Das vorliegende Buch stellt die Erfahrungen von erwachsenen Menschen mit einer Hörbehinderung zur Verfügung, die sich als beruflich erfolgreich erleben und darüber berichten, was ihrer Meinung nach dazu beigetragen hat, dass sie sich in ihrem Beruf und im Leben gut etablieren konnten. Die Perspektive erfolgreicher gehörloser und schwerhöriger Menschen einzunehmen ist bedeutsam, als sie konsequent wegführt von den »klassischen« Themen der Hörgeschädigtenpädagogik, deren bekanntestes und am längsten umfochtenes Wohl der sog. Methodenstreit ist, bei dem es vorrangig um die Entscheidung geht, ob Lautsprache oder Gebärdensprache die richtige Sprache für gehörlose Menschen ist. Es ist mittlerweile bekannt, dass solche »Entweder-oder-Fragen« sinnlose Fragen sind angesichts der hohen Diversität, die wir in der Gruppe der gehörlosen und schwerhörigen Menschen vorfinden und auch die vorliegenden empirischen Daten geben nichts dafür her, diese Frage im Sinne einer eindeutigen Entscheidung beantworten zu können. Viel bedeutsamer ist es, in Erfahrung zu bringen, wie überhaupt gehörlose und schwerhörige Kinder und Jugendliche lernen, welche spezifischen Ressourcen sie dafür mitbringen und was sie an Unterstützung benötigen, um ihre Potenziale bestmöglich zu entfalten. Von daher betrachtet macht es besonders Sinn, diejenigen gehörlosen und schwerhörigen Menschen mit ins Boot zu nehmen, die das Leben aus ihrer Sicht gut hinbekommen haben und von deren Erfahrungen zu profitieren. Alle konzeptionellen Überlegungen der Hörgeschädigtenpädagogik müssen sich letztendlich daran messen lassen, was am Ende für die konkrete Lebensgestaltung gehörloser und schwerhöriger Menschen herauskommt. Es geht somit entscheidend um die Frage, was dazu beiträgt, dass gehörlose und schwerhörige Menschen zu einer für sie befriedigenden Lebensführung gelangen. Und wer sollte darüber besser Auskunft geben können als die Betroffenen selbst? Das vorliegende Buch stellt hierzu die vielfältigen Erfahrungen von 32 beruflich erfolgreichen Gehörlosen und Schwerhörigen zur Verfügung und kann am Ende gezielte Empfehlungen aussprechen, was in Gesellschaft und im Bildungssystem zu leisten ist, damit gehörlose und schwerhörige Menschen ein zufriedenstellendes (berufliches) Leben führen können und hörenden Menschen auf Augenhöhe begegnen können.
Manfred Hintermair Livres






Im Zusammenhang mit kritischen Lebensereignissen und deren konstruktiver Bewältigung hat in den letzten Jahren mit dem Kohärenzgefühl von Aaron Antonovsky ein Konzept Eingang in die Sozialwissenschaften gefunden, von dem man sich innovative und klärende Impulse gleichermaßen verspricht. Somit ist es insbesondere auch für den Bereich der Behindertenpädagogik von Interesse, die Bedeutung des Kohärenzgefühls als personale Ressource (neben anderen relevanten Merkmalen wie z. B. materiellen, sozialen Ressourcen) im Copingprozess von Eltern behinderter Kinder genauer zu beschreiben. Das vorliegende Buch fasst hierzu die Ergebnisse einer empirischen Studie an 330 Eltern hörgeschädigter Kinder zusammen. Zusätzlich werden auf der Basis zahlreicher Befunde die Chancen eines ressourcenorientierten Vorgehens gegenüber einem methodenorientierten Vorgehen für die Hörgeschädigtenpädagogik aufgezeigt. Aus dem Inhalt: ¦ Ressourcenorientierung in der Zusammenarbeit mit Familien hörgeschädigter Kinder ¦ Kohärenzgefühl – ein neues, möglicherweise nützliches Konzept für die Hörgeschädigtenpädagogik ¦ Empirische Befunde zur Bedeutung des Kohärenzgefühls bei Eltern hörgeschädigter Kinder ¦ Kohärenzgefühl und Praxis der Hörgeschädigten-pädagogik – Plädoyer für eine psychosoziale Umgestaltung der Beratungs- und Förderangebote
Beratung und Kooperation in Handlungsfeldern der Hörgeschädigtenpädagogik
Empowermentprozesse initiieren
Im Kontext der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention gewinnen Beratung und Kooperation für Hörgeschädigtenpädagoginnen und -pädagogen zunehmend an Bedeutung. Das Buch bietet neun Beiträge, die Impulse aus der Empowermentperspektive liefern und Chancen sowie Herausforderungen beleuchten. Die Beiträge sind aus vier Perspektiven gegliedert. Drei thematisieren die theoretischen Grundlagen von Beratungsprozessen, die Besonderheiten einer empowermentorientierten Sichtweise und ein Prozessmodell, das ressourcentheoretische Bausteine für effektive Beratung aufzeigt. Weitere drei Beiträge befassen sich mit praktischen Erfahrungen in inklusiven Handlungsfeldern der Hörgeschädigtenpädagogik, darunter die vorschulische Beratung von Familien hörgeschädigter Kinder, die Unterstützung von hörgeschädigten Schülerinnen und Schülern an Regelschulen sowie Coachingangebote für diese Schüler. Zwei Beiträge präsentieren Ergebnisse aktueller empirischer Studien zur Zufriedenheit von Frühförderinnen und -förderern sowie Fachkräften an vorschulischen Einrichtungen bezüglich ihrer Kooperation. Ein weiterer Beitrag gibt der Perspektive einer Mutter eines hörgeschädigten Kindes und Fachfrau Raum, die die Wünsche an eine gute Beratung darstellt. Die Herausgeber sind Manfred Hintermair und Cornelia Tsirigotis.