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Nicola Kaminski

    Journalliteratur – ein Avertissement
    "O ja. Entscheiden. Seht doch ...": Der "zerbrochne Krug" als Fall der Textkritik
    Der Liebe eisen=harte Noth
    Zuschauer im Eckfenster 1821/22 oder Selbstreflexion der Journalliteratur im Journal(text)
    »Zu schyff Zu schyff bruder: Eß gat / eß gat«: zur Performanz des Exemplarischen im Narrenschiff
    Andreas Gryphius
    • Andreas Gryphius

      • 264pages
      • 10 heures de lecture
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      Andreas Gryphius, den wohl bedeutendsten deutschen Barockdichter, hat man oft in falschen Alternativen interpretiert: entweder war er ganz der Lyriker des Vanitas-Motivs oder ganz der konfessionelle Propagandist lutherisch gefärbten Märtyrertums oder der modern-absolutistische Staatsrechtler der Königsdramen oder aber der ständisch-konservative Komödienverfasser. Nicola Kaminski unternimmt eine neue Gesamtansicht des Werks, auch seiner weniger bekannten Teile. Sie interessiert sich für die alles bündelnde Frage, warum Gryphius seine Erkenntnisse über die höchsten und letzten Dinge in Glauben, staatlicher Ordnung und Herrschaft gerade den so schillernden Medien des uneigentlichen Sprechens in der Literatur oder dem ganz illusionistischen barocken Theater anvertraute.

      Andreas Gryphius
    • »Zu schyff Zu schyff bruder: Eß gat / eß gat«: zur Performanz des Exemplarischen im Narrenschiff

      Ein Sonderband der »z.B. Zeitschrift zum Beispiel«

      • 160pages
      • 6 heures de lecture

      Fragt man, aus was für einem Material 1494 Sebastian Brant 'diß schiff gezymberet' hat, so wird die Antwort lauten müssen: aus Exempeln. Das Narrenschiff zählt nicht weniger als 471 Exempel. Dennoch hat die Forschung diesem 'Baumaterial' bislang wenig systematische Aufmerksamkeit geschenkt. Beispiele, exempla, sind für Texte, die rhetorisch etwas bewirken wollen (belehren, appellieren, warnen), unverzichtbare Bestandteile der Argumentation. Gleichzeitig haben sie aber die Tendenz, sich in der Veranschaulichung eines Allgemeinen unter der Hand zu verselbständigen. Was nun aber, wenn ein programmatisch moraldidaktischer Text seine Rede zum aus Beispielen gezimmerten Schiff formt, die Rezeption als Fahrt darauf inszeniert - und dann die exemplarischen Planken zu arbeiten beginnen, in Spannung zueinander treten, aus den Fugen gehen? Eine solche Lektürefahrt auf dem Narrenschiff unternimmt der erste Sonderband der 'z.B. Zeitschrift zum Beispiel': im Kielwasser des Irrfahrers Odysseus, hin und her geworfen zwischen Schrift und vexierend sich wiederholenden Bildern, genarrt von der Weisheit an Bord und zuletzt gar dem in den Bordüren zu findenden Autor 'Sebastianus Brant' - und immer und immer wieder konfrontiert mit dem Eigensinn der Exempel.

      »Zu schyff Zu schyff bruder: Eß gat / eß gat«: zur Performanz des Exemplarischen im Narrenschiff
    • Üblicherweise liest man »Des Vetters Eckfenster« als Erzählung E. T. A. Hoffmanns mit Blick auf das Schicksal des gelähmten Vetters und das Erscheinungsdatum zwei Monate vor Hoffmanns Tod nicht selten mit autobiographischen Implikationen. Das vorliegende Buch schlägt, ausgehend vom Veröffentlichungsort des Textes, der Berliner Zeitschrift Der Zuschauer, in der »Des Vetter Eckfenster« vom 23. April bis zum 4. Mai 1822 in Fortsetzungen veröffentlicht wird, eine andere Lesart vor. Eine Lesart, die die Autorschaft des gesunden, den Gelähmten besuchenden und mit ihm aus dem Eckfenster schauenden Vetters ernstnimmt und die Publikation im Zuschauer ihm zurechnet. Das Szenario stellt sich dann auf einmal sehr anders dar, konflikthaltig: Der eine, der schreibende und in Fortsetzungen veröffentlichende Vetter ist zugleich unübersehbar als illiterat markiert; der andere, der gelähmte Dichter, veröffentlicht nicht mehr. Nicht im Zuschauer, in dem seit 1821 vielerlei Schaulustige, unter ihnen auch E. T. A. Hoffmann, das Hauptstadttreiben beobachten und davon erzählen, journalistisch berichten, es rezensieren. Doch auch keine unsterblichen Werke in Buchform mehr. Diese Schreibblockade läßt sich zwar auch als kritischer Kommentar zum zeitgenössischen Literaturbetrieb lesen, nur bekümmert der sich nicht darum. Nicht einmal der eigene, literarisch unbedarfte Vetter tut das, erzählt und publiziert vielmehr auf eigene Hand. Signum dieses Erzählens und Publizierens in Fortsetzungen aber ist ein nur scheinbar nebensächlicher Blickfang: der dernier cri der hauptstädtischen Modewelt nämlich, der rothe Shawl… In diesem journalliterarischen Horizont erscheint »Des Vetters Eckfenster« nicht als distinkt sich abschließendes literarisches Werk, sondern als Brennpunkt, in dem sich die in der Zeitschrift Der Zuschauer über den gesamten Erscheinungsverlauf 1821/22 ausgetragenen oder in Szene gesetzten Debatten um Autorschaft, Publikationsformen, Publikum, Stellenwert und Relevanz von Literatur sammeln und im Konflikt der Vettern scharfgestellt werden. Seine Grenzen hat der »Eckfenster«-Text somit bestenfalls im Zeitblatt Der Zuschauer, genaugenommen noch nicht einmal dort.

      Zuschauer im Eckfenster 1821/22 oder Selbstreflexion der Journalliteratur im Journal(text)
    • Journalliteratur – ein Avertissement

      Pfennig-Magazin zur Journalliteratur, Heft 1

      • 43pages
      • 2 heures de lecture

      Literatur wird oft als buchförmig und in Schrifttexten gedacht, doch seit dem späten 18. Jahrhundert erschienen viele literarische Werke in Journalen: Zeitungen, Zeitschriften und literarischen Taschenbüchern. Betrachtet man die Materialität und die spezifische Verbreitung dieser journal-literarischen Texte, wird deutlich, dass die Leser des 19. Jahrhunderts, selbst bei identischen Inhalten, ganz anders lasen als wir heute in modernen Buchausgaben. Journalliterarische Texte sind nicht als abgeschlossene Kunstwerke konzipiert, sondern sind Teil eines medialen Verbunds, der auf Fortsetzung angelegt ist und möglicherweise in Lieferungen unterbrochen wird. Das erste Heft des »Pfennig-Magazins zur Journalliteratur« zielt darauf ab, diese literatur-, medien- und kunstgeschichtlichen Aspekte sichtbar zu machen, um Fragen zu entwickeln und ein material-philologisches Erschließungsangebot zu skizzieren. In Ergänzung zur buchförmigen Reihe »Journalliteratur«, in der die DFG-Forschergruppe ihre Ergebnisse präsentiert, stellt das »Pfennig-Magazin« im Format von Brockhaus’ »Pfennig-Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse« (1833) Projektideen, Fallstudien und thematisch verwandte kleinere Publikationen vor.

      Journalliteratur – ein Avertissement
    • Gryphius-Handbuch

      • 946pages
      • 34 heures de lecture

      Andreas Gryphius zählt zu den am besten erforschten Autoren des 17. Jahrhunderts. Seit der Barockforschung in den 1960er und 70er Jahren hat sich eine facettenreiche Forschungslandschaft entwickelt, jedoch fehlt eine umfassende Darstellung seines Lebens und Werkes. Das Gryphius-Handbuch reagiert auf dieses Desiderat, indem es als eigenständiger Überblick dient und den aktuellen Stand der Forschung zu Autor und Werk sowie deren Rezeption aufzeigt. Die 38 textzentrierten Kapitel erproben auch neue literatur- und diskurstheoretische Ansätze. Die Struktur kombiniert Textzentriertheit mit systematischer Verstrebung: Ergänzend zu Lektüren einzelner Werke eröffnet das alphabetisch organisierte Kapitel »Systematische Aspekte« in zwölf Einträgen Perspektiven zu poetologischen Konzepten und historischen Rahmenbedingungen, die für Gryphius’ Schreiben entscheidend sind. Im Gegensatz zur älteren Forschungstradition, die sich auf wenige kanonische Sonette und Trauerspiele konzentrierte, erweitern Artikel zu Leichabdankungen, Oden und Übersetzungen das Referenzcorpus erheblich. Auch diesen Texten wird eine eigene Ästhetik zugeschrieben, die sich gegen geschlossene Deutungssysteme als widerständig erweist.

      Gryphius-Handbuch
    • Die Buchförmigkeit von Literatur wird oft als selbstverständlich angesehen, doch seit der Medienrevolution des 18. Jahrhunderts wird Literatur, insbesondere Erzählliteratur, häufig in anderen Formaten veröffentlicht und rezipiert. Dominant sind hier Literaturzeitschriften, Unterhaltungsblätter, Tageszeitungen und andere periodische Publikationen. Der mediale Aggregatzustand dieser Veröffentlichungen, in dem Texte lieferungsweise und unvervollständig neben anderen (Fortsetzungs-)Texten erscheinen, beeinflusst die zeitgenössische Rezeption der Literatur entscheidend. Dies betrifft nicht nur vergessene oder abgewertete Texte, sondern auch bedeutende Werke der Hochliteratur, die noch nicht durch Kanonisierung isoliert sind. Die Vorgeschichte dieser Entwicklung reicht bis zu den Moralischen Wochenschriften zurück und birgt ein strukturbildendes Potential, das es zu entdecken gilt. Der vorliegende Band versammelt Beiträge, die in einem Werkstattgespräch an der Ruhr-Universität Bochum im Mai 2012 diese terra incognita aus germanistischer Perspektive exemplarisch erkunden und als Vorstudien zu einem größeren Forschungsprojekt zur Journalliteratur verstanden werden.

      Zeitschriftenliteratur, Fortsetzungsliteratur
    • Im April 1832 erschien in der schwer zugänglichen Zeitschrift Der Gesellschafter Eichendorffs Novelle Viel Lärmen um Nichts, die in siebzehn Lieferungen abgedruckt wurde. Das Buch untersucht die zeitgenössische Rezeption der Novelle und beleuchtet ihre kunstvolle Verankerung in den Diskursen der ausgehenden Goethezeit. Es bietet unterschiedliche Perspektiven auf die Lektüre und macht diese durch ein Faksimile der Aprilausgabe sinnlich nachvollziehbar. Die Novelle beschreibt eindrucksvoll eine Szene, in der Aurora von einer großen, dampfbetriebenen Maschine angezogen wird, die mit Eleganz auffällt. Sie beobachtet, wie dicke, in Schweinsleder gebundene Folianten in einen Beutelkasten geworfen werden, darunter auch Chroniken wie die des Grafen Khevenhüller. Während elegant gekleidete Herren geschäftig umherlaufen, um die Arbeit zu verrichten, bemüht sich das hungergeplagte Volk, den Abfall aufzusammeln. Die Autoren, Nicola Kaminski und Volker Mergenthaler, sind Professoren für Neuere deutsche Literatur an renommierten Universitäten und forschen zu Literatur, Kultur und Medien der Frühen Neuzeit und der Romantik sowie seit dem 18. Jahrhundert.

      "Der Dichtkunst Morgenröthe verließ der Erde Thal": Viel Lärmen um Nichts
    • "Wâ ez sich êrste ane vienc, Daz ist ein teil unkunt"

      Abgründiges Erzählen in der 'Krone' Heinrichs von dem Türlin

      Viel ist schon erzählt worden von König Artus, so die Prämisse des Erzählers der Krone, hier nun soll programmatisch vom jungen Artus die Rede sein - und also, in der Rolle des 'Kronprinzen', von einem noch jüngeren Gawein. Wie verträgt sich aber das mit den allenthalben dem arthurischen Personal zugesprochenen und in vielfachem intertextuellem Rekurs beglaubigten Vergangenheiten der Figuren? Die vorliegende Lektüre nimmt den Entwurf eines jungen Artushofes ernst und begreift die daraus resultierende doppelte Zeitrechnung, unter der erzählt wird, als Symptom, das auf eine abgründige Erzähllogik verweist: einen verschütteten Subtext, in dem so disparate Momente wie Gaweins durchgängige müede oder seine seltsamen 'Wunderketten'-Erfahrungen unversehens ebenso Methode haben wie Ginovers zwielichtiges Verhalten, die Verwicklungen um Fimbeus' Gürtel oder die widersprüchliche Faktur der Gasoein-Figur.

      "Wâ ez sich êrste ane vienc, Daz ist ein teil unkunt"