununterscheidbarkeit im neuen Kultgegenstand der interaktiv-vernetzten Kultur. Es schlägt Positions- und Kursbestimmungen für eine zukünftige Kunst vor, die den imperativen Mächten nicht mehr gehorcht.
Das Buch schlägt vor, die Medien und Medientheorien in drei Hauptkategorien zusammenzufassen: 1) Die imperativ-archischen Medien. Es handelt sich hier um ein von der historischen Bühne verdecktes »Heeresgerät« (Kittler), das heute im Dienste eines neuen Imperativs steht. 2) Die gegenimperativen Medien. Diese meinen die eigentliche Medienresistenz gegen die globalen und nationalen Medienmaschinen. 3) Die anarchischen Medien. Sie beschreiben die Aktualität der Medien, denn wirklich aktuell werden sie erst da, wo sie in ihrem archischen Charakter ausgedient haben, um anarchisch (ohne Herrschaft) zu leben, was in den imperativen Medienmaschinen ungelebt bleibt.
In der Beschäftigung mit den neuen Medien wurde in den letzten 30 Jahren nicht nur das starke Medium „Masse“ vergessen, sondern ebenso das Universalmedium (in seinen mehrfachen Metamorphosen, als Bild, Ton, Wort, Design, Geld, Wahrnehmung etc.), das heute alles formatiert und noch radikal verschiedene Systeme und Kulturen letztlich zu überschreiben versteht. Daher werden hier Medien als prägende und formatierende Mittel von Kultur überhaupt untersucht und in ihren Wirkungen, Auswirkungen, Imaginationen sowie epistemologischen und poietischen Intentionen theoretisch eingefangen. Hierbei werden auch die theoretischen Knoten verortet, wie sie etwa auch die Texte eines Deleuze, Žižek, Derrida oder Agamben in der digital vernetzten Weltgesellschaft bilden. Es handelt sich um eine Theorie der Medien, die die Medien (Mittel) weder verabsolutiert, noch pseudokritisch traktiert, vielmehr sie auf ihre Bedeutung hin befragt und sie auch in Beziehung zu einem Nichtmedialen setzt. Eine These dieser Studie lautet: alles Mediale, Vermittelte, zehrt vom Unmittelbaren und weist auf dieses zurück, gerade weil es das Unmittelbare prägt und medial formatiert, aber darin eben auch nicht ganz aufgeht.
Können wir in einem durchkapitalisierten, medialisierten Globo-Behälter noch mit der Masse als Matrix einer anderen Welt rechnen? Das ist die schlichte politisch-ästhetische Frage, die dieser Essay stellt. Billig ist ihr Anspruch nicht abzufertigen.
Der erste Teil des Buches unternimmt den Versuch, die Schocks der globalisierten Moderne und die traditionelle Erfahrung miteinander zu konfrontieren. Dabei wird sowohl das Ende der traditionellen Erfahrung im Schockkontinuum der globalisierten Moderne, wie die Transformation des Kunstschocks in der realen Schockerfahrung diagnostiziert. Dieser neue Schock ist weniger die getäuschte Erwartung sich selbst im Schockkontinuum zu begegnen, als der unerwartete Schreck sich selbst in der globalisierten Schockflut als ein Anderes und Fremdes zu erfahren: als das Gegebene, Alte, und zugleich als das absolut Andere, Neue. Der zweite Teil zeigt die Physiognomie des Mediums auf und hebt sie von einer bloss reflexiven Medientheorie und Mediologie ab. Es handelt sich um eine Medienphysiognomie, die die reflexive und sprachmediale Logik der Medien in ihrer sprachsachlichen Logik auflöst: die Topographie des Mediums. Die Physiognomie der Medien rückt so ins Zentrum der heutigen Debatten über die Neuen Medien ein und zeigt dort die Notwendigkeit für die Entwicklung eines neuen Medienalphabets, mit dem wir die heutigen Bilder, Klänge und Worte neu lesen und wahr-nehmen lernen.