Die Ausgabe beleuchtet den Werdegang des Dichters von einem Leipziger Studenten im Rokoko über einen empfindsamen Dichterjüngling bis hin zum Leitautor des Sturm und Drang, der 1775 aufgrund seiner poetischen Werke am Weimarer Hof berufen wird.
Marianne Willems Livres



Rente, Corona und ich
Mein Leben im Krisenjahr. Ein Erfahrungsbericht
Genau das will Marianne nicht: als frischgebackene Rentnerin nicht mehr arbeiten. Ihr Beruf als Bankerin war alles, womit sie sich identifizierte. Während des ersten Lockdowns muss sie erkennen, dass alle Versuche, die dritte Lebensphase zu bewältigen, im besten Fall Lückenfüller sind und sie mit ihrem rudimentären Börsen- und Finanzwissen der Eigendynamik der Finanzmärkte nicht gewachsen ist. Sie macht als Anlegerin alles falsch, was man nur falsch machen kann. Diese Erkenntnis verschärft eine existentielle Krise, die sich bereits gegen Ende ihrer Berufstätigkeit abzuzeichnen beginnt und von Insuffizienzgefühlen und Selbstwertverlust geprägt ist. Außerdem erweist sich ihr Seniorenstudium, selbst nur noch auf Literatur und Kunst konzentriert, als nicht sinnstiftend. Ein langer, sehr persönlicher Prozess beginnt.
Das Problem der Individualität als Herausforderung an die Semantik im Sturm und Drang
Studien zu Goethes "Brief des Pastors zu *** an den neuen Pastor zu ***", "Götz von Berlichingen" und "Clavigo"
Die Untersuchung reformuliert sozialgeschichtliche Literaturerklärungen unter systemtheoretischen Gesichtspunkten und analysiert den Zusammenhang von Gesellschaftsstruktur und Semantik während der 'Sattelzeit' um 1770, insbesondere im 'Sturm und Drang'. Sie stützt sich auf Niklas Luhmanns Diagnose zur Umstellung der Individualität von Inklusion auf Exklusion im Prozess der funktionalen Differenzierung. Dabei werden die Eigenarten und Folgeprobleme der Individualitätskonzeption des 'Sturm und Drang' ermittelt und in diesen Prozess eingeordnet. Der Wechsel zu Exklusions-Individualität führt zu einer Umdeutung und neuen Funktionalität alter Ideen in Bereichen wie Religion, Philosophie, Liebe und literarischer Formensprache. Eine gründliche Analyse dreier Werke des jungen Goethe wird präsentiert, die zeigt, dass frühere Interpretationen die Koordinaten von Aufklärung und Empfindsamkeit übernommen und dadurch die sozialgeschichtlich motivierten Umdeutungen verpasst haben. Dies verkürzt das Problempotential dieser Werke um die historische Pointe. Die Arbeit bringt einen neuen Aspekt in der historischen Applikation zur Geltung, sodass selbst ein vielinterpretierter Text wie „Götz von Berlichingen“ in neuem Licht erscheint, während der „Brief des Pastors zu *** an den neuen Pastor zu ***“ und „Clavigo“ angemessen beleuchtet werden.