Zwei strahlende Sommertage und eine milde Sommernacht an der Adria, gesehen aus einem Flugapparat, aus einem Unterseeboot und am Kai einer Hafenstadt am Ende des Ersten Weltkriegs – drei Reportagen Egon Erwin Kischs, die angesichts des Elends dieses letzten Kriegssommers befremden. Hat Kisch hier bewusst verharmlost und beschönigt, um der Pressezensur zu entkommen, oder hat er die Verharmlosung und Beschönigung des Krieges benutzt, um sein eigenes Resümee zu ziehen? Ulrike Robeck setzt mit der Untersuchung dieser Frage ihre Forschungen zu Kischs Reportagen aus seiner 1924 erschienen Sammlung Der Rasende Reporter fort und erschließt, jeweils ausgehend von einer gründlichen Sachrecherche und unterstützt von historischen Karten, Plänen und Fotografien, die bisher wenig beachteten Beiträge, die auf seinen Aufenthalt im österreichisch-ungarischen Kriegshafen Pola zurückgehen.
Ulrike Robeck Livres






Egon Erwin Kisch gilt als einer, wenn nicht als der Schriftsteller, der die Reportage zu einer literarischen Gattung gemacht hat. Journalisten schätzen ihn bis heute für sein vehementes Eintreten für die Faktenwahrheit. Sein während des Exils entstandenes Buch mit dem Titel Marktplatz der Sensationen ist eine schillernde Beschreibung seiner Kindheit, Jugend und Reporterzeit im Prag der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Die Analyse dieses von ihm Memoiren genannten Werkes macht deutlich, dass er seine erste, gut drei Jahrzehnte umfassende Lebensphase in genau dem Spannungsfeld ansiedelt, das ihn bis heute kennzeichnet: Mit zahlreichen Anekdoten beschreibt er einen Konflikt zwischen seiner Neigung zur schöpferischen Fiktion des Literaten auf der einen und seiner Vorliebe für die Aufrichtigkeit und Tatsachentreue des Berichterstatters auf der anderen Seite, den er erst aufgrund seiner Erfahrungen des Ersten Weltkriegs zu lösen vermag. Die der Analyse folgende empirische Untersuchung seiner Anekdoten und Geschichten geht der Frage nach, ob denn diese im journalistischen Sinne tatsachenwahr sind oder ob es sich um dichterische Fantasieprodukte handelt. Ziel der Studie ist es somit herauszufinden, ob Kischs Darstellung seines Lebens zwischen Fakten und Fiktionen selbst auf Fakten oder auf Fiktionen beruht.
Egon Erwin Kisch auf der "Vaterland"
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Egon Erwin Kisch, der wohl bekannteste deutschsprachige Reporter der Zwischenkriegszeit, hatte 1914 als einer der geladenen Pressevertreter an der Jungfernfahrt des damals größten Dampfers der Welt, der 'Vaterland', teilgenommen. Interessiert hatte ihn dort aber nur eins: die gewaltige Maschinen- und Kesselanlage des Schiffs. Die 1924 in seiner berühmten Sammlung mit dem Titel 'Der rasende Reporter' erschienene Reportage 'Bei den Heizern des Riesendampfers' betrachtet diese Anlage und die dort arbeitenden Menschen aus der Perspektive der Nachkriegs- und Nachrevolutionszeit. Die Untersuchung von Ulrike Robeck zeigt, dass Kisch mit einem Mix aus präziser Technikbeschreibung auf der einen und bildhafter Schilderung eines 'Fieberreichs' auf der anderen Seite zu einem Verständnis der Heizer und ihrer Arbeitsbedingungen gelangt, das weit über den Bereich dieses einen Schiffsbauchs hinausgeht.
Egon Erwin Kisch in Essen
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„Das Nest der Kanonenkönige: Essen“ und „Generalversammlung der Schwerindustrie“ heißen die beiden Reportagen aus Essen, die Egon Erwin Kisch 1924 in seine berühmte Sammlung „Der Rasende Reporter“ aufnahm und die hier vorgestellt werden. Besonders die erste zeichnet ein wenn auch nicht gerechtes, so doch anschauliches Bild der Stadt in den ersten Jahren nach dem Weltkrieg. Im Mittelpunkt beider Texte steht aber nicht die Stadt Essen selbst. Das Interesse Kischs gilt vielmehr ihren beiden großen Unternehmen, der Firma Krupp und dem RWE. Mithilfe zeitgenössischer und geschichtswissenschaftlicher Literatur sowie historischer Fotografien untersucht Ulrike Robeck, auf welche Weise der Autor diese Unternehmen beschreibt und welche Haltung er ihnen und den sie repräsentierenden Personen gegenüber einnimmt.
Die älteren Hallen des Bochumer Vereins als Zweckbauten und Denkmale der Eisen- und Stahlindustrie
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Eine postindustriell geprägte Sichtweise lenkt den Fokus auf die Denkmalwürdigkeit technischer, industrieller und verkehrsgeschichtlicher Denkmäler. Oft führt die Größe solcher Industriedenkmäler dazu, dass öffentliche Diskussionen über ihren Wert einen vollständigen Erhalt nicht zulassen. Der Zeitdruck, unter dem die amtliche Denkmalpflege steht, erschwert zudem eine umfassende wissenschaftliche Auseinandersetzung. Bereits Ende der 1980er Jahre ergab die Begutachtung der Baudenkmäler des Bochumer Vereins, dass die „Jahrhunderthalle“ 1902 als Ausstellungspavillon für die Düsseldorfer Industrie- und Gewerbeausstellung errichtet wurde. Sie wurde später nach Bochum transportiert und neu aufgebaut. Seit den 1990er Jahren stehen auch die Dampfgebläsehalle, Dampfturbinenhalle und zwei Wasserhochbehälter unter Denkmalschutz. Ulrike Robecks Dissertation an der Fakultät für Geschichtswissenschaft der Ruhr Universität Bochum widmet sich diesen Hinterlassenschaften. Sie hebt insbesondere die technischen Besonderheiten neuer Konstruktionsweisen, wie der Dreigelenkbogen-Konstruktion der „Jahrhunderthalle“ aus Eisen und Stahl seit dem 19. Jahrhundert, hervor. Historische Aufnahmen und Zeichnungen im Buch veranschaulichen den Text und erläutern komplexe chemisch-physikalische Zusammenhänge, was auch weniger technikversierten Lesern zugutekommt.
Egon Erwin Kisch beim Bochumer Verein
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Egon Erwin Kisch gilt als Begründer der literarischen Reportage. Bekannt wurde er mit seiner 1924 veröffentlichten Reportagesammlung mit dem Titel „Der rasende Reporter“. Dem darin enthaltenen Bericht über das Hochofen- und Stahlwerk des Bochumer Vereins stellt Ulrike Robeck zeitgenössische Fotografien der Werksanlagen gegenüber. Bei der Konfrontation der beiden Darstellungsweisen werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede deutlich, welche die besonderen Eigenarten des Reportagetextes erkennen lassen. Dieser verliert im Laufe der Untersuchung zunehmend den Charakter eines einfachen Tatsachenberichts. Unter Berücksichtigung der von Kisch bereits 1918 veröffentlichten theoretischen Gedanken über das „Wesen des Reporters“ erweist sich die Stahlwerks-Reportage schließlich als ein literarisch gestalteter Text, mit dessen Bildsprache eine Thematik angesprochen wird, die weit über die Abläufe im Hüttenwerk hinausgeht.
Alles Blech: Wohnhäuser aus Stahl
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Gegenstand der Untersuchung sind Wohnhäuser mit vorfabrizierten Wänden aus Stahl. Vorgestellt werden ? neben vielen anderen ? das in den 1920er Jahren von Heinrich Blecken entwickelte und zunächst von den Vereinigten Stahlwerken angebotene Stahlhaussystem, dessen Wiederbelebungsversuche in den 1930er Jahren, das so genannte Bremer Stahlhaus aus den 1940ern, das MAN-Haus aus den 1940ern und 1950ern, der Hoesch-Bungalow aus den 1960ern und das Thyssen-Haussystem aus den 1970er Jahren.