Gerold Foidl, geboren 1938 in Lienz, gestorben 1982 in Grafenhof. Scheinbare Nähe ist der letzte, unvollendete Roman des großen Osttiroler Autors: Ein Buch über jenes „unsichtbare Gefängnis“, in dem Gerold Foidl sich eingezwängt fühlte, ein Buch über die aussichtslose Lage angesichts seiner unheilbaren Krankheit - der berührende und beeindruckende Abschluss von Foidls schmalem Werk. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Dorothea Macheiner.
Gerold Foidl Livres




EINE WIEDERENTDECKUNG: BEKLEMMENDE ANTI-HEIMATLITERATUR VON GEROLD FOIDL Gerold Foidl wurde 1938 in Lienz/Osttirol geboren, wo er aufwuchs. Der spätere Schriftsteller durchlebte eine SCHWIERIGE KINDHEIT, litt an epileptischen Anfällen, wurde deshalb psychiatrisch behandelt. Er arbeitete lange Zeit in Zollämtern in ganz Österreich, lebte danach als freier Autor in Salzburg. Sein BEWEGTES LEBEN VERARBEITETE FOIDL IN SEINEN BÜCHERN - jedoch sind bis heute TEILE SEINER BIOGRAPHIE, beispielsweise ein angeblicher Selbstmordversuch 1962, NICHT EINDEUTIG BELEGT. So verschwimmt die Grenze zwischen den tatsächlichen Begebenheiten, der Rekonstruktion aus seinen Texten und der Legendenbildung rund um seine Person. 1980 erhielt Foidl die Diagnose Lungenkrebs, er verstarb 1982 in Salzburg. POSTHUME VERÖFFENTLICHUNG DURCH PETER HANDKE Zwei Romane hat Foidl verfasst, sie erzählen von SCHWERMUT, ZWIESPÄLTIGKEIT UND GEFANGENSEIN. „DER RICHTSAAL“, sein erster Roman, der zu seinen Lebzeiten erschien, ist die gnadenlose Abrechnung eines jungen Mannes mit einer freudlosen Kindheit. „SCHEINBARE NÄHE“ hingegen wurde posthum veröffentlicht. Kein Geringerer als Peter Handke verarbeitete die vier erhaltenen unabgeschlossenen Fassungen zu jener Ausgabe, die 1985 bei Suhrkamp publiziert wurde. Ein Roman über die aussichtslose Lage angesichts der unheilbaren Krankheit des Protagonisten. Darüber hinaus schrieb Gerold Foidl mehrere kürzere Prosatexte, die vormals unter dem Titel „STANDHALTEN“ erschienen sind. FOIDLS GESAMMELTE WERKE ERSTMALS IN EINEM BAND Mit dieser Ausgabe erscheint erstmalig ein Band, der alle Werke Foidls vereint und wieder greifbar macht. Der Publizist, Schriftsteller und Essayist KARL-MARKUS GAUSS steuert als Kenner von Foidls Werk ein Vorwort bei. Die Nachworte zu den einzelnen Werken stammen von der Autorin und Herausgeberin DOROTHEA MACHEINER, Wegbegleiterin und Nachlassverwalterin Foidls.
Gerold Foidl (1938-1982) hat neben den Romanen "Der Richtsaal" und "Scheinbare Nähe" auch mehrere kürzere Prosa-Texte verfasst, die zum Teil in verschiedenen Zeitschriften erschienen einige wenige noch zu Lebzeiten, andere erst nach seinem frühen Tod. "Standhalten" vereint diese Texte erstmals in einem Buch, ergänzt durch bisher Unveröffentlichtes aus dem Nachlass. Die Texte erschließen - neben interessanten Variationen von bereits bekannten Themenbereichen - noch unbekannte Seiten innerhalb des Gesamtwerks und tragen somit zu einem vollständigen Bild des Autors bei. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Dorothea Macheiner.
„Der Richtsaal“ ist die gnadenlose Abrechnung eines jungen Mannes mit seiner freudlosen Kindheit. Sein aufgestauter Hass richtet sich vor allem gegen die Großmutter, die ihre Tochter - die Mutter des Erzählers - zu einem Schwangerschaftsabbruch unter abscheulichen Umständen gezwungen hatte. Siebenjährig musste er diesen Eingriff durch den Arzt-Onkel im Wohnzimmer miterleben. Im selben Wohnzimmer entschied die Großmutter, ihren Enkel wegen Epilepsie in eine Nervenklinik einzuweisen (aus der er nach monatelangem Aufenthalt psychisch gestört zurückkehrte). Und in eben diesem Wohnzimmer teilt er den Entschluss mit, sich das Leben zu nehmen, um bewusst Schande über die verhasste Familie zu bringen. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Dorothea Macheiner.