Im geschäftig-bunten Straßengeflecht zwischen Donaukanal, Augarten und Praterstern spürt „Wege ins Vergnügen“ jenen Orten nach, die die Leopoldstadt einst zu dem machten, was sie war: ein Zentrum der multikulturellen Wiener Moderne und des Vergnügens. Als der Wiener Prater 1766 öffentlich zugänglich gemacht wurde, hat das Vergnügen in Wien seinen Hauptwohnsitz gefunden. Nicht nur im Prater selbst, sondern auch in seinen Vorstraßen. Der Band zur gleichnamigen Ausstellung im Jüdischen Museum Wien berichtet von Volkssängerlokalen, Varietés, Possenbühnen und Theatern, erzählt von Ensembles wie der Freien Jüdischen Volksbühne, dem Budapester Orpheum oder der Wilnaer Truppe und erklärt, warum die „Klabriaspartie“ oder der „Dybuk“ hier so populär wurden. Zu Wort kommen Zuschauer, Zensur und Presse. Die Bühne betreten aber auch die damals gefeierten Stars der urbanen Szene – Heinrich Eisenbach, Abisch Meisels, Gisela Werbezirk, Gertrud Kaus oder Hans Moser.
Brigitte Dalinger Livres






»Man bewilligte uns sogar einige Spiele«
Künstlerische Aktivitäten unter dem Zwang der NS-Herrschaft in Österreich
Der Komplex Mauerbach
Eine Theatersammlung „aus fachmännischem Besitze“ zwischen Führerbibliothek und Mauerbach Benefit Sale
Der Komplex Mauerbach – eine Theatersammlung zwischen Führerbibliothek und Mauerbach Benefit Sale Der sogenannte Komplex Mauerbach ist eine Sammlung von knapp 3.000 Bänden mit Theatertexten aus den Jahren 1751 bis 1932, die in ihrem Grundstock auf den Wiener Schauspieler und Theaterhistoriker Otto Rub zurückgeht. 1941 wechselte sie den Eigentümer. Von den NS-Behörden für die ‚Führerbibliothek‘ in Linz gedacht, wurde sie zum Schutz vor Fliegerangriffen im Salzbergwerk Aussee eingelagert. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als nicht-restituierbares „herrenloses Gut“ eingestuft, kam das Konvolut 1996 im Rahmen des „Mauerbach Benefit Sale“ zur Auktion. Brigitte Dalinger leistet mit ihrer Studie über die bemerkenswerte Sammlung einen Beitrag zur Provenienzforschung in Österreich und gibt vielfältige Einblicke in die Rechts- bzw. Restitutionsgeschichte der Zweiten Republik. Detailreich rekonstruiert und kontextualisiert die Autorin die Geschichte des Komplex Mauerbach.
Das NS-Repräsentationstheater, das Theater des Kulturbundes deutscher Juden sowie theatrale Aktivitäten in Ghettos und Konzentrationslagern stehen im Fokus dieses Bandes. Berücksichtigt werden insbesondere bislang kaum erarbeitete Themenbereiche. Dazu gehören unter anderem die Frage nach der Aneignung avantgardistischer Theaterbegriffe durch NS-Instanzen, die Erschließung von und der bewusste Umgang mit historischem Quellenmaterial sowie die Aufarbeitung von jiddischem Theater in Ghettos und Konzentrationslagern. Die Zusammenschau der Theaterformen ermöglicht erstmals, die Wechselwirkungen zwischen den Teilbereichen in den Blick zu nehmen, ohne die Differenzen zu relativieren. Kritische Betrachtungen bzw. Analysen der unterschiedlichen Theatergenres runden den Band ab. The central focus of the anthology is a critical juxtaposition of the NS theatre of representation, the Theatre of the Cultural Association of German Jews, as well as theatrical activities in ghettos and concentration camps. Special attention is given to source materials, the current state of research, to specific theatre concepts in the three focal areas and to interpretative patterns that have emerged in the field of research and memory studies. The juxtaposition of the research areas allows for new (theatre-related) historical, historiographical, dramaturgical and theoretical insights, that provide new perspectives in Theatre Studies in general.
"Trauerspiele mit Gesang und Tanz"
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Jüdische Theatertexte, die von 1890 bis 1938 in Wien aufgeführt und/oder geschrieben wurden, stehen im Zentrum dieser Arbeit. Dazu zählen jiddische Singspiele, Melodramen und ernsthafte Dramen ebenso wie Texte berühmter deutschjüdischer Autoren der Wiener Moderne und die sogenannten „Jargonschwänke“, die äußerst populär waren. Nach einer Einführung in die Thematik werden die ästhetischen und dramaturgischen Grundlagen der jüdischen Dramatik vorgestellt. Um die Fülle und Vielfalt der Texte überschaubarer zu machen, wurden sie folgenden Themenbereichen zugeordnet: Liebe und Partnerwahl, Ehe und Familie; Antisemitismus; Geschichten und Legenden aus der Zeit vor der Diaspora sowie Mythen und Legenden – und im Detail beschrieben und analysiert. Klar wird nicht nur, welche Themen die jüdischen Dramatiker und ihr Publikum beschäftigten, sondern auch, wie stark die Verbindungen zwischen sozial und sprachlich unterschiedlichen Theaterwelten – der deutschen, russischen, polnischen Hochkultur und der jiddischen Subkultur – waren, und wie vielfältig die jüdische Dramatik.
Die »Quellenedition zur Geschichte des jüdischen Theaters in Wien« umfaßt 79 Dokumente aus den Jahren 1880 bis 1955, davon wurden 25 Quellen aus dem jiddischen Original übersetzt. Das ausgewählte Material zeigt die Entstehung des jiddischen Theaters und die Intentionen seiner Autoren, die deutschsprachigen jüdischen Theaterinitiativen, die Stellung des Theaters innerhalb der jüdischen und nichtjüdischen Umwelt und die ästhetische Entwicklung der Dramatik. Weitere Abschnitte weisen auf den Einfluß von Politik, Antisemitismus und Exil auf die Entwicklung des jüdischen Theaters und die Biographien der Theaterleute hin. Das jiddische Theater in Wien muß im Kontext der Entwicklung des internationalen jiddischen Theaters gesehen werden, daher wurden einzelne Aufsätze über berühmte jüdische Truppen (die Wilnaer Truppe, das New Yorker Jüdische Kunsttheater, die hebräische Habima, das Moskauer Jüdisch-Akademische Theater Goset) aufgenommen. Im Anhang der »Quellenedition« finden sich ausführliche Stellenkommentare, biographische Angaben zu Dramatikern und Schauspielern sowie Inhaltsangaben der wichtigsten jüdischen Dramen. Die »Quellenedition« bietet somit einen Einblick in die Arbeit heute im deutschsprachigen Raum großteils vergessener beziehungsweise verdrängter Dramatiker und Schauspieler und einen Überblick über die Entwicklung und Geschichte des jüdischen Theaters, wie es bis 1938 in Wien existierte.
