Daniela Gloor Livres






Polizei und Justiz kümmern sich um häusliche Gewalt – ein frommer Wunsch? Dieses Buch zeigt, dass dies möglich ist. Der erste Teil vermittelt Grundlagen zur staatlichen Intervention bei Gewalt in Ehe und Partnerschaft, wobei Polizei, Staatsanwaltschaft sowie Straf- und Zivilgerichte im Fokus stehen. Erstmals wird aus soziologischer und rechtlicher Sicht der Status quo der Behörden analysiert, Lücken aufgezeigt und Verbesserungspotenziale identifiziert. Der zweite Teil beleuchtet das Basler Interventionsprojekt Halt-Gewalt, das wissenschaftlich evaluiert wurde. Es beantwortet Fragen zu Initiativen, beteiligten Institutionen und dem praktischen Vorgehen sowie den Hürden, die zu überwinden sind. Empirische Daten und Erfahrungen der Beteiligten belegen, dass solche Projekte die Situation der Opfer verbessern können. Die positive Bilanz ermutigt zur Übernahme und Anpassung des Modells an anderen Orten. Das Buch bietet Fachleuten von Beratungsstellen, Polizei, Justiz, Sozial- und Gesundheitswesen sowie Gleichstellungsbereichen wertvolle Grundlagen und Handlungswissen. Es ist auch für Sozialwissenschaftler, Juristen und Politiker von Interesse. Die Darstellung der Defizite des Basler Pilotprojekts macht das Buch besonders wertvoll für neue Gewaltschutzinitiativen und bietet wesentliches Handlungswissen für den professionellen Umgang mit häuslicher Gewalt.
"Von der Harmonie zur Trübung" - polizeiliche (Re-)Konstruktionen von Tötungsdelikten im sozialen Nahraum
- 308pages
- 11 heures de lecture
Die Studie beleuchtet die polizeiliche Bearbeitung von Tötungen im sozialen Nahraum. Welche Informationen werden in der Berichterstattung für die nachfolgenden Behörden - Staatsanwaltschaft und Gerichte - als mitteilungswürdig erachtet und welche werden ausgelassen? Die beiden Soziologinnen rekonstruieren in ihrer empirischen Untersuchung die Deutungsleistungen und Narrationen der Polizei anhand von Aktenmaterial der Jahre 1995-2004. Sie arbeiten massgebende Themen und Konzepte heraus, die für die textliche Herstellung der Tatzusammenhänge verwendet werden. Als zentrales Ergebnis zeigen sie auf, dass häusliche Gewalt (anders als z. B. in England) als möglicher Tathintergrund und bedeutsamer Kontext für das Tatgeschehen in der polizeilichen (Re-)Konstruktion weitgehend ignoriert wird. Stattdessen nehmen traditionelle Beziehungskonzepte und Geschlechterbilder sowie essentialistische Konzepte von Persönlichkeit und Ethnizität eine wichtige Stellung ein. Weiter weisen die Autorinnen nach, dass versuchte Tötungen häufig nur oberflächlich dokumentiert werden. Die Studie ist hochaktuell und sowohl für PraktikerInnen als auch für JuristInnen und SozialwissenschafterInnen bedeutsam.