Die Auseinandersetzung um ein zentrales Holocaust-Denkmal in Berlin erweckt große Aufmerksamkeit; die Diskussionen um lokale Mahnmale und Gedenkstätten werden dagegen schnell vergessen. Es ist das Verdienst dieses Bandes, gerade auf diese relativ kleinen, oft auch versteckten Denkmäler hinzuweisen. Dabei geht es nicht nur um deren Inventarisierung und Vorstellung im Bild. Wichtiger ist die Ausgangsthese, daß die Vielfalt der Typen von Mahnmalen auf die Vielfalt von Haltungen und Umgangsformen gegenüber der NS-Vergangenheit rückverweist und sich daraus eine Rangordnung der Opfer ergibt: an wen erinnert und wer vergessen wird.
Anna-Christine Rhode-Jüchtern Livres





Zwei Komponistinnen aus der Zeit der Weimarer Republik, beide Schülerinnen Franz Schrekers, werden in den gesellschaftlichen, politischen und musikalischen Verwerfungen ihrer Zeit vorgestellt: die vergessene Charlotte Schlesinger und die gefeierte Grete von Zieritz. Jene wird auf den verschlungenen Pfaden des Exils wieder entdeckt, diese, in den späten 1980er Jahren zu Ruhm gelangt, durchaus auch in ihrer konservativen Grundhaltung und ihrer kulturellen Identität im NS-Staat geschildert. Das Buch ist Teil einer musikwissenschaftlichen Frauen-Exil-Forschung, die an zwei Einzelfällen die Ursprünge der Vertreibungen nach 1933 in der Weimarer Republik aufzeigt. In den Schicksalen der beiden 'ungleichen Töchter' Schrekers spiegelt sich der Antisemitismus als kultureller Code konservativer Frauenverbände der Weimarer Zeit wider. Zugleich wird die Bedeutung der Hochschule für Musik Berlin für die Förderung von Frauen beschrieben. Aber es wird auch deutlich, was Frauen daran hinderte, sich an der Entwicklung der musikalischen Moderne zu beteiligen.
Echolos
Klangwelten verfolgter Musikerinnen in der NS-Zeit
Kundry und Stella
Offenbach contra Wagner
Richard Wagner (1813-1883) quälte sich zwanzig Jahre lang, noch kurz vor seinem Tod, mit der Konzeption der Frauengestalt ‚Kundry‘ in seinem Opus ultimum Parsifal. In Kundry fokussiert sich Wagners verblendete Vorstellung von der hysterischen, jüdischen und mythischen Frau. Jacques Offenbach (1819-1880) beschäftigte sich zur selben Zeit, ebenfalls in seinem Opus ultimum, mit dem Frauenbild seiner Zeit. Musikalisch zeichnet er die Figur der ‚Stella‘ in Hoffmanns Erzählungen als seelenlose, ehrgeizige, kurtisanenhafte Frau und entlarvt damit eine zentrale Projektion der bürgerlichen Gesellschaft. Die musikwissenschaftliche Analyse weist nach, daß in ‚Kundry‘ und ‚Stella‘ zwei grundverschiedene musikdramatische Positionen gipfeln. Zugleich werden die Frauenbilder der beiden Komponisten und ihrer Zeit neu bestimmt.