Der Umgang mit Literatur und anderen Medien zum Holocaust muss gerade für den Deutschunterricht der Sekundarstufe II heute neu ausgemessen werden. Die Erinnerungskonjunktur unserer Tage ebenso wie die Medienflut über Nationalsozialismus und Shoah verlangen auch nach Konsequenzen für gelingenden Unterricht. Jugendliche fühlen sich oft von den vielfältigen Angeboten überfordert und von mitgelieferten moralischen Anforderungen bedrängt. Das anhaltende Interesse an der Vergangenheit verlangt deshalb danach, auch die schulischen Formen der Beschäftigung und ihren Anteil am kollektiven Gedächtnis genau zu überprüfen. Denn ästhetische Bildung und literarisches Lesen gehören notwendig zur Erinnerungskultur hinzu. Die vorliegenden Beiträge von LehrerInnen und DidaktikerInnen entwerfen Modelle für den Deutschunterricht der Sek. II unter einer Hauptfragestellung: Wie könnte eine Beschäftigung mit Literatur angelegt sein, die weder Abwehrreaktionen junger Leser gegen zu viel Erinnerung mobilisiert noch die besondere Qualität von Literatur übersieht?
Jens Birkmeyer Livres






"Blumenworte welkten"
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Rose Ausländer (1901-1988) gehört zu den bedeutendsten deutsch-jüdischen Lyrikerinnen des vergangenen Jahrhunderts. Thematischer Schwerpunkt dieses Bandes ist ihr lyrisches Werk nach ihrem Stilwechsel in den 50er Jahren. Die ambivalenten Orientierungsbegriffe Identität und Fremdheit sollen die sublimen Zusammenhänge zwischen Werk und Biographie erhellen sowie deren Bedeutungshorizonte und Strukturierungen rekonstruieren. Es geht insbesondere um die vielfältigen Schnittstellen und Wechselwirkungen zwischen lyrischer Selbstverortung und den Repräsentationen von Erinnerung, Identität und Alteritätserfahrung. Das lebenslange Bemühen Rose Ausländers, im Erschütterungsraum des 20. Jahrhunderts gegen die fatalen Prozesse des Abtrennens und des Verlustes eine eigene Sprache zu entwerfen, steht im Mittelpunkt der Beiträge. Wo die Pathologien der Epoche auf die poetische Suchbewegung der Lyrikerin treffen, müssen die Gedichte in einer doppelten Perspektive gelesen werden: als Teil ästhetischer Selbstverständigung in der Moderne und als intimer Imaginationsraum der Dichtung.
Holocaust-Literatur und Deutschunterricht
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Der immer häufiger von Schülern zu vernehmende Überdruss an der schulischen Beschäftigung mit dem Holocaust muss alle alarmieren, die an einer lebendigen Erinnerungskultur interessiert sind. Er sollte aber insbesondere dazu führen, verstärkt über notwendige neue Wege des Unterrichtens nachzudenken. Dies gilt besonders für den Deutschunterricht. Die Beiträge wollen zeigen, dass der Literaturunterricht deutlicher einer eigenständigen Profilierung des Themas Holocaust bedarf. Gerade im schulischen Umgang mit Literatur über den Nationalsozialismus müssen daher innovative Überlegungen angestellt werden, um der fragilen literarischen Bildung angemessen zu begegnen. In Zeiten instabiler kultureller Identitäten und schwindenderhistorischer Bildung ist es angeraten, die Bedeutung eines gelingenden Literaturunterrichts für die Erinnerungsbereitschaft junger Menschen keineswegs zu unterschätzen. Der Band gibt neue Impulse für eine schulische Beschäftigung mit dem Holocaust im Deutschunterricht. Er entwickelt hierzu didaktische Perspektiven auf einen Literaturunterricht aller Schulstufen und spricht damit insbesondere Lehrer, Fachdidaktiker und Studierende an.
Im Rahmen der Reihe „Ethik im Unterricht“ dokumentiert dieser Band zur Erinnerungsarbeit ein gemeinsames Diskussions- und Forschungsprojekt von Lehrenden und Studierenden der Westfälischen Wilhelms-Universität in Zusammenarbeit mit den Historikern des Münsteraner Geschichtsortes Villa ten Hompel. Unter den Stichpunkten: Arbeit am Begriff, Arbeit in der Schule und Arbeit am Geschichtsort werden verschiedene Zugänge zum Komplex Erinnerung eröffnet und auf ihre pädagogische Tauglichkeit überprüft. Gemeinsam ist hierbei allen Beiträgen, dass sie Erinnerungsarbeit als einen schwierigen und durchaus mühevollen Prozess historischer und kritischer Selbstverortung in der heutigen Moderne begreifen.
Erinnern des Holocaust?
Eine neue Generation sucht Antworten
Wie erinnern sich junge Menschen heute an den Holocaust? Die „dritte Generation“ verfügt nur mehr über Erinnerungen an andere Erinnerungen: an familiäre Erzählungen, Fotos in Alben und Ausstellungen, an Geschichtswissen in Schulbüchern, an Literatur und Filme. Aus unterschiedlichen Fachperspektiven widmen sich die Beiträge daher aktuellen Suchbewegungen der jüngeren Generation nach einer konsensfähigen Erinnerung. So unterschiedlich, ja gegensätzlich persönliche Zugänge zur Geschichte über Medien und wissenschaftliche Einsichten auch sein mögen, in den Familien können die im Überlieferungsprozeß entstandenen Verzerrungen der privaten Geschichte mit historischem Wissen durchaus koexistieren. Offenkundig prägen die gegenwärtigen sozialen Rahmungen das Gedächtnis stärker als die Vergangenheit selbst. Erinnerungsgemeinschaften finden sich erst auf der Basis gemeinsamer Deutungen, Sinnwünsche, und Gefühlslagen zusammen. Den Konturen jener Rahmungen geht der Band nach und versucht, eine thematische Balance herzustellen: zwischen den generationellen Verabredungen und historischen Gegenständen sowie den kulturellen Praktiken, in deren Kontext sich Erinnerungen erst konstituieren und artikulieren. Können junge Menschen Narrative der Erinnerung aufbauen, die zu Bestandteilen des kulturellen Gedächtnisses werden?
Bilder des Schreckens
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InhaltsverzeichnisErster Teil: Schreibmotive der Widerstandsprosa.I. Voraussetzungen der “Ästhetik des Widerstands”.II. Das Experiment personalen Erzählens.III. Erfahrung der Kunst — Kunst der Erfahrung.Zweiter Teil: “Divina Commedia” als intertextuelles Modell.I. Die Impulse der Danterezeption.II. Leitmotive der Intertextualität.Dritter Teil: Mythos und Mimesis.I. Arbeit am Herakles-Mythos.II. Der Schrecken, das Erhabene, die Bilder.Schlußbetrachtung: Schreiben nach Plötzensee.