Mirjam Springer Livres






Der Band untersucht die komplexen Erzählverfahren in Uwe Johnsons Romanen, insbesondere in den Wendisch-Burg- und Althagen-Episoden sowie in Zwei Ansichten. Durch Neulektüren und Vergleiche mit anderen Autoren wie Sebald und Musil werden neue Perspektiven auf Johnsons Texte eröffnet. Ausführliche Rezensionen runden den Band ab.
"Legierungen aus Zinn und Blei"
- 254pages
- 9 heures de lecture
Die Lektüre der historischen Faktizität der Texte – ihrer Räumlichkeit, ihrer Leerstellen – läßt in der Abhandlung ein Panorama des «Unerledigten» in der bürgerlichen Gesellschaft am Ende des 18. Jahrhunderts entstehen. So werden Schillers dramatische Fragmente dann als Negativ der Klassik lesbar – kein Statuensaal wird hier mehr betreten. Statt dessen begegnen dem Leser in den Texten, in Agrippina etwa, in den Malthesern , im Warbeck oder im Demetrius , «entzündete Ichheiten», Abstraktionen vom entfremdeten Menschen, Legierungen aus Zinn und Blei.
In Immermanns Erzählungen kristallisiert sich bürgerliches Bewußtsein der Restaurationszeit. Wenn man die Papierfenster eines Eremiten , den Neuen Pygmalion und den Carnaval und die Somnambüle endlich einmal nicht als 'Fingerübungen' für die Romane betrachtet, sondern sie in ihrem literarhistorischen und sozialgeschichtlichen Kontext interpretiert, wird deutlich, wie diese Texte gegen die Ideologie von einer verwesenden Zeit nicht ankommen, mit der sie versetzt sind. Und dort läßt sich dann die ästhetische Qualität beschreiben, wo im Erzählverfahren das nebulose Leiden des Einzelnen 'an der Zeit' als gesellschaftliches erkennbar wird.