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Lutz Laschewski

    Von der LPG zur Agrargenossenschaft
    Nutzung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien für das lebenslange Lernen in ländlichen Regionen
    Neue Landsoziologie in Polen und Deutschland
    Konsum im Wandel
    Die Zukunft der Landwirtschaft als dialogisches Verfahren
    Sozialer Wandel in ländlichen Räumen
    • Es ist eine Ironie der gegenwärtigen westeuropäischen Gesellschaften, dass ländliche Themen heute mehr Beachtung finden als in den letzten 50 Jahren, während die Fähigkeit ländlicher Gesellschaften, kollektive Identität zu schaffen, schwächer denn je ist. Zudem unterliegt die Definition von „Land“ und dessen Nutzung zunehmend unterschiedlichen Interessen. Die Landwirtschaft, einst die dominierende wirtschaftliche Kraft, spielt eine immer geringere Rolle in der ländlichen Ökonomie. Stattdessen gewinnen neue, konsumtive Landnutzungsinteressen wie Tourismus und Wellness an Bedeutung. Die Unterschiede in den Entwicklungspfaden ländlicher Räume treten deutlicher hervor und überlagern die Stadt-Land-Unterschiede. Ländliche Regionen sind zunehmend auf ihre eigenen natürlichen, institutionellen, kulturellen und sozialen Ressourcen angewiesen, was die Mobilisierung endogener Entwicklungspotenziale entscheidend macht. Politische Strategien zur ländlichen Entwicklung stehen vor der Herausforderung, alternative Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft zu schaffen, verschiedene Interessen auszugleichen und identitätsstiftend zu wirken. Die Hoffnung liegt auf integrativen, partizipativen und akteursorientierten Verfahren, die „bottom-up“ wirken. Dieses Spannungsfeld wurde in der Sektion „Land- und Agrarsoziologie“ der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Sommer 2003 in Rostock erörtert, und die Beiträge dieser Tagung sind in diesem Ba

      Sozialer Wandel in ländlichen Räumen
    • Es wird wieder viel über Landwirtschaft gesprochen. Auch hat sich die Art verändert, wie in der Gesellschaft darüber gesprochen wird. Waren bis in die achtziger Jahre hinein die Folgen des agrarstrukturellen Wandels für die ländlichen Räume das bestimmende Thema, so wird spätestens mit der BSE-Krise und der im Anschluss proklamierten „Agrarwende“ die industrialisierte Landwirtschaft als ökologisches und gesundheitliches Risiko- und Konfliktfeld thematisiert. Mit der Veränderung gesellschaftlicher Konfliktkonstellationen und Diskurse über die Rolle der Landwirtschaft und dem Wandel der Kommunika-tionsformen gewinnen dialogische Verfahren an Raum, die darauf abzielen, Entscheidungsprozesse in der Agrarpolitik zu öffnen und die dafür auch Spielräume der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien nutzen. Ein solcher Prozess - der im Sommer 2012 eröffnete Masterplanprozess „Mensch und Land“ in Mecklenburg-Vorpommern - ist Gegenstand der Beiträge dieses Bandes. Zwar wurde er mit einem Arbeitsergebnis abgeschlossen, sowohl der Arbeitsprozess selbst als auch das Ergebnis blieben jedoch kontrovers und vieles, was erarbeitet wurde, fand nicht den Weg in politische Programme. Die Autoren betrachten diesen Prozess aus spezifischen Perspektiven - der Regionalentwicklung, der Kommunikationswissenschaft und der Agrarsoziologie - und verweisen auf unterschiedliche Problemzusammenhänge, wie die in der Region institutionalisierte und in den Partizipationserwartungen der Beteiligten manifestierte Kommunikationspraxis, das durch den häufigen Wechsel von Kommunikationssituationen und -medien gekennzeichnete Verfahren sowie die Effekte gesellschaftlicher Differenzierung. Diese Problemperspektiven herauszuarbeiten und zu verbinden erwies sich nicht nur in der Begleitung des Prozesses förderlich, sondern liefert einen eigenständigen und frischen Blick auf die Möglichkeiten und Grenzen sowie die Gestaltung dialogischer Verfahren. Um über Landwirtschaft zu sprechen, braucht es gute dialogische Verfahren.

      Die Zukunft der Landwirtschaft als dialogisches Verfahren
    • Die Beiträge in diesem Band zeichnen ein differenziertes Bild über das, was Landsoziologie war und gegenwärtig ist und inwiefern sie sich sozusagen runderneuern sollte. Auffällig sind aber zunächst, jenseits dieser Grundsatzfrage, die augenscheinlichen Unterschiede zwischen den Ländern. Die polnische Landsoziologie stellt sich als eine durchaus selbstbewusste Teildisziplin der Soziologie dar, die für sich (neben anderen Teildisziplinen) den Anspruch erhebt, konstitutiv für die polnische Soziologie zu sein. Zugleich wird die Stadt-Land-Problematik gegenwärtig als eine, wenn nicht sogar als die zentrale gesellschaftliche Herausforderung des Landes angesehen. Demgegenüber steht eine Landsoziologie in Deutschland, die ihrerseits sowohl historisch als auch aktuell eher randständig ist. Zugleich ist die gesellschaftliche Fragestellung der Stadt-Land Verhältnisse, trotz einiger leidenschaftlicher politischer Debatten in den letzten Jahren, die insbesondere vor dem Hintergrund des demographischen Wandels aufkamen, in Deutschland deutlich weniger prägend, weshalb diese Fragestellung außerhalb der Landsoziologie selbst kaum größere Aufmerksamkeit erfährt.

      Neue Landsoziologie in Polen und Deutschland
    • Die vielfach gehegte Erwartung, daß das Ende des Sozialismus auch das Ende kollektiver Formen der Landbewirtschaftung nach sich ziehen werde, hat sich nicht erfüllt: Aus vielen früheren Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) der DDR sind Agrargenossenschaften in der Rechtsform der eG hervorgegangen. Laschewski zeichnet ihren Entwicklungsweg in diesem Band nach. Ausgehend von einem Theorierahmen, der Unternehmen als organisierte Sozialsysteme begreift, beschreibt er den Wandel des gesellschaftlichen, ökonomischen und rechtlichen Kontexts für Agrargenossenschaften, die Entscheidungsprozesse, Denk- und Handlungsmuster der beteiligten Akteure und die Veränderungen bzw. Kontinuitäten von Leitungsstrukturen. Typische Problemlagen, mit denen sich diese Unternehmen konfrontiert sehen, werden systematisiert, in den Zusammenhang der allgemeinen Diskussion um die Bestandsfähigkeit der Agrargenossenschaft gestellt und generalisierbaren alternativen Entwicklungspfaden zugeordnet. Indem der Autor einen tragfähigen Analyserahmen entwickelt und ihn mit detaillierten empirischen Beobachtungen zu füllen vermag, gelingt es ihm, ein differenziertes Bild an die Stelle der oft groben Polarisierungen in der öffentlichen Diskussion zu setzen.

      Von der LPG zur Agrargenossenschaft