Strawinskys "Motor drive"
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Als eine der Urformen künstlerischen Ausdrucks nahm der Tanz in der Antike eine zentrale Position im kulturellen Leben ein, wie dies heute noch im Bereich außereuropäischer Kulturen der Fall ist, verlor jedoch im Laufe der abendländischen Geschichte aufgrund religiöser und soziokulturell bedingter Gegebenheiten an Stellenwert. Dies ist auch der Grund, warum der Tanz wissenschaftlich noch immer eine vergleichsweise begrenzte Rolle spielt. Wachsendes Interesse aus unterschiedlichen Forschungsbereichen - v. a. der Musik- und Theaterwissenschaft, aber auch der Literaturwissenschaften, Kunstgeschichte, Theologie, Psychologie, Medizin und Ethnologie - rückt ihn zunehmend ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Der vorliegende Abriß sucht das Phänomen >Tanz
Ein Handbuch
Eine Einführung
Ballettmusik wurde bislang kaum wissenschaftlich wahrgenommen und ist bis heute mit zahlreichen Klischees behaftet. Die vorliegende Publikation skizziert erstmals die Entwicklung dieser Gattung von den Anfängen in Italien und den repräsentativen Balletten am Hofe des Sonnenkönigs über die großen Ballettklassiker des 19. Jahrhunderts wie Giselle oder Schwanensee bis zu den vielfältigen Formen der Ballettmusik im 20. und 21. Jahrhundert. Die Analysen ausgewählter Fallbeispiele vertiefen die Darstellung historischer Kontexte und werden ergänzt durch Exkurse zu tanzspezifischen Aspekten sowie Kurzporträts wichtiger Komponisten. So entsteht das Panorama einer lange übersehenen, zwischen Instrumentalmusik und Oper oszillierenden Gattung, die mehr zu bieten hat als eingängige Melodien und mitreißende Rhythmen.
Die Aufwertung des Theaters zur eigenständigen Kunstform avanciert in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zum zentralen Anliegen der darstellenden Künste, was zunächst zu einem bemerkenswerten Schulterschluss zwischen Sprech- und Tanztheater führt, da in beiden Sparten erstmals theaterspezifische Probleme ins Zentrum theoretischer Überlegungen rücken. Doch auch von Seiten der Musikästhetik wird im Umfeld der sich emanzipierenden Instrumentalmusik zunehmend das Ausdruckspotential des „Pantomimischen Stils“ diskutiert, wobei man Musik und Tanz immer häufiger ein spezifisches Vokabular jenseits von Wortsprache und Begrifflichkeit zuspricht. "Im Zeichen des Tanzes" wird so ein grundlegender Paradigmenwechsel, der das Gestaltungsprinzip der Naturnachahmung zugunsten formalästhetischer Wertkriterien zunehmend in Frage stellt, problematisiert und spartenübergreifend diskutiert. Die Untersuchung stellt Veränderungen und Konstanten dieser Entwicklung vor, wobei deren Diskussion im zeitgenössischen Schrifttum als Grundlage dient. Inhaltlich spannt sich der Bogen dabei von Fragen nach dem Wandel des Naturbegriffs über die Erörterung dramaturgischer, choreographischer und musikalischer Aspekte bis hin zu den Auswirkungen dieses ästhetischen Diskurses auf die Darstellungspraxis in Theater- und Gesellschaftstanzformen des relevanten Zeitraumes.
Choreograph zwischen Tradition und Avantgarde
Leonide Massine (1896-1979), nach Fokine und Nijinsky langjähriger Chefchoreograph und Solist der Ballets Russes, wird in Fachkreisen zu den bedeutendsten Choreographen des 20. Jahrhunderts gerechnet. Die allgemeine Wiederentdeckung von Körper und Bewegung als Spezifika theatraler Darstellung, aber auch neue tänzerische Konzepte trugen in den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts zu einer Aufwertung des Tanztheaters bei, das sich zunehmend als Podium der Avantgarde anbot. Wichtige Impulse gingen dabei neben dem Ausdruckstanz zweifellos von Diaghilews Ensemble (1909-1929) aus. Geprägt durch die ästhetischen Prinzipien seines Entdeckers und Mentors Diaghilew entpuppt sich Massine - ähnlich wie seine Freunde und künstlerischen Weggefährten Picasso und Strawinsky - als konsequenter Verfechter eines Stilpluralismus, der letztlich die Versöhnung, wenn nicht gar Synthese von Tradition und Avantgarde anstrebt. Die vorliegende theaterwissenschaftliche Studie versucht erstmals, das umfangreiche Oeuvre Massines systematisch zu erfassen und vor dem Hintergrund der tanz- und theaterhistorischen Entwicklungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu bewerten.