Die etwa vierjährige Italienreise (ca. 1706–1710) von Händel als junger Mann gilt als prägend für sein späteres Leben und Schaffen. Ohne sie wäre seine Karriere, die ihn zu einem der bekanntesten Musiker Europas machte, undenkbar. Die in Italien entstandenen Werke begleitete er ein Leben lang. John Mainwaring, einer der frühesten und einflussreichsten Biografen Händels, beschreibt die Reise als triumphalen Aufstieg eines genialen Komponisten, der von Fürsten und Kardinälen bewundert wird. Diese Sichtweise hat bis heute Bestand. Zeitgenössische Quellen jedoch zeichnen ein lückenhaftes, aber facettenreicheres Bild. Ein neuer Rekonstruktionsversuch basiert auf dem Diarium des Prinzen Anton Ulrich von Sachsen-Meiningen (1687–1763), der Händel 1707 in Rom mehrfach begegnete. Das Reisetagebuch bietet nicht nur neue Einblicke in Händels Biographie und kompositorisches Schaffen, sondern eröffnet auch eine Fülle von Daten, die helfen, den Kontext seiner Italienreise genauer nachzuzeichnen als bisher möglich.
Juliane Riepe Livres


