Caroline Pross Livres






Die Autorin stellt die Dekadenz als einen wirkungsmächtigen Topos der kulturellen Selbstthematisierung dar, der speziell um die Jahrhundertwende eine herausragende Rolle einnimmt. Die Studie versteht Dekadenz als eine »große Erzählung« der Moderne, die in der europäischen und insbesondere auch in der deutschsprachigen Literatur des fin de siècle einen herausragenden Stellenwert einnimmt. Mit komparatistischen Ausblicken in die europäische – vor allem die französische, aber auch die skandinavische und russische – Literatur rekonstruiert Caroline Pross die wissenschaftlichen (insbesondere psychiatriegeschichtlichen) Grundlagen dieses wirkungsmächtigen Topos. Dabei legt die Autorin den Fokus auf Rezeption und Vermittlung der Dekadenz-Theoreme im gesellschaftlichen Diskurs und im literarischen Schreiben. Die literarische »Arbeit am Schema« der Dekadenz wird in einlässlichen Textlektüren dargestellt, dabei werden Romane von Emile Zola, Max Nordau, Gerard Ouckama Knoop, Eduard von Keyserling und Thomas Mann neu erschlossen.
An der Wende vom 18. zum 19. Jh. entsteht in Deutschland und Frankreich eine neuartige Repräsentation des Kollektiven. Feste, Festspiele und öffentliche Festakte künden die Heraufkunft moderner Formen der Vergesellschaftung. Die Studie fragt nach Tradition, Form und Funktion derartiger Praktiken und untersucht die Vorstellungen von sozialer Repräsentation, die ihnen zugrunde liegen. Anhand von Friedrich Schlegels, Ludwig Tiecks und Adam Müllers Schriften zum Drama werden die Spuren rekonstruiert, die diese Repräsentationskultur in der romantischen Theorie des Dramas hinterläßt. Interpretationen von Dramen, Festspielen und Festakten arbeiten die literarischen Aneignungen bei Ludwig Tieck, Achim von Arnim, Clemens Brentano und Joseph von Eichendorff heraus. Zugleich werden die Konzepte von politischer Gemeinschaft untersucht, die sich damit verbinden. Vorgestellt wird damit ein wenig bekanntes, für die Romantik jedoch zentrales Feld, auf dem sich literarische und politische Repräsentation verschränken.
Der moderne Autorschafts- und Werkbegriff, der um 1800 entsteht, definiert den Dichter über die Eigentümlichkeit seiner Phantasie. Wie sich dagegen eine Schreibweise legitimieren kann, die den eigenen Text bewußt aus dem intertextuellen Zitat speist, stellt für die zeitgenössische Ästhetik ein Problem dar. Jean Paul hat in seinen theoretischen Texten und in den Schriftstellerromanen Siebenkäs und Leben Fibels die Frage nach dem eigenen Wort buchstäblich genommen. Ausgehend vom Wort als «Münze» inszenieren die Romane Schreiben und Lektüre als Tauschhandel von Zeichen und Texten. Literatur kann aus dem Tausch, der Aneignung von Zeichen entstehen, aber auch aus der poetischen Falschmünzerei. Sie hat teil an der gesellschaftlichen Zirkulation der Zeichen und sie ist das Falschgeld dieser diskursiven Ökonomie.
