Wolfgang Andreas Livres






Die Heilung des verlorenen Ichs
Kunst und Musik in Europa im 21. Jahrhundert
- 175pages
- 7 heures de lecture
In der Musik zeigt sich besonders deutlich, wie sehr Europa kulturell von seiner Substanz lebt. Die Hoffnung, dass die Neuerungen des 20. Jahrhunderts ebenso akzeptiert werden wie die von Beethoven und Wagner, hat sich nicht erfüllt. Oft wird als neu oder „Avantgarde“ gefeiert, was bereits 50 oder 100 Jahre alt ist. Ist Europa erschöpft? Der Komponist und Philosoph Wolfgang-Andreas Schultz untersucht die tieferen Ursachen dieser Stagnation, die bis zu den entscheidenden Weichenstellungen in der europäischen Geschichte zurückreichen. Diese prägten das Verhältnis des Ichs zum Anderen und zur Natur. Anhand von Gottfried Benns Gedicht „Verlorenes Ich“ verdeutlicht Schultz, wie die Vorstellung eines isolierten Ichs zur Krise der modernen Kunst führt. Gleichzeitig zeigt er, dass Europa in eigenen, teils vergessenen Traditionen die Ressourcen finden kann, um kulturell lebendig zu bleiben. Dazu ist eine kritische Auseinandersetzung mit dem Selbstbild und eine neue Lesart der eigenen Geschichte, insbesondere der Musikgeschichte, notwendig. Für die Musik bedeutet dies, die Vielfalt verschiedener Zeiten und Stile innerhalb der abendländischen Tradition sowie im Austausch mit anderen Kulturen zu vereinen – eine Utopie für die Musik des 21. Jahrhunderts.
Trauma, Avantgarde, Spiritualität
- 130pages
- 5 heures de lecture
Ist es Zufall, dass nach dem Ersten Weltkrieg die Zwölftontechnik und nach dem Zweiten die serielle Musik entstand? War der Begriff des Fortschritts einmal mit philosophischen Ideen verbunden, bevor er nur noch auf das Material bezogen wurde? Welches Menschenbild ist in der Musik des 20. Jahrhunderts verschlüsselt? Solchen – und vielen anderen – Fragen gehen die in diesem Buch gesammelten Texte von Wolfgang-Andreas Schultz nach und skizzieren eine neue Musikästhetik in dem Versuch, Musikgeschichte nicht mehr linear zu erzählen, sondern wieder nach Bedeutungen und Inhalten zu fragen und auch die spirituelle Dimension einzubeziehen. Auf der Suche nach einem evolutionären, auf Integration zielenden Musikdenken werden Positionen von György Ligeti, Bernd Alois Zimmermann, John Cage und Karlheinz Stockhausen kritisch befragt in der Absicht, über die Postmoderne hinaus zu denken.
Dies ist ein persönlich gehaltener Versuch einer kompositorischen Handwerkslehre. Sie bezieht sich auf alle die Probleme, die sich stellen, wenn man versucht, das was historisch nacheinander auftrat, über ein collagenhaftes Nebeneinander hinaus zum Ineinander einer umfassenden neuen Sprache zu verbinden. Neben einer Melodielehre werden satztechnische Prinzipien für einen Tonalität und Atonalität umgreifenden musikalischen Raum entwickelt, Fragen des Miteinanders von additiver und taktmäßiger Rhythmik behandelt, ebenso wie Polymetrik, Syntax und Polysyntaktik, – ergänzt durch ästhetische Reflexionen, die durch eine neue inhaltliche Füllung des Fortschrittsbegriffs den Blick auf die Musik des 20. Jahrhunderts nachhaltig verändern.