Ernst Lohoff Livres






Die derzeitige Generalmobilmachung gegen den Sozialstaat, die zunehmende Repression gegen Arbeitslose und Ausgegrenzte und die Schaffung eines breiten Sektors von Elendsarbeit sind noch nicht das letzte Wort einer Krisenverwaltung der Arbeits- und Warengesellschaft, die auch in den Weltmarktzentren immer brutalere Züge annimmt. Je klarer zu Tage tritt, dass die rasante Produktivitätsentwicklung immer mehr Arbeit überflüssig macht, desto heftiger klammert sich diese Gesellschaft an die entgegengesetzte Perspektive. Unter der Prämisse „Arbeit schaffen um jeden Preis“ werden die Potentiale gesellschaftlichen Reichtums rücksichtslos der kapitalistischen Form geopfert. Die gesellschaftliche Opposition zeigt sich angesichts der immer neuen Zumutungen gelähmt. Aus ihrer Paralyse kann sie nur herausfinden, wenn sie aufhört, die Diktatur von Arbeit und Warenproduktion fraglos zu akzeptieren und stattdessen in ihr das zentrale Problem dieser Gesellschaft erkennt.
Das Krisis-Jahrbuch fasst alle Krisis-Beiträge aus dem Jahr 2016 in einem Sammelband zusammen. Thematisch decken diese ein breites Spektrum ab: - Norbert Trenkle: Die Arbeit hängt am Tropf des fiktiven Kapitals. Eine Antwort auf Geht dem Kapitalismus die Arbeit aus? von Christian Siefkes - Julian Bierwirth: Der Grabbeltisch der Erkenntnis. Untersuchung zur Methode des Gegenstandpunkt - Karl-Heinz Lewed: Rekonstruktion oder Dekonstruktion? Über die Versuche von Backhaus und der Monetären Werttheorie, den Wertbegriff zu rekonstruieren - Peter Samol: All the lonely People. Narzissmus als adäquate Subjektform des Kapitalismus - Ernst Lohoff: Die letzten Tage des Weltkapitals. Kapitalakkumulation und Politik im Zeitalter des fiktiven Kapitals
Shutdown
Klima, Corona und der notwendige Ausstieg aus dem Kapitalismus
»Es ist kein Luxus, gerade jetzt die emanzipative Aufhebung der kapitalistischen Reichtumsproduktion anzustreben, sondern der einzige Ausweg aus der Spirale ökologischer Zerstörung, sozialer Exklusion und autoritärer Formierung der Gesellschaft.«Klima- und Coronakrise machen deutlich, dass die kapitalistische Produktions- und Lebensweise zunehmend unhaltbar wird. Der systemische Selbstzweck der endlosen Anhäufung von Kapital (›Wachstumszwang‹) ist mit der Endlichkeit der Welt und der natürlichen Ressourcen grundsätzlich unvereinbar. Auch die Corona-Pandemie verdankt sich der fortschreitenden Zurückdrängung von Naturräumen im Dienste der Kapitalvermehrung. Zudem nimmt die soziale Exklusion immer schlimmere Ausmaße an – obwohl längst die Potenziale vorhanden sind, um allen Menschen auf der Welt ein gutes Leben zu ermöglichen. Daher ist eine grundlegende Neuorientierung angesagt. Eine andere Gesellschaft ist machbar, doch das erfordert einen Bruch mit der kapitalistischen Logik.
Im globalen Finanzmarktcrash entladen sich die Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft. Der akute Krisenschub nimmt zwar von den Finanzmärkten seinen Ausgang, die Ursachen liegen aber tiefer. Was Marx anhand der Krisen des 19. Jahrhunderts nachgewiesen hat, gilt erst recht für das Weltwirtschaftsbeben unserer Tage. Nichts ist analytisch so naiv und ideologisch so gemeingefährlich wie die Dolchstoßlegende, eine gesunde Realwirtschaft sei der grenzenlosen Habgier einer Handvoll Banker und Spekulanten zum Opfer gefallen. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Das historisch beispiellose Abheben des Finanzüberbaus in den letzten 35 Jahren war selber schon das Ergebnis und zugleich die provisorische Überwindung einer fundamentalen Krise der kapitalistischen Gesellschaft. Eine Produktionsweise, die auf der Vernutzung lebendiger Arbeitskraft beruht, muss angesichts des ungeheuren Produktivkraftschubs der mikroelektronischen Revolution an ihre strukturellen Grenzen stoßen. Ernst Lohoff und Norbert Trenkle zeichnen die Geschichte und das Ende des finanzkapitalistischen Krisenaufschubs nach und zeigen, warum die Weltgesellschaft für die armselige kapitalistische Produktionsweise längst zu reich ist und warum sie auseinanderbrechen und in Elend, Gewalt und Irrationalismus versinken muss, wenn sie dies nicht überwindet.
Das Krisis-Jahrbuch fasst alle Krisis-Beiträge aus den Jahren 2013 - 2015 in einem Sammelband zusammen. Thematisch decken diese ein breites Spektrum ab: Peter Samol: Michael Heinrichs Fehlkalkulationen der Profitrate. Zur Widerlegung von Michael Heinrichs Kritik am »Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate« und über die Bedeutung der schrumpfenden Wertmasse für den Krisenverlauf Ernst Lohoff: Auf Selbstzerstörung programmiert. Über den inneren Zusammenhang von Wertformkritik und Krisentheorie in der Marx schen Kritik der Politischen Ökonomie Julian Bierwirth: Gegenständlicher Schein. Zur Gesellschaftlichkeit von Zweckrationalität und Ich-Identität Peter Samol: Ein theoretischer Holzweg. Die seltsame Fassung des Begriffs der »unproduktiven Arbeit« von Robert Kurz und wie er sich als Reaktion auf die Kritik daran in einen noch tieferen Schlamassel begeben hat Ernst Lohoff: Kapitalakkumulation ohne Wertakkumulation. Der Fetischcharakter der Kapitalmarktwaren und sein Geheimnis Julian Bierwirth: Henne und Ei. Der Wert als Einheit von Handlung und Struktur Das Jahrbuch kann kostenfrei heruntergeladen werden auf www.krisis.org
Warum das Wohnen unbezahlbar wird und was dagegen zu tun ist - Krisis 1/ 2020
Eine kleine politische Ökonomie des Immobiliensektors
- 72pages
- 3 heures de lecture
Die Analyse beleuchtet die Ursachen für den Anstieg der Wohnungs- und Immobilienpreise und stellt fest, dass die Herausforderungen im Wohnungssektor letztlich auf die Thematik des Bodens zurückzuführen sind. Der Beitrag bietet eine tiefgehende Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Bodenverfügbarkeit und den aktuellen Preisentwicklungen auf dem Wohnungsmarkt.
Die Marx’sche Kritik der Politischen Ökonomie begreift das Geld als die aus der kapitalistischen Warenwelt ausgesonderte allgemeine Ware. Da zu Marxens Zeit das Gold diese Stellung einnahm, wird seine Geldtheorie zumeist als eine Variante des Metallismus des 19. Jahrhunderts abgetan. Sie erscheint daher als überholt und spielt in der gegenwärtigen Gelddebatte keine Rolle – zu Unrecht. Der Marx’sche Ansatz ist nicht nur in der Lage die Irrationalität des Geldwesens aus der Irrationalität der kapitalistischen Produktionsweise zu erklären; er erlaubt eine kategorial fundierte Analyse des zeitgenössischen Geldwesens und seiner Entstehungsgeschichte. Entgegen der landläufigen Sicht ist mit Aufhebung der Golddeckung die Geldware keineswegs verschwunden; vielmehr hat ein Wechsel der Geldware stattgefunden. Heute haben die von den Zentralbanken im Rahmen ihrer Geldschöpfung« akkumulierten handelbaren Forderungen und Sicherheiten (z. B. Staatsanleihen) die Position der Geldware inne. Solche Forderungen repräsentieren Ansprüche auf zukünftigenWert und stellen Waren 2ter Ordnung dar. Dieser Wechsel der Geldware war unabdingbar, um die Kapitalakkumulation aus der Abhängigkeit von vorgängiger Mehrwertproduktion zu befreien und auf eine breitere Grundlage zu stellen. Er hat aber auch neue Krisenpotentiale geschaffen. Das neue Geldmedium ist im Gegensatz zum Gold selber in den Krisen von Entwertung bedroht. In seinem Aufsatz »Die allgemeine Ware und ihre Mysterien. Zur Bedeutung des Geldes in der Kritik der Politischen Ökonomie« erläutert und begründet Ernst Lohoff diese Thesen ausführlich. Im anschließenden Trialog »Geld als Medium oder als (ausgesonderte) Ware?« diskutiert er seine geldtheoretischen Überlegungen mit Hanno Pahl und Jens Schröter. In der Absicht, die Brücke zwischen einer Medientheorie des Geldes und dem Marx’schen Geldkonzept zu schlagen, erörtern die Diskutanten die Prämissen dieser Ansätze und versuchen deren Verhältnis zu klären.
Die Marx’sche Kritik der Politischen Ökonomie begreift das Geld als die aus der kapitalistischen Warenwelt ausgesonderte allgemeine Ware. Da zu Marxens Zeit das Gold diese Stellung einnahm, wird seine Geldtheorie zumeist als eine Variante des Metallismus des 19. Jahrhunderts abgetan. Sie erscheint daher als überholt und spielt in der gegenwärtigen Gelddebatte keine Rolle – zu Unrecht. Der Marx’sche Ansatz ist nicht nur in der Lage die Irrationalität des Geldwesens aus der Irrationalität der kapitalistischen Produktionsweise zu erklären; er erlaubt eine kategorial fundierte Analyse des zeitgenössischen Geldwesens und seiner Entstehungsgeschichte. Entgegen der landläufigen Sicht ist mit Aufhebung der Golddeckung die Geldware keineswegs verschwunden; vielmehr hat ein Wechsel der Geldware stattgefunden. Heute haben die von den Zentralbanken im Rahmen ihrer Geldschöpfung« akkumulierten handelbaren Forderungen und Sicherheiten (z. B. Staatsanleihen) die Position der Geldware inne. Solche Forderungen repräsentieren Ansprüche auf zukünftigenWert und stellen Waren 2ter Ordnung dar. Dieser Wechsel der Geldware war unabdingbar, um die Kapitalakkumulation aus der Abhängigkeit von vorgängiger Mehrwertproduktion zu befreien und auf eine breitere Grundlage zu stellen. Er hat aber auch neue Krisenpotentiale geschaffen. Das neue Geldmedium ist im Gegensatz zum Gold selber in den Krisen von Entwertung bedroht. In seinem Aufsatz »Die allgemeine Ware und ihre Mysterien. Zur Bedeutung des Geldes in der Kritik der Politischen Ökonomie« erläutert und begründet Ernst Lohoff diese Thesen ausführlich. Im anschließenden Trialog »Geld als Medium oder als (ausgesonderte) Ware?« diskutiert er seine geldtheoretischen Überlegungen mit Hanno Pahl und Jens Schröter. In der Absicht, die Brücke zwischen einer Medientheorie des Geldes und dem Marx’schen Geldkonzept zu schlagen, erörtern die Diskutanten die Prämissen dieser Ansätze und versuchen deren Verhältnis zu klären.
Die Akkumulation von fiktivem Kapital hat seit über drei Jahrzehnten die stagnierende Mehrwertakkumulation als Motor der Weltwirtschaft abgelöst und wird stark von wirtschaftspolitischen und geldpolitischen Entscheidungen beeinflusst. Der Umfang, in dem Regierungen und Zentralbanken durch die Vermehrung von Schuldpapieren, Aktien und Finanztiteln auf zukünftige Wertproduktion vorgreifen, ist entscheidend. Die Krise von 2008 verdeutlichte die Macht der Politik in diesem Bereich. Angesichts eines drohenden Systemkollapses schufen Zentralbanken und Regierungen der kapitalistischen Kernstaaten ein weltweites System der Public-Private-Partnership zur Erzeugung fiktiven Kapitals. Während die öffentliche Hand und Zentralbanken die Verwaltung der geschädigten kapitalistischen Zukunft übernehmen, sorgt die Privatwirtschaft für neue spekulative Blasen, die für den globalen Akkumulationsprozess unerlässlich sind. Diese Installation einer globalen finanzmarktsozialistischen Ordnung, ein ironisches Ergebnis der neoliberalen Revolution, verschaffte dem maroden kapitalistischen System eine Gnadenfrist. Die durch die Negativzinspolitik der Zentralbanken ermöglichte Ausweitung des Vorgriffs auf zukünftigen Wert ist jedoch prekär, da sie langfristig die Grundlagen des Geldsystems unterminiert. Diese Krisenverschiebung markiert zugleich den Punkt, an dem die Politik selbst zur Krisenquelle wird.