Technik, so vermuteten wir lange, beherrsche uns, weil ihre Entwicklung einer eigendynamischen Logik folgt, die uns als außergesellschaftliches Faktum erschien, die gesellschaftliche Entwicklung bestimmt. Technik, so behaupteten wir später, sei maßgeblich Resultat akteursbezogener Wirklichkeitskonstruktionen und akteursbezogenen Handelns. Technik, so denken wir heute, ist in ihren Wirkungen nicht mittels technikdeterministischer oder sozialdeterministischer Vorannahmen zu entschlüsseln. Beim genauen Hinsehen offenbart sie sich uns vielmehr als kontingentes Resultat sozialer Innovationsprozesse, das das Potential hat, auf sozioökonomische und institutionelle Wandlungsprozesse Einfluss zu nehmen. Das vorliegende Buch schlüsselt diese Ansätze auf und ist auch als Lehrbuch zu lesen, um sich mit den verschiedenen Strömungen, Irrtümern und Erkenntnissen der Techniksoziologie vertraut zu machen. Die Fallstudien bieten Anregungen für weitere Forschungsvorhaben.
Doris Blutner Livres




Kontrafakt Innovation
- 312pages
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Das Buch basiert auf zwei Fallstudien, die mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Geschäftskundenniederlassungen der Deutschen Telekom AG in den alten und neuen Bundesländern durchgeführt wurden. Die Autoren analysieren die Auswirkungen der Implementierung neuer, dezentralisierter Strukturen im gesamten Unternehmen, von Managemententscheidungen bis hin zur biographischen Verarbeitung des Wandels durch die Beschäftigten. Diese werden nicht einfach in neue Strukturen eingesetzt und kontrolliert, sondern sehen sich zunehmend mit Problemen konfrontiert, deren Lösungen von ihnen erwartet werden, wobei die Organisation diese erst nachträglich bewertet. Die Aufgaben- und Qualifikationsprofile der Beschäftigten werden unklarer, und die Anerkennung ihrer Leistungen wird unsicher. Ehemals berechenbare Karrierewege verwandeln sich in ungewisse Laufbahnen, die auch seitwärts verlaufen oder zu internen zweiten Arbeitsmärkten führen können. Diese Unschärfen erfordern eine sinnvolle Strukturierung der Berufsbiographien, da die Erfüllung beruflich definierter Aufgabenprofile nicht mehr ausreichend ist. Die Organisation greift zunehmend auf die Strukturierungs- und Definitionsleistungen ihrer Mitglieder zurück, die nicht länger auf internen Erfahrungen basieren können, da diese entwertet werden. Neben Experteninterviews und schriftlichen Befragungen der Beschäftigten wurden auch biographische Interviews durchgef