Das Forschungsvorhaben wurde im Jahr 2007 im Nachgang zu dem im Januar 2006 erfolgten katastrophalen Bauwerksversagen der Eissporthalle in Bad Reichenhall initiiert. Für den Einsturz der Dachkonstruktion waren mehrere zusammenwirkende Ursachen maßgebend. Eine der wesentlichsten Schadensursachen betraf die Harnstoff-Formaldehyd(UF-)Harz verklebten Keilzinkenvollstöße der Untergurte der kastenförmigen Hauptträger der Dachkonstruktion. Bedingt durch langjährig andauernde Kondensatbildung an der Unterkante der Hauptträger, in Folge bauphysikalisch zum damaligen Zeitpunkt nicht durchgängig bekannter konvektiver Sachverhalte, erfolgte eine hydrolytische Degradation der UF-Klebefugen im Biegezugbereich der Keilzinkenvollstöße verbunden mit einem weitgehenden Verlust der Tragfähigkeit der Verbindungen.
Simon Aicher Livres




Die Anforderungen an die Herstellung und die Biegefestigkeit von keilgezinktem Vollholz sind heute in Deutschland im Rahmen von DIN 68140-1, Ausgabe 1998, geregelt. Daneben existiert die als deutsche Norm übernommene europäische Norm DIN EN 385, welche ebenfalls Keilzinkenverbindungen behandelt und die Leistungs- und Mindestanforderungen an deren Herstellung definiert. Die beiden Normen sind nur in wenigen Punkten deckungsgleich. Der Forschungsbericht legt einen umfangreichen experimentellen Datensatz und statistische Auswertungen vor - mit dem Ziel, sicherheitsrelevante Änderungen der DIN EN 385:1996 zu bewirken. Aufgezeigt werden vor allem die offensichtlichen Unstimmigkeiten in der EN 385 hinsichtlich der Relationen von Flach- und Hochkantbiegung und darauf basierender Leistungsanforderungen im Rahmen der werkseigenen Produktionskontrolle (Eigenüberwachung) und der Prüfungen der Zertifizierungsstelle (Fremdüberwachung).
Seit über 90 Jahren wird mit Brettschichtholz gebaut, und weltweit gibt es keinen dokumentierten Fall, in dem eine solche Konstruktion aufgrund von Hausbockbefall ihre Tragfähigkeit oder Gebrauchstauglichkeit verloren hat. Trotz dieser positiven Bilanz gibt es in der DIN 68800-3 strenge Anforderungen zur Abwehr des Holzschädlings. Eine umfassende Feldstudie untersuchte die Wahrscheinlichkeit eines Hausbockbefalls bei Brettschichtholz-Konstruktionen und die damit verbundenen Sicherheitsrisiken. An 58 Bauwerken in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden wurden fast 40.000 Quadratmeter eingehend kontrolliert. Rund 2000 Brettschichtholz-Bauteile, die kaum chemischen Holzschutz erhielten, wurden inspiziert, Feuchtemessungen durchgeführt und Risstiefen ermittelt. Zudem wurden chemische Analysen auf Holzschutzmittel in Feuchteschutz- und Farbanstrichen vorgenommen. Die Ergebnisse der Studie bestätigen die jahrzehntelangen Erfahrungen mit Brettschichtholz-Konstruktionen. Bei Nutzungsklassen 1 und 2 ist die Wahrscheinlichkeit eines Hausbockbefalls in Gefährdungsklasse 2 nahezu null. Auch in Nutzungsklasse 2 ist ein Befall unter den Bedingungen der Gefährdungsklasse 3 unwahrscheinlich. In Nutzungsklasse 3 und Gefährdungsklasse 4 ist die Wahrscheinlichkeit eines Befalls zwar höher, bleibt jedoch extrem niedrig.