Digitaler Habitus
Zur Veränderung literaler Praktiken und Bildungskonzepte






Zur Veränderung literaler Praktiken und Bildungskonzepte
Die öffentliche Rekonstruktion politischer Kollektivität am Beispiel des Neuen Rußland
Das 20. Jahrhundert erlebte an seinem Ende tiefgreifende politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Umwälzungen, vorwiegend in Osteuropa. Die autoritäre Führung der osteuropäischen Gesellschaften brach zusammen, ihre demokratische Transformation ist bis heute unterschiedlich weit vorangeschritten, in keinem Fall aber abgeschlossen.Öffentliche Erinnerungen, das heißt öffentlich geführte Debatten über historische Ereignisse und deren Wahrnehmung stehen in enger Beziehung mit dem demokratischen Transformationsprozess dieser Gesellschaften. Am Beispiel des heutigen Russland untersucht Andreas Langenohl die öffentlichen Erinnerungen dreier wichtiger Ereignisse der Sowjetperiode: der Oktoberrevolution 1917, des Zweiten Weltkriegs (des »Großen Vaterländischen Kriegs« der sowjetischen Historiografie) und des Stalinismus. Welche Erinnerungsmuster prägen die heutigen öffentlichen Debatten, durch welche Argumentationsstrategien werden sie begründet? Welche Funktion und welchen Einfluss hat die öffentliche Erinnerung auf den Prozess der demokratischen Transformation Russlands?
Genealogien, Praktiken, Imaginationen
Konstruktivistische Gender-Konzepte verzeichnen seit längerem außerordentliche institutionelle Erfolge. Sie wurden in transnationalen Netzwerken von Kunst- und Kulturschaffenden aufgegriffen, um Identität, Sehnsüchte und Ängste bezüglich Sexualität, Partnerschaft und Reproduktion über ästhetische Medien neu zu verhandeln. Der Band diskutiert aktuelle Tendenzen der Kulturalisierung von Differenz am Beispiel öffentlicher Auftrittsweisen der Kategorie Gender. Ziel ist nicht, Kulturalisierung hinter sich zu lassen, sondern die damit bezeichneten Prozesse selbst zu befragen. Sie rekonstruieren genealogische Linien, Praxisfelder und Imaginationen, die eine Rezeptionsgeschichte von Gender-Konzepten in unterschiedlichen akademischen und öffentlichen Diskursen sowie in zeitgenössischer visueller Kultur ergeben.
Moralität, Krisen und Teilhabe in der ökonomischen Moderne
Der Sammelband fragt nach den Konjunktionen von Finanzmarkt und den Krisen der modernen Gesellschaft, und zwar unter dem Aspekt von Öffentlichkeit beziehungsweise unterschiedlicher Finanzmarktpublika. Denn es sind insbesondere Öffentlichkeit und Publikumsstrukturen, in deren Wandel sich das Paradigmatische von Finanzmärkten für allgemeine Mechanismen der Integration, Kohäsion und Imagination moderner Gesellschaften zeigt. Finanzmarktpublika sind Szenerien der Konstitution der (Un-)Moralität der Finanzmärkte, Austragungsorte gesellschaftlicher und finanzökonomischer Krisen und zugleich Projektionsflächen nicht nur ökonomischer, sondern gesellschaftlicher Teilhabe. Solche Momente finanzmarktlicher Paradigmatizität werden auf der Grundlage konzeptioneller Überlegungen und empirischer Befunde zu Verhältnissen zwischen Operationsweisen von Finanzmärkten, der Konstitution von Öffentlichkeiten und der Strukturierung moderner Gesellschaften freigelegt und zur Diskussion gestellt.
Der Sammelband vermisst anhand exemplarischer Konfliktfelder die Herausforderungen an Demokratie als politische, gesellschaftliche und kulturelle Ordnung im 21. Jahrhundert. Wie vollbringt die Demokratie, deren Existenzberechtigung nicht nur auf politische, sondern auch auf ökonomische, kulturelle und soziale Konstellationen Rücksicht nehmen muss, das Kunststück, moderne Gesellschaften trotz ihrer Pluralität und Heterogenität zusammenzuhalten? Und in welchen gegenwärtigen und zukünftigen gesellschaftlichen Feldern zeichnen sich Konstellationen ab, die ihr gefährlich werden können?
Klassische Texte
Das Paradigma der Transkulturalität stellt aktuell einen der wichtigsten Ansätze in der Kulturwissenschaft dar. Kulturen werden hier konsequent in ihrer Fluidität und der Kontingenz ihrer Grenzziehungen verhandelt. Dieser Band bietet eine systematische Einführung in die wichtigsten Theorien und Positionen. Er versammelt klassische, kanonische, aber auch aktuelle Originaltexte - viele davon zum ersten Mal in deutscher Sprache präsentiert. Kommentierende Einleitungen und sorgfältig zusammengestellte Auswahlbibliographien geben dem Band eine didaktische Rahmung, die sich an den Bedürfnissen von Studium und Lehre orientiert. Das Buch ist in vier Kapitel gegliedert: 1. Diaspora und Exil (u. a. Hannah Arendt, Paul Gilroy) 2. Migration, Globalisierung, Transnationalisierung (u. a. Homi K. Bhabha, Arjun Appadurai) 3. Übersetzung (u. a. Walter Benjamin, Gayatri Chakravorty Spivak) 4. Wissen um das Fremde
Soziale, kulturelle und ökonomische Dimensionen
Finanzmärkte spielen eine bedeutende Rolle in der Gesellschaft, die über wirtschaftliche Aspekte hinausgeht. Sie dienen nicht nur der Kapitalallokation, sondern reflektieren auch Wünsche, Ängste und apokalyptische Visionen. Die Art ihrer Darstellung beeinflusst ihre ökonomische Relevanz und Funktionsweise. Dieser Sammelband vereint Beiträge aus Soziologie, Politischer Ökonomie, Literaturwissenschaft und empirischer Kapitalmarktforschung und untersucht, wie Finanzmärkte dargestellt werden, wie sie sich selbst repräsentieren und welche Auswirkungen dies auf ihre Dynamik hat. Ein zentrales Thema ist die spezifische Zeitlichkeit der Finanzmärkte, die als Markt-Zeit bezeichnet wird. Diese Fokussierung ermöglicht eine interdisziplinäre Betrachtung von Phänomenen wie Beschleunigung, Kurzfristigkeit von Anlageverhalten und unterschiedlichen Zeithorizonten in der Prognose von Finanzentwicklungen. Die Beiträge beleuchten unter anderem abweichende Zeitstrukturen am Aktienmarkt, die Auswirkungen von Personalentwicklungsprogrammen, den Druck auf das Management durch nachhaltige Kapitalanleger und die zeitlichen Dimensionen der Börse. Weitere Themen sind die Deutungskrise während Börsenkrisen, Anreizwirkungen von Aktienoptionsplänen und die Rolle von Unsicherheit und Risiko in der Rationalität der Finanzmärkte.
Eine Rekonstruktion der Modernisierungstheorie
Mit Bezug auf Traditionen wird Bestehendes legitimiert. Die Kritik an Traditionen, sei es in Bezug auf Familie, Religion oder andere Bereiche, ist daher wesentlicher Bestandteil von Gesellschaftskritik. Andreas Langenohl zeigt dies an zwei Beispielen, der postsowjetischen demokratischen Kritik in Russland und den Postcolonial Studies. Dabei hinterfragt er gängige soziologische Modernisierungstheorien und leistet eine fundamentale Neubewertung der Bedeutung von Traditionen in Gegenwartsgesellschaften.
Imaginäre Zeit und die kulturelle Repräsentation der Gesellschaft
Die Reihe präsentiert Beiträge der qualitativen Sozialforschung, die empirisch anspruchsvolle Untersuchungen mit einem Interesse an soziologischer Theorie verbinden. Sie versammelt originelle Beiträge zur Wissenssoziologie, zur Interaktions- und Organisationsanalyse und zur Sprach- und Kultursoziologie, in denen sich weltoffenes Forschen, methodische Reflektion und analytische Arbeit wechselseitig verschränken.
Die Studie bietet eine strukturalistisch orientierte, semantische Analyse des Lexempaares grad/gorod sowie seiner Derivationen im Altkirchenslavischen und Altrussischen. Sie basiert auf einem komplexen Modell sprachlicher Semantik, das nicht die Wortbedeutung, sondern einzelne Bedeutungselemente und deren kontextuelle Integration in den Mittelpunkt rückt. Die Untersuchung beinhaltet ein Lexikon des Wortnestes grad/gorod , das auf Übersetzungen von über 1000 Nachweisen in altkirchenslavischen und altrussischen Texten ins Deutsche beruht. Mit Hilfe dieser Daten sowie ihrer Spiegelung vor Erkenntnissen der Wortbildung und Kulturgeschichte werden allgemeine semantische Funktionen und Mechanismen der altrussischen Periode skizziert.