Thomas Spranz Fogasy Livres



Wie Ärzte in Gesprächen mit Patienten zu ihrer Diagnose kommen, ist sowohl in der Medizin als auch in der Gesprächsforschung kaum untersucht. Neben Fragen, die auch schon diagnostisches Wissen dokumentieren, sind es insbesondere prädiagnostische Mitteilungen, mit denen Ärzte diagnostisch relevante Aspekte erfassen und für eine diagnostische Integration festhalten. In solchen Mitteilungen sagt der Arzt, was er gerade sieht, hört und fühlt oder denkt. Der Patient wird so am gedanklichen Diagnoseprozess beteiligt. Die Untersuchung analysiert die Inhalte prädiagnostischer Mitteilungen, ihre linguistischen und interaktionalen Eigenschaften sowie die damit verbundene Dokumentation kognitiver Prozesse. Darauf aufbauend wird in ausführlichen Fallanalysen gezeigt, wie prädiagnostische Mitteilungen verschiedene explorative und auch schon therapeutische Funktionen erfüllen können, wie bspw. die Vorbereitung des Patienten auf weitere Untersuchungen, der Perspektivenwechsel zu psychosomatischen Zusammenhängen oder die Herstellung von Vertrauen.
Interaktionsprofile
Die Herausbildung individueller Handlungstypik in Gesprächen
Interaktionsprofile beschreiben Menschen in Gesprächen und wie sie darin werden, was sie "sind". Sie werden dies, so das interaktionstheoretische Paradigma dieser linguistisch-gesprächsanalytischen Untersuchung, durch ihr Handeln und das ihrer Partner, und sie werden es im und durch den Prozeß ihrer Interaktion. Die empirische Analyse der Herausbildung individueller Handlungstypik in Gesprächen zeigt, wie das Handeln Einzelner Struktur und eigendynamische Stabilität gewinnt und welche Faktoren dafür entscheidend sind. Sie ist damit zugleich ein erster Versuch, auf empirischem Wege eine Konzeption des Individuums anzugehen, die die Lücke zwischen allgemeinen Beschreibungen und Postulaten in den Werken von Mead, Goffman oder Strauss u. a. und den konkreten Analysen zu sozialen Stilen, Kategorien und Identitäten oder dem Konzept der Selbstdarstellung ausfüllen kann.