Passagen der Wiederholung
Kierkegaard - Lacan - Freud
Die Arbeit widmet sich der Frage der Wiederholung aus einer literaturwissenschaftlichen und psychoanalytischen Perspektive.





Kierkegaard - Lacan - Freud
Die Arbeit widmet sich der Frage der Wiederholung aus einer literaturwissenschaftlichen und psychoanalytischen Perspektive.
Ausgehend von Goethes »Augengespenstern« und dem sich in ihnen artikulierenden epistemischen Umbruch im Verhältnis von Wahrnehmung und Wirklichkeit untersucht die Studie Wahrnehmung als grundlegendes Darstellungs- und Experimentierfeld der Literatur des Realismus. Wie die Lektüren der Inszenierung von Wahrnehmung bei Stifter, Storm und Fontane zeigen, erweist sich Wahrnehmung nicht nur als konstitutiv für Wirklichkeit, sondern überdies als Schauplatz eines Gespenstischen. Die Gespenster des Realismus – so die These – sind Gespenster der Moderne. Nicht nur situieren die Wahrnehmungsgespenster Realismus in epistemischen Formationen der Moderne; aus ihrem Bezug zum Gespenstischen generieren realistische Texte zudem eine moderne Poetologie. Die Studie eruiert diese Poetologie des Realismus anhand eines breiten Spektrums von Darstellungsweisen: Formen von Serialität, Wiederkehr und déjà vu, Aggregate, unheimliche Stellen, Nuancen, Rahmensprünge, Techniken der Mimikry, mise en abyme-Strukturen und szenische Akte erweisen sich als Verfahren zur literarischen Wahrnehmung von Wirklichkeit. Das Wirkliche, das sich in einem solchen Wahrnehmungsapparat generiert, ist prekär: Gespenstisches macht sich als Wirklichkeitseffekt geltend, Wirkliches stellt sich als Simulakrum dar. Es scheint m. a. W., dass sich Realismus gerade dadurch auszeichnet, dass ihm ›Wirklichkeit‹ epistemologisch radikal problematisch geworden ist.
Das Verhältnis von Wahrnehmung und Wirklichkeit ist im 19. Jahrhundert einer Reihe von Umbrüchen unterworfen, die sich im diskursiven Wechselspiel zwischen Ästhetik, Medientechniken, Wahrnehmungsphysiologie und Literatur vollziehen. Wahrnehmung avanciert dabei zum Experimentierfeld vor allem der realistischen Literatur, die verschiedene Konzeptionen des Wirklichen erprobt und spezifische Formen der Beobachtung von Wahrnehmung anhand moderner literarischer Darstellungsweisen entwickelt. Der vorliegende Band untersucht Theodor Storms «unheimlichen Realismus» im Kontext solcher Formationen der Moderne. Die für Storms Werk so signifikanten Inszenierungen von Visualität, Formen von Bildlichkeit sowie Figurationen von Nachträglichkeit und Gespenstischem gewinnen vor diesem Hintergrund Kontur und werden in poetologischer, kulturtheoretischer sowie epistemologischer Hinsicht analysiert.
Performativa in Literatur und Rhetorik
Die Untersuchung arbeitet die methodische Relevanz des Performativen für eine kulturwissenschaftliche Literaturwissenschaft heraus. Ausgehend von der Akzentuierung des performativen Aktes als Akt des sprechenden Körpers (Felman) entwickelt sie Überlegungen zum Akt des Lesens und formuliert Aspekte einer Poetik der Ansteckung für die Literatur der Moderne. Der performative turn, der sich in den Kulturwissenschaften durchgesetzt hat, hat die Literaturwissenschaften in methodischer Hinsicht bisher wenig affiziert. Ausgehend von Shoshana Felmans Austin-Lektüre wird in diesem Band der performative Akt als Akt des sprechenden Körpers akzentuiert, wobei der Körper nicht als ein Mittel sprachlicher Äußerung, sondern als Überschuss des Äußerungsaktes über die Aussage verstanden wird.