Wenn wir uns schämen, so schämen wir uns für etwas vor jemandem. Wir können von anderen beschämt werden und unsererseits andere beschämen. Wir können uns für andere und vor uns selbst schämen. An solche Alltagserfahrungen knüpft Hilge Landweer in ihren phänomenologischen Untersuchungen der Sozialität von Scham an. Unter welchen Bedingungen kann Scham entstehen und verändert werden? Kann Scham als Sanktion aufgefaßt werden? Wie eng sind Scham und Macht verbunden? Hilge Landweer zeigt, daß die Anerkennung von Handlungsnormen als Machtprozeß beschrieben werden kann. Normen werden über Scham leiblich im Individuum verankert und dadurch bestätigt. Die Hauptwirkung der Machtprozesse besteht dabei weniger in akuter Scham als in der Schamvermeidung. In genauen Beschreibungen und Strukturanalysen der Scham untersucht Hilge Landweer Grenzen der Veränderbarkeit dieses Gefühls. Dabei verbindet sie unterschiedliche Diskussionsfelder der Philosophie, auf denen Gefühle thematisiert werden: die Phänomenologie der Gefühle, die analytische Debatte um die Rationalität der Gefühle und die moralphilosophische Diskussion um deren normenfundierende Rolle. Mit ihrem erweiterten phänomenologischen Instrumentarium greift sie klärend in die interdisziplinäre Diskussionen von Ethnologie, Soziologie und Psychoanalyse der Scham ein.
Hilge Landweer Livres






Autorität als soziale Interaktionskategorie und gesellschaftliches Ordnungsprinzip ist in vielen Hinsichten bis heute männlich konnotiert. Zugleich ist Autorität in der Moderne und insbesondere im 20. Jahrhundert Gegenstand eindringlicher Kritik. Die interdisziplinären Beiträge des Bandes gehen dem ambivalenten Phänomen der Autorität in philosophischer, historischer, politischer und sozialwissenschaftlicher Perspektive nach und fragen, wie und mit welchem Ziel sich Autorität weiblich denken lässt.
Dem Erleben auf der Spur
Feminismus und die Philosophie des Leibes
Wenn das Erleben immer leiblich ist, welche Rolle spielt dabei das Geschlecht? Wie gehen Machtverhältnisse, Normen und Diskurse in die Beschreibungen des eigenen Erlebens ein? Wie kann dennoch der Eigensinn des Erlebens zur Geltung kommen? Mit Fragen wie diesen bindet die Phänomenologie die Philosophie an die Lebenswirklichkeit zurück. Sie geht dabei vom Leib aus, der die Voraussetzung aller Erfahrung ist. Wissenschaftliche Disziplinen wie die Geschlechterforschung nutzen phänomenologische Kategorien und entwickeln sie außerdem praktisch und theoretisch weiter. Der Band stellt Ergebnisse dieser Forschungen aus feministischer Sicht vor. Dabei steht die Suche nach einer Sprache für die leibliche Erfahrung im Mittelpunkt.
Auf den ersten Blick scheinen die Bereiche von Recht und Emotionen wenig miteinander zu tun zu haben, ist doch die Auffassung weit verbreitet, dass die Sphare des Rechts von Normen und Werten bestimmt wird, deren Entstehung und Geltung unabhangig von Emotionen sind und auch sein sollten. Das Ziel des vorliegenden Bandes besteht darin, diese etablierte Auffassung in Frage zu stellen und naher zu erkunden, wie der Bedeutung von Rechtsgefuhl und fur die Sphare des Rechts einschlagigen Emotionen angemessen Rechnung zu tragen ist. Leitend ist dabei die Frage, welche Emotionen welche Rolle im Bereich des Rechts spielen und gegebenenfalls auch spielen sollten. Der vorliegende Band stellt dazu Antworten und Vorschlage aus Philosophie, Rechts-, Geschichts-, Literatur- und Filmwissenschaft sowie aus der Soziologie vor. Genauer analysiert werden in diesem Zusammenhang u.a. Empathie, Emporung, Rache, Reue, Scham, Schuld, Vergebung, Versohnung und Zorn in rechtlichen Prozessen. Insgesamt bieten die Beitrage eine Einfuhrung und Grundlegung des neuen interdisziplinaren Forschungsbereichs "Recht und Emotion", der in der angelsachsischen Welt seit ca. 15 Jahren intensiv bearbeitet und mit diesem Band erstmals fur den deutschsprachigen Bereich erschlossen wird. Ein weiterer Band "Recht und Emotion II" ist in Vorbereitung.
Philosophie und die Potenziale der Gender Studies
Peripherie und Zentrum im Feld der Theorie
- 342pages
- 12 heures de lecture
Der Band möchte der Debatte um feministische Theorie neue Impulse geben, vor allem in der Philosophie. »Geschlecht« wird hier zwar ähnlich wie in den Naturwissenschaften noch immer weitgehend ausgeschlossen oder marginalisiert. Stellt man diesen Begriff aber ins Zentrum des Denkens, kann er neue Perspektiven auf grundlegende philosophische Probleme öffnen: auf Vernunft, Macht, Handeln, Gerechtigkeit, Demokratie. Die Texte zur politischen Theorie, Ethik, Anthropologie und Metaphilosophie, die der Band vereint, wollen in diesem Sinne das kritische Potenzial der Gender Studies für die Philosophie nutzen.
Emotionen sind in den letzten Jahren als zentraler Gegenstand der Ethik, der philosophischen Anthropologie und der Philosophie des Geistes wieder entdeckt worden. Die Thematisierung von Gefühlen hat in der Philosophie durchaus Tradition. Seit Platon und Aristoteles gehören Reflexion auf und theoretische Erklärung von Gefühlen zur Philosophie. Viele dieser klassischen Emotionstheorien haben indirekt auf die heutige Diskussion Einfluss, andere eröffnen gerade in ihrer heute ungewöhnlichen Sicht neue Perspektiven. Der vorliegende Band, in dem die wichtigsten Emotionstheorien von Platon bis Wittgenstein vorgestellt werden, soll für die aktuelle Philosophie der Gefühle neue Anschlussmöglichkeiten aufzeigen.
Wie ist es möglich, dass wir Einfluss auf Gefühle nehmen können? Emotionen sind so strukturiert, dass wir sie – in gewissen Grenzen – rational beeinflussen können. Aber wie genau lässt sich ihre Struktur beschreiben? Wie hängen Gefühle mit dem Handeln und der Ethik zusammen? Welche Funktion haben Emotionen für die soziale Ordnung? Wie bewirkt die Kunst eine Kultivierung bestimmter Gefühle? Über Gefühle gibt es derzeit eine intensive Auseinandersetzung in der deutschsprachigen Philosophie. Dieser Band verknüpft Stränge, die sowohl in der internationalen als auch in der deutschen Diskussion bisher unverbunden sind: phänomenologische und eher kognitivistisch-analytisch orientierte philosophische Beiträge, die kunsthistorisch und soziologisch flankiert werden. Alle Autoren zeigen, dass Gefühle sowohl „körperliche“ als auch „mentale“ Phänomene sind: Wir können Emotionen nicht verstehen, wenn wir sie in der falschen Alternative als entweder „rein biologisch“ oder aber als „rein kognitiv“ auffassen. Insofern widmet sich der vorliegende Band der komplizierten Aufgabe einer begrifflichen Klärung von Struktur und Funktion von Gefühlen. Die hier versammelten, höchst unterschiedlichen Perspektiven sind sich darin einig, dass sich Gefühle nicht auf Überzeugungen, Wünsche oder Handlungen reduzieren lassen.