Der Band versammelt Beiträge von Absolvent/innen der Translationswissenschaft der Universität Graz. Sie entstanden in der Folge des Flüchtlingsaufkommens 2015 und legen den Fokus auf die Dolmetscher/innen, ohne die die Kommunikation mit den in Österreich durchreisenden oder um Asyl ansuchenden Menschen nicht möglich gewesen wäre. Die Beiträge erörtern auf der Grundlage gesellschaftspolitisch brisanter Fragestellungen Themenkomplexe wie freiwilliges Engagement und Laiendolmetschen, Diskurse über Flucht, Migration und Translation sowie Implikationen für das Feld der Justiz und loten die Grenze zwischen Wissenschaft und Praxis als dynamischen Kontaktraum aus.
Nadja Grbic Livres






Übersetztes und Unübersetztes
Das Versprechen der Translation und ihre Schattenseiten
Translation verspricht Austausch, wechselseitiges Verstehen und Zusammenhalt zwischen heterogenen Welten von Akteur*innen. Gleichzeitig erweist sie sich jedoch als immanent machtvolles Instrument, um Kontrolle auszuüben und Differenz zu homogenisieren. Translationsprozesse vermögen ebenso zu verbinden wie zu trennen und stoßen dabei stets an die Grenze des Unübersetzbaren. Die Beiträger*innen des Bandes widmen sich diesem Spannungsverhältnis und entwickeln die transdisziplinäre Denkfigur des 'Un_Übersetzten' als potenziellen Raum für Unterdrückung und Verschweigen ebenso wie für Widerstand und Selbstermächtigung
Die Professionalisierung des Gebärdensprachdolmetschens ist ein kontingenter, fortdauernder und kompetitiver Prozess, bei dem Grenzziehungsarbeit eine zentrale Rolle spielt. Nadja Grbic rekonstruiert in ihrer theoretisch fundierten Untersuchung dessen Entwicklung in Österreich seit dem 19. Jahrhundert, zeigt institutionelle Bedingungen der Professionalisierung auf und gibt Einsichten in Wahrnehmungsmuster, Handlungslogiken und Entscheidungsprozesse der Akteur*innen. Damit entwirft sie einen alternativen Erklärungsrahmen zu Fortschrittsmodellen, der über den Fall des Gebärdensprachdolmetschens hinaus eine differenzierte Betrachtung der Vielgestaltigkeit translatorischer Tätigkeiten ermöglicht.
Translationskultur revisited
Festschrift für Erich Prunč
Das umfassende und facettenreiche Werk von Erich Prunč und seine darin zum Ausdruck kommenden zentralen Anliegen liefern die thematische Ausrichtung der vorliegenden Festschrift. Der Band greift Fragen des Objektbereichs der Translationswissenschaft und der Entwicklungslinien dieser Disziplin, das Konzept der Translationskultur und Aspekte einer Translationsethik auf und vereint Beiträge zahlreicher internationaler WissenschaftlerInnen, die mit dem Werk Erich Prunčs verbunden sind. Die Festschrift versteht sich als eine Würdigung nicht nur der zentralen Konzepte, mit denen der Emeritus des Grazer Instituts für Translationswissenschaft die Disziplin bereichert hat, sondern möchte vor allem auch zu einer weiteren Auseinandersetzung mit ihnen anregen.
Der vorliegende Band präsentiert eine Auswahl von innovativen Forschungsarbeiten zum Kommunaldolmetschen bzw. Community Interpreting. Die Beiträge präsentieren Forschungsergebnisse vorwiegend empirischer Studien. Sie liefern interessante Einblicke in dieses vielschichtige Forschungsfeld ebenso wie in unterschiedliche Handlungsfelder des Kommunaldolmetschens in der Praxis. Die Themen der Beiträge, die vom Dolmetschen in der Medizin und Psychotherapie über das Gebärdensprachdolmetschen bis zum Gerichtsdolmetschen reichen, skizzieren aktuelle Problemfelder und zeigen einmal mehr, dass das Kommunaldolmetschen auch in Zukunft einen wichtigen und thematisch reichen Objektbereich der translationswissenschaftlichen Forschung darstellen wird.