Der Begriff des Gemeinwohls spielt im politischen Denken des abendländischen Kulturkreises von jeher eine zentrale Rolle. Die historische Forschung ist der Bedeutung des Begriffes bisher kaum nachgegangen. Die vorliegende Studie geht der Geschichte des Begriffes und der mit ihm verbundenen Vorstellung nach. Dabei wird die Entwicklung von den Anfängen in der Antike bis zu den bedeutendsten Staatstheoretikern des hohen und späten Mittelalters betrachtet, um die Grundlagen des heutigen Gemeinwohlverständnisses darzulegen. Neben den Gemeinwohlkonzeptionen des Johannes von Salisbury, des Thomas von Aquin, des Remigius von Girolami, des Aegidius Romanus, des Marsilius von Padua und des Nikolaus von Kues werden auch die gedanklichen Vorleistungen antiker und frühmittelalterlicher Staatstheoretiker dargestellt.
Peter Hibst Livres



Mitte der vierziger Jahre des 16. Jahrhunderts verfasste Marcantonio Vida (ca. 1485 - 1556), durch zahlreiche Dichtungen längst berühmt, den hier erstmals in vollständiger Ausgabe des lateinischen Textes mit deutscher Übersetzung vorliegenden staatsphilosophischen Dialog 'De dignitate reipublicae', der als das bedeutendste Prosawerk der damaligen Zeit gilt. Mit ihm wollte Vida nach eigenem Bekunden Ciceros zu seiner Zeit verloren geglaubtes staatsphilosophisches Werk 'De re publica' ersetzen und damit den noch ausstehenden Teil der moralphilosophischen Literatur in lateinischer Sprache komplettieren, sicher aber auch Ciceros Werk krönen und sich in den Rang des bewunderten Vorbildes erheben. Der Dialog ist dem Kardinal Reginald Pole gewidmet und spielt am Rande des gegenreformatorischen Konzils in Trient (1545).