Ein reiner Frauenberuf war die Geburtshilfe vor nicht allzu langer Zeit, doch ab Mitte des 18. Jahrhunderts begann sie, sich zu einer männlich dominierten medizinischen Wissenschaft zu entwickeln. 1751 übernahmen Ärzte den Unterricht für Hebammen und Medizinstudenten am Göttinger Entbindungshospital, was eine neue Ära einleitete. Zwei Hauptmerkmale prägten die Phase des „traditionellen Berufs“: die Einführung eines regulären Hebammenunterrichts und die Entstehung der wissenschaftlichen Geburtshilfe. Göttingen war der Ort, an dem der erste akademische Lehrstuhl für Geburtshilfe und eine der ersten deutschen Hebammenschulen gegründet wurden. Zudem wurden Geburtshelferinnen offiziell von der Obrigkeit angestellt, was zuvor eine rein weibliche Angelegenheit war. Ihre Tätigkeit war jedoch nicht als Vollzeitberuf mit festen Arbeitszeiten konzipiert. Die Autorin widmet sich ausführlich diesen vier Faktoren und beleuchtet die Frauen, die diesen ungewöhnlichen Beruf ergriffen, die Herausforderungen, die sie dabei annahmen, und ihr Leben im Dienst an anderen Frauen. Die Studie untersucht die Diskrepanz zwischen offizieller Darstellung und tatsächlicher Entwicklung und entdeckt so ein Stück vergessenen Frauenlebens.
Henrike Hampe Livres




Das Thema Migration entwickelt sich zu einer wichtigen Kategorie der Museumsarbeit. In Deutschland wird die Gründung eines zentralen 'Migrationsmuseums' gefordert und gleichzeitig ein 'Zentrum gegen Vertreibungen' heiß diskutiert. Auch andere europäische Länder entdecken den migratorischen Aspekt ihrer Vergangenheit und Gegenwart. Die USA, Inbegriff massenhafter Einwanderung, zeigen schon jetzt, wie sich Migration museal präsentieren lässt. Unumstritten ist: Alle hiesigen Museen müssen sich in Zukunft stärker mit der Tatsache auseinander setzen, dass Deutschland ein Ein- und Auswanderungsland ist und war. Dieses Thema anzugehen erfordert jedoch neue Ansätze sowohl in der Forschung (an Universitäten und Museen) als auch in der Vermittlung. Deshalb vereinigt dieser Band Erfahrungsberichte und Analysen von Volkskundlern, Historikern und Museumspädagogen aus Deutschland, Frankreich und den USA.
Wie donauschwäbische Kinder bis zum Zweiten Weltkrieg heranwuchsen und was sie prägte, veranschaulichen viele Lebensgeschichten. Ungewöhnliche Exponate entführen in eine ferne, längst vergangene Welt, in der Gehorsam und Pflichtbewusstsein hoch im Kurs standen. Kinder sprachen ihre Eltern mit „Ihr“ an, Mädchen begannen mit acht Jahren an ihrer Aussteuer zu arbeiten, Jungen gingen mit vierzehn in die Lehre, geheiratet wurde früh. Die Sicherheit solcher festgelegten Lebensläufe zerbrach jedoch durch den Zweiten Weltkrieg. Was die Donauschwaben damals erlebten, hat sie durch ihr weiteres Leben begleitet.