Helga Griffiths. Expanding Perceptual Horizons
Katalog zur Ausstellung in der Modernen Galerie, Saarbrücken 2022
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Katalog zur Ausstellung in der Modernen Galerie, Saarbrücken 2022
Das Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr
Die Erfahrung des Ersten Weltkrieges, der gesellschaftliche Umbruch 1918/19 und der Modernisierungsschub in den zwanziger Jahren verunsicherten und erschütterten nachhaltig die künstlerische Existenz. Die Bedeutung, die das Thema der Melancholie in der Malerei der Neuen Sachlichkeit erfahren hat, zeigt die Arbeit anhand der Interpretation ausgewählter Bilder von George Grosz, Otto Dix, Georg Scholz, Christian Schad, Anton Räderscheidt, Gert H. Wollheim und Carl Grossberg. Sie widmet sich der modernen Rezeption altdeutscher Kunst ebenso wie modernen Ausdrucksformen. Hinter nüchterner Sachlichkeit verbergen sich eine Vielzahl von motivischen Melancholie-Verweisen, die in Bezug auf politische und sozialhistorische Entwicklungen betrachtet und gedeutet werden. Weltflucht, Einkapselung, Isolation, Lebensleere, Resignation und Außenseitertum werden in unterschiedlicher Weise in der Kunst der Neuen Sachlichkeit thematisiert, der zentralen Kunstrichtung der Weimarer Republik.
Zwischen den Kulturen
Werner Gilles (1894-1961) ist Vertreter der so genannten 'Verschollenen Generation', dessen künstlerischer Werdegang durch die rigide Kulturpolitik im Dritten Reich nachhaltig beeinträchtigt wurde, so dass er erst nach 1945 mit seiner abstrakten Malerei Anklang fand. Der 1958 geborene Künstler und Autor Hans-Peter Porzner positioniert sich mit seinen Arbeiten an dieser Bruchstelle und fragt, wie die Moderne aussähe, hätte es in Deutschland die Zäsur des Nationalsozialismus nicht gegeben. Porzner interessiert vor allem die Frage, welchen Weg die Kunst von Werner Gilles genommen hätte, wäre ihm nicht das Brandzeichen nationalsozialistischer Diffamierung 'entartet' auferlegt worden.Die Publikation dokumentiert Porzners spannenden Dialog mit den Werken von Werner Gilles anhand zahlreicher Arbeiten der beider Künstler, die vergleichend gegenübergestellt und durch einen erhellenden und grundlegenden Text von Dr. Beate Reese, Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr, in Beziehung gesetzt werden.