Anton Philipp Knittel Livres






»Jedes einzelne Leben ist die Welt«
Neue Einblicke in Arnold Stadlers Text(t)räume
Unterhaltender Prediger und gelehrter Stofflieferant
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Sie gelten als die beiden großen Unverstandenen der Literatur der Schwellenzeit um 1800, als Genies und Sonderlinge, als Unruhestifter und Avantgarde einer Umbruchzeit zugleich. Zwei Dichter, denen auf Erden nicht zu helfen war: der im schwäbischen Lauffen am Neckar geborene Friedrich Hölderlin (1770-1843), Sohn eines Klosterverwalters, und der im brandenburgischen Frankfurt an der Oder geborene Offizierssohn Heinrich von Kleist (1777- 1811). Zwar mag auf den ersten Blick einiges die manchmal als sperrig und widerständig empfundenen Texte der beiden Unvergleichlichen trennen, doch bei genauerem Hinsehen sind – wie die Beiträge des vorliegenden Bandes belegen – überraschende Parallelen, Analogien und Konvergenzen in ihren Werken zu erkennen. So ist im Rahmen einer internationalen Tagung des Literaturhauses Heilbronn ein Gespräch entstanden, das in vielen Stimmen bis in unsere Gegenwart nachhallt.
Die Studie widmet sich drei zentralen autobiographischen Texten des 19. Jhs., Carus’ 'Lebenserinnerungen und Denkwürdigkeiten', W. v. Kügelgens 'Jungenderinnerungen eines alten Mannes' und L. Richters 'Lebenserinnerungen eines deutschen Malers'. In kulturanthropologisch und literaturwissenschaftlich argumentierender Analyse werden zwischen den Memoiren der bedeutenden Dresdner Künstler – so unterschiedlich sie in ihrer ästhetischen Anlage sind – erstaunliche Parallelen aufgezeigt, die Rückschlüsse auf spezifische Ich-Konstitutionen schreibender und malender Künstler erlauben. Der Autor verbindet dies mit der Frage, auf welche Weise die Krisenphänomene der Zeit durchlebt bzw. tabuisiert werden, in welchen Diskursen sich die entsprechenden Tabus etablieren, wie sie gesellschaftlich, wissenschaftlich, bildkünstlerisch wirken und von welchen Strukturen bzw. Subtexten diese Tabus unterlaufen werden.