Hermann Broch (Wien, 1886 – New Haven, 1951) ist ein Zeitzeuge der großen Wirtschaftskrisen zwischen den beiden Weltkriegen und ein Denker, der schon durch seinen Beruf mit ökonomischen Prozessen bestens vertraut war. Er war zwanzig Jahre lang kaufmännischer Direktor einer Textilfabrik im österreichischen Teesdorf und verkehrte mit Führungskräften aus Industrie und Handel. Broch verfügte aber nicht nur über praktische betriebswirtschaftliche Kenntnisse, sondern beschäftigte sich auch theoretisch mit Fragen des nationalen und internationalen Handels, der Geldwirtschaft und dem Zusammenspiel von Politik und Ökonomie. Dieses Interesse schlug sich sowohl in seinem essayistischen als auch in seinem literarischen Werk nieder. Mehr noch: Brochs Werttheorie, die im Zentrum seines Schaffens steht, kann als Antwort auf eine materialistische Kultur gesehen werden, die sich frei von jeder normativen Kontrolle dem enrichissez-vous verschrieben hat. Deren ganze Härte erfuhr Broch als mittelloser Exilant in den USA auch selbst. Die Beiträge in diesem Band gehen auf zwei internationale Symposien in Wien und Montreal zurück. Sie verfolgen den facettenreichen ökonomischen Diskurs in Brochs Werk und Leben und interpretieren ihn aus kulturhistorischer, philosophischer, soziologischer und literaturästhetischer Perspektive.
Jürgen Heizmann Livres





Wer bei Heimatfilm nur an Rudolf Prack und Sonja Ziemann denkt, an Heide und Schwarzwald, der liegt nicht unbedingt richtig! Die ersten Heimatfilme waren nämlich die Bergfilme von Arnold Fanck aus den zwanziger Jahren, mythisch überhöht und filmtechnisch innovativ. Und war der Western nicht der US-Heimatfilm schlechthin? Auch wenn »Heimat« ein urdeutsches Wort ist, Heimat ist überall. Spätestens seit »Local Hero«, »Brassed off« und »Willkommen bei den Sch’tis« weiß alle Welt, dass auch der Heimatfilm ein internationales Genre ist, das in diesem Band in seinen herausragenden Werken gewürdigt wird.
Chatterton oder die Fälschung der Welt
- 412pages
- 15 heures de lecture
Thomas Chatterton (1752-1770) war ein Fälscher, ein Schwindler und ein Dichter. Er schrieb als Schulknabe mittelalterliche Gedichte, die er als Entdeckungen ausgab. Noch keine 18 Jahre alt, vergiftete er sich in London mit Arsen. Dieses Buch ist mehr als eine Biographie. Es zeigt nicht nur Leben und Werk des Wunderknaben aus Bristol, sondern auch die ungeheure Wirkung, die von diesem Stoff ausgegangen ist. Chatterton wurde europaweit zum Modell des romantischen Dichters: jung, arm und stolz, ein halb wahnsinniges Genie, von der Gesellschaft verschmäht und in den Selbstmord getrieben. Was daran ist Wahrheit, was Legende? Warum entstanden die Legenden und zu welchem Zweck? Jürgen Heizmann folgt in dieser spannend geschriebenen Studie den Lebensspuren Chattertons und den Mythen. Er verbindet dabei den hohen Anspruch des Fachbuchs mit der Klarheit und Frische eines Sachbuchs. Viele Texte Chattertons werden - meist zum ersten Mal - in deutscher Sprache präsentiert.