Die Geschichte der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Ästhetik Bertolt Brechts ist ein buntes Panoptikum von Deutungen und Mißverständnissen. Es verdankt sich dem Bemühen, den «Stückeschreiber» entweder mit den Idealen einer klassischen Tradition, den Normen des Sozialistischen Realismus oder der Idee einer Methode der Erkenntnisvermittlung zu versöhnen. So sind die Widersprüche, die die Wissenschaft bisher ermittelt - und kaschiert - hat, meist welche zwischen ihr und Brecht, nicht aber jene, die die Brechtsche Theatertheorie und Gesellschaftskritik selbst auszeichnen. Die Arbeit versucht aufzuzeigen, inwiefern Brechts Kritik des «aristotelischen» Theaters Wesen und Wirkung der klassischen Bühne verfehlt. Sie kritisiert die Brechtsche Theorie des «epischen» Theaters als konsequente Ausformung eines keineswegs auf Brecht beschränkten Idealismus: Die affirmative Stellung, die im Genuß der Kunst gegeben ist, soll als Mittel der Erzeugung kritischer Gedanken verwendet werden.
Jan Kobel Livres



Der Reiz und die Geheimnisse Venedigs liegen nicht in seinem Glanz, sondern in seinem Alltag: das beiläufige Leben auf und an den Kanälen, Handwerk und Märkte, die neblige Ruhe im Winter und die Heiterkeit der Sommertage. In über zehn Jahren hat der Fotograf Jan Kobel einen Zyklus dieser Normalität geschaffen, der nebenbei dokumentiert, wie schnell auch in Venedig die Zeit vergeht - ausrangiert sind die Anleger der Vaporetti, neu ganze Ladenzeilen. In Reproduktion, Druck und Ausstattung ist der bibliophile Band eine Referenz an eine Stadt deren Drucker einst Wegbereiter der Schwarzen Kunst waren. >Venedig enthüllt in den Bildern Jan Kobels ein neues Gesicht. Es ist, als würden die Objekte durch Kobels Aufnahmetechnik minutiöser abgebildet, als lägen sie unter einem Vergrößerungsglas. Das Auge wird nicht von Farben abgelenkt und entdeckt eine Fülle von Details. Daß auf vielen Stadtansichten gleichwohl Menschen im Vordergrund stehen, macht die Fotografien doppelt wertvoll. Andere Bilder wiederum vermitteln nur eben eine flüchtige Ahnung der Stadtlandschaft, ein verschwimmendes, ephemeres Venedig.< Frankfurter Allgemeine Zeitung