Negotiating the Gift liefert zum ersten Mal eine Gesamtschau der Gebrauchsweisen von Gaben im mittelalterlichen Europa. Das Spektrum der Beiträge reicht dabei von den römischen Kaisern bis zu den Kaufmannstädten der Renaissance, von frühmittelalterlichen Klöstern bis zu den Konquistadoren der Neuen Welt. Was, so fragen die Autoren, unterschied ein Geschenk von einem Kauf, eine Liebesgabe von einer erpressten Zahlung, ein Präsent von einer Bestechung? Gaben, so wird dabei deutlich, waren kein archaisches Bindemittel jenseits von Geldökonomie und Verwaltung, sondern funktionierten als höchst flexibles und allgegenwärtiges soziales Instrument. Herrschaft war nicht unbedingt das Gegenteil von Gegenseitigkeit, sie konnte sich gerade in und mit »Liebesgaben« entfalten. Darin beginnt sich das Mittelalter durchaus modern anzuhören.
Gadi Algazi Livres




Über Wälder und Forste, vermeintlich alte und sehr moderne, ihre Rodung und Wiederaufforstung. Die Beschäftigung mit dem Thema Wald hat in der deutschen Geschichte zweifelsohne eine lange Tradition. Die Auswirkungen jedoch sind weit umfassender. Umweltschützer weltweit weisen auf die strategische Bedeutung von Wäldern hin, häufig werden diese als Teil der nicht-sozialisierten »Natur« verstanden, die vor ungezügelter Ausbeutung zu schützen ist. Andererseits haben Forscher aus verschiedenen Blickwinkeln darauf hingewiesen, dass Entwaldung und Versteppung nicht immer der Realität entsprechen, so dass man sich mit den ideologischen Dimensionen der Aufforstungspolitik beschäftigen muss. Die Bewirtschaftung von Wäldern kann zugleich Teil der Erhaltung wie auch der Ausbeutung natürlicher Ressourcen sein, flankiert Staats- und Nationenbildung ebenso wie Kolonialpolitik.
Staats-Gewalt: Ausnahmezustand und Sicherheitsregimes
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Inhalt: Achim Landwehr: »Gute Policey«. Zur Permanenz der Ausnahme Michaela Hohkamp: Sicherheit oder Drohgebärde? Herrschaftliche Gewalten und lokale Staatlichkeit - Beispiele aus dem 18. Jahrhundert Jane Burbank: Securing Peasant Society: Constables and Courts in Rural Russia, 1905-1917 Stefan Plaggenborg: Staatlichkeit als Gewaltroutine. Sowjetische Geschichte und das Problem des Ausnahmezustands Andreas Eckert: Vom Segen der (Staats-)Gewalt? Staat, Verwaltung und koloniale Herrschaftspraxis in Afrika Kathleen Canning: »Sexual Crisis«, the Writing of Citizenship, and the State of Emergency in Germany, 1917-1920 Michael Wildt: Gewalt als Partizipation. Der Nationalsozialismus als Ermächtigungsregime Alf Lüdtke: 17. Juni 1953 - Ausnahmezustand in Erfurt. Besatzungsregime und regulierte Eigenstaatlichkeit »vor Ort« William Scheuerman: Präsidialdemokratie und Ausnahmezustand in den USA nach dem 11. September Gadi Algazi: Sperrzonen und Grenzfälle. Beobachtungen zu Herrschaft und Gewalt im Kolonialen Kontext zwischen Israel und Palästina
Beruhte mittelalterliche Herrschaft des Adels über Bauern wirklich auf Gegenseitigkeit? Nach der in der Mittelalterforschung herrschenden Lehre stellte herrschaftlicher »Schutz und Schirm« das Hauptgegenstück zu bäuerlicher Unterordnung und Abgaben dar. Läßt sich diese Sichtweise aufrechterhalten? Existierte eine allgemein anerkannte Schutzpflicht der Herren gegenüber ihren Bauern? Und was verstanden eigentlich Bauern unter herrschaftlichem »Schirm«? Die Kritik der herrschenden Lehre dient Algazi dazu, Quellengrundlage und Instrumentarium für ihre Revision zu liefern. Durch die Analyse spätmittelalterlichen Sprachgebrauchs werden zeitgenössische Wahrnehmungen von Herrschaft und Gewalt aufgespürt. Die Rekonstruktion zeitgenössischer Sichtweisen wird durch einen sozialgeschichtlichen Ansatz erweitert, aus dem sich ein historisches Modell der Rolle der Gewaltsamkeit der Herren bei der Reproduktion der Herrengewalt im Spätmittelalter entwickeln läßt. Autor: Gadi Algazi lebt in Tel Aviv und lehrt am Seminar für Geschichte der Universitä Tel Aviv. Von 1989 bis 1991 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max- Planck-Institut für Geschichte, Göttingen.