Des Politikers neuer Bahnhof
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Das legendäre »Tiefurter Journal«, erstmals vollständig und diplomatisch getreu ediert. Als ein Spielwerk ambitionierter Geselligkeit trat das Tiefurter Journal, in wenigen Exemplaren handschriftlich nur verbreitet, zwischen 1781 und 1784 ans Licht einer sehr begrenzten Öffentlichkeit. Ins Leben gerufen von der Herzogin Anna Amalia in ihrem Sommersitz, dem Tiefurter Schlösschen, entwickelte sich das Periodikum zu einem reizvollen Spiegelbild der höfischen Kultur im klassischen Weimar. Goethe, Herder und Wieland zählten zu den Prominenten unter den (stets anonymen) Autoren. Bunt gestreut sind die einzelnen Beiträge. Gedichte finden sich ebenso wie kulturkritische Essays, Übersetzungen, Scharaden und Rätsel – nicht zuletzt auch dazu bestimmt, der Langeweile bei Hofe Widerpart zu bieten. Dem Journal vor allem verdanken wir die Legende vom Weimarer Musenhof. Diese Edition präsentiert den Text erstmals diplomatisch getreu nach dem Exemplar Herders. Sie enthält überdies in einem Anhang für das Journal bestimmte, aber dort nicht publizierte Texte, ferner Notenbeigaben und erschließt in einem detaillierten Kommentar den historischen Kontext.
Eine produktionsästhetische Studie
Clemens Brentanos dramatisches Frühwerk ist bisher von der Forschung wenig behandelt worden. In satirischen Dramen, Singspielen und Gelegenheitsdichtungen, die häufig Fragmente bleiben, erprobt der junge Autor in den Jahren um 1800 sein poetisches Talent. Er positioniert sich zunächst in der ‚ästhetischen Prügeley‘, die die Frühromantiker mit Vertretern der Aufklärung sowie populären Dramatikern wie August von Kotzebue austragen. Dabei benutzt er seine eigene Lebens- und Familiengeschichte als Material und die frühromantische Programmatik als ästhetische Richtlinie, um dann schrittweise in der Auseinandersetzung mit den Autoren der Weimarer Klassik zu einer objektiveren Poetik und allgemeineren Stoffen zu finden. Exemplarisch lässt sich hier nachvollziehen, wie ein hochbegabter, aber noch unreifer junger Dichter die Themen, Diskurse und Formen seiner Zeit geradezu aufsaugt, um in einem mühsamen produktionsästhetischen Entwicklungsprozess seine eigene Stimme und die ihm gemäße Form der Dramatik zu finden: Am Ende steht der Vorsatz, nicht mehr „aus Bedürfnis“ zu dichten.
Von Anna Amalia bis Sibylle Berg. Herausgegeben von Jutta Heinz
Frauen denken, schon immer und von Natur aus. Sie denken witzig oder tiefsinnig, spontan oder systematisch, vorsichtig oder wagemutig - ganz so, wie es ihrer jeweiligen Persönlichkeit entspricht. Sie denken nach über Männer und Frauen, über die Ehe und die Liebe, die Kindheit und das Alter, über Geburt und Tod, und dann und wann sogar über den Haushalt und die Wäsche also überall das, was ein menschliches Leben lebenswert macht und worüber männliche Philosophen eher selten nachdenken. Der Band versammelt anregende und unterhaltende Zitate von klugen Frauen aus dem geistigen und geographischen Umfeld Weimars: von Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach über die Frauen der Klassiker und Romantiker bis hin zu Marlene Dietrich und Sibylle Berg.
Wir fahren mit 'Bonusmeilen' in den 'All-Inclusive'-Urlaub, surfen 'cool' durch die 'sozialen Netzwerke', 'joggen' eine Runde in 'Designer'-Turnschuhen durch den 'Entsorgungs'-Park, schimpfen in 'Umfragen' über die 'Heuschrecken' und erfreuen uns im 'Reality-TV' an einem ordentlichen 'Zickenkrieg'. Was hätte Sokrates zu all dem gesagt? Muss die Philosophie resignieren angesichts all der neuen Wörter aus Medien, Marketing und Internet, die unseren Alltag überfluten? Bei genauerer philosophischer Beleuchtung zeigt sich, dass man unter dem modischen Begriffsgewand häufig die traditionellen 'großen Fragen' der Geschichte des menschlichen Denkens entdecken kann. 'Ein Leuchtturm für Sokrates' bietet Orientierung für all diejenigen, die sich nicht nur auf die Anweisungen ihres Navis verlassen, sondern der Philosophie auch im Alltag eine Chance geben wollen.
Johann Karl Wezel gilt als radikaler Skeptiker und Menschenfeind, doch für seine Zeitgenossen war er ein produktiver und engagierter Intellektueller. Von 1772 bis 1785 veröffentlichte er eine Vielzahl von Werken, darunter Romane, Schauspiele, Rezensionen und philosophische Schriften. Nach dieser Schaffensperiode zog er sich zurück, verbittert und gesundheitlich angeschlagen, geprägt von den finanziellen Unsicherheiten des Autorenlebens. In seinen Schriften kritisiert Wezel menschliche Torheiten und philosophische Absurditäten, während er gleichzeitig positive Lebenshaltungen erkundet. Er bietet Vorschläge für den Umgang mit Ungewissheit, Leiden und den destruktiven Aspekten menschlicher Leidenschaften. Wezel vertritt die Auffassung, dass nur derjenige, der die Vielfalt menschlicher Lebensformen und die Perspektivität aller Positionen anerkennt, einen illusionslosen Blick auf das Leben werfen kann, ohne daran zu verzweifeln – und sogar Freude daran finden kann. Jutta Heinz zeichnet in diesem Band ein Porträt dieses außergewöhnlichen Denkers, der in der literarischen Geschichte als eine schillernde Figur gilt. Wieland beschreibt ihn als ein „sonderbares Meteor“ in der literarischen Landschaft, dessen Einfluss und Erinnerung allmählich verblassten.
Stern erster Größe oder negativer Klassiker ? Christoph Martin Wieland (1733-1813) war in seiner Zeit zwar umstritten, aber ein viel gelesener und stilbildender Autor. Sein Leben und seine Stellung in den zeitgenössischen Diskursen werden in diesem Handbuch ebenso verständlich und kompakt dargestellt wie seine Romane, Versepen, Märchen und Dramen. Außerdem im Blickpunkt: Wielands Übersetzungen aus der Weltliteratur, die Essays in seiner Zeitschrift „Teutscher Merkur“ und das umfangreiche Briefwerk.
Was ist Kultur? Je mehr wissenschaftliche Disziplinen sich um das neue Paradigma „Kulturwissenschaften“ formieren, desto komplexer werden die Antworten auf diese einfache Frage. Die vorliegende Untersuchung will einen genuin literaturwissenschaftlichen Beitrag zu einer allgemeinen Kulturtheorie leisten. Sie analysiert zwei Monumentalromane der Weltliteratur - Wielands Aristipp und einige seiner Zeitgenossen und Goethes Wilhelm Meisters Wanderjahre - als Beispiele narrativ vermittelter Kulturkonzepte. Dabei werden auch grundlegende kulturgeschichtliche, -soziologische, -philosophische und -anthropologische Aspekte des Begriffs diskutiert sowie die kontroversen Debatten um eine kulturwissenschaftliche Umorientierung der Germanistik dargestellt.