Stefan Krings wird unerwartet in die bulgarische Kultur hineingezogen, als sein Professor eine Bulgarin heiratet und ihn auffordert, die Sprache zu lernen und nach Bulgarien zu reisen. Ohne eigene Ambitionen und mit einer unbeschwerten Einstellung ist er der ideale Kandidat für dieses Abenteuer. Die Geschichte thematisiert die Herausforderungen und Überraschungen, die mit dem Eintauchen in eine fremde Kultur verbunden sind, und beleuchtet Stefans Entwicklung in dieser neuen Umgebung.
Thomas Frahm Livres






Der Autor reflektiert über den Wandel der Wahrnehmung in einer Zeit, in der der PC und das Internet aufkamen. Die Gedichte thematisieren die Veränderungen, die durch virtuelle Räume und die vergrößerten Darstellungen von Bodenproben im Elektronenmikroskop hervorgerufen werden. Diese Entwicklungen führen dazu, dass der traditionelle Maßstab der Wahrnehmung an Bedeutung verliert und neue Perspektiven eröffnet werden.
Im Fokus steht der Bulgare Falko Aleksandrov, ein Lyriker und Nachhilfelehrer, der in den Jahren vor dem EU-Beitritt Bulgariens lebt. Als Teil der Wende-Generation kämpft er mit den Herausforderungen des Lebens nach dem politischen Umbruch. Die Lyrik, einst eine geheime Ausdrucksform gegen das totalitäre Regime, wird zum Spiegel seiner inneren Zerrissenheit. Durch seine Nachhilfetätigkeit erhält er Einblicke in die Lebensrealitäten anderer und begibt sich auf eine Reise der Selbstfindung. Der Roman kombiniert magischen Realismus mit psychologischen Themen und erzählt von der Rückgewinnung seiner Seele.
Kunst des Lebens heißt nicht Rückzug aufs Angenehme, in die Wohlfühlzonen, die Idylle, um, einmal drinnen, die Tür zu verriegeln und die bunte Welt nur über Bildschirm zu erfahren. Man muss schon auch selbst ein bunter Vogel sein oder werden, sich schon öffnen, etwas riskieren, sich am Leben messen, auch wenn das weh tut oder gar Entbehrungen mit sich bringt. Also: offen bleiben, ohne die Freude am Leben unter schwerem Problembewusstsein zu begraben. Der Band enthält daher neben heiteren, ernsten und bissigen Spruchweisheiten für das kleine Lachen zwischendurch, neben Geschichten und Gedichten vor allem auch eigens für dies Buch ver-fasste Essays und philosophische Betrachtungen, die die alten Topoi vom "guten Leben", von der "Natur des Menschen" und dem alten Gegensatz von Körper und Geist erörtern. Aus dem Inhalt: Ein Leben mit Vogel Heiliger, Narr oder Lebemann? Die beiden Formen des Glücks Melancholie und Schmerz Glaube Himmlische und nicht so himmlische Liebe Mensch und Humanismus Politik, Kultur und Gesellschaft Die Physik der Seele Kleine Lebenskünstlerin Hieb-, Stich- und Schlagworte * »Die Lebensfreude hat es nicht leicht bei Menschen, die das Böse sogar dort am Werke sehen, wo in Wirklichkeit der Engel der Unschuld Fenster putzt, damit zu Ostern das Licht der Auferstehung gut ins Haus kommt und nicht vom Dreck auf den Glasscheiben aufgehalten wird.«
Der Autor wuchs auf zwischen Arbeitern und Schafen, preußischen Lehrern, Sonntagspredigten und anderen Drohungen aus der Bibel, Kohlehalden und ewig schwarzen Fensterscheiben, Pferdehöfen, Weiden und Auen an einem Fluss, der eine stinkende Kloake war. Er spielte Fußball auf Stoppelfeldern, pflückte den elterlichen Nutzgärten leer, weil noch eingemacht wurde und grub die Beete um. Dies prägte sein Welt- und Menschenbild. Er findet, angesichts der Neigung zu Feindbildern, die uns helfen, unseren Eigennutz, unser Macht- und Gewinnstreben sowohl mit den Menschenrechten als auch einer ausgezeichneten Meinung von uns zu verbinden, sei es eine schöne Aufgabe, sich mit der Entwichtigung menschlicher Selbstüberschätzung zu befassen und sie auf ihren unwesentlichen Kern zu bringen. Zu diesem Zweck belauscht er abends beim Flaschensammeln das Nachlassen des Verkehrslärms und das Wachsen von Gräsern und Sternen. Und was hat das mit diesem Gedichtband zu tun? Ach ja, diese Gedichte hier, diese Gedichte, was ist mit diesen Gedichten? Nun, diese Gedichte hier, mit denen konnte ich immer gut über solche Sachen reden. Sie haben mir zugehört und mir dann in ihren eigenen Worten gesagt, was ich im Grunde sagen wollte, aber nicht konnte.
Frauen sind zu vielfältig, um sie nur aufs Geliebtwerden zu beschränken. Sie mögen Liebesgedichte zwar, möchten aber auch einmal nicht beim Gedicht genommen werden, sondern beim Wort. Frauen bluten halt manchmal, bekommen Zysten und Chlamydien, Orangenhaut und Gebärmutterentzündungen. Sie haben Hormonschwankungen und Brustschmerzen ohne erkennbaren Grund, und bei Kummer fallen ihnen die Haare aus. So etwas kann Dichter in eine Krise stürzen. Krisen aber sind Sprünge im rosaroten Brillenglas, Risse im Kokon poetischer Versponnenheit – und damit: der Anfang wahren Dichtens. Um es gleich zu gestehen: Der Autor dieses Bandes ist auch nur ein Mann. Darum enthält sein Buch, gedacht als Dank an alle Frauen, die ihm etwas gegeben, ihm etwas von dem gezeigt haben, was 'Leben' sein kann, trotzdem unverbesserlich viele Liebes- und Liebesschmerzgedichte,– immerhin aber auch einige zaghafte Versuche, mit dem Windelgeschrei des Geliebtwerdenwollens aufzuhören und das Gehen zu lernen: auf die Frauen zu, auf die Welt.
Nachwort des Herausgebers: Hemingway-Lyrik, dachte ich beim ersten Anhau, las (warum eigentlich?) dennoch weiter und diagnostizierte: Brinkmann-Thenior-Theobaldy-Klasse. Dann kam mir Clemens Brentano in den Sinn, dann Bukowski, dann der schnoddrige frühe Benn, der zornige Baudelaire, dann aus den anderen Abteilungen Edward Hopper, Gerhard Richter, die Kollwitz und Arvo Pärt – und das alles bereits, nachdem ich nicht mehr als zehn, zwölf Gedichte im Manuskript von Thomas Frahm durchgelesen hatte. Mittlerweile weiß ich natürlich: Da hat einer mit mir eines dieser ernsten Spiele gespielt, die große Kunst auszeichnen. Bei der Lektüre erkennt man rasch: Hier spricht kein Epigone von was auch immer, hier spricht eine autonome, unverwechselbare Stimme, arbeitet mit Formen und Farben und Licht auf eine Weise, die die Postmoderne nicht nur weit hinter sich lässt, sondern ihr, mir, all jenen, die auf diese Mode hereinfielen und -fallen, das Urteil spricht. Es ist vernichtend. Denn postmoderne Beliebigkeit, das scheinbar souveräne, in Wahrheit aber puberil-hilflose Spiel mit Stil-, Form-, Klangzitaten, ist dieses Dichters Sache nicht. Thomas Frahms Werk bringt mir vielmehr in Erinnerung, was über einen anderen Großen der deutschsprachigen Lyrik geäußert wurde. Joseph von Eichendorff schreibt da, die Günderode habe über ihren Freund Brentano gesagt: „Es kömmt mir oft vor, als hätte er viele Seelen; wenn ich nun anfange, einer dieser Seelen gut zu sein, da geht sie fort und eine andre tritt an ihre Stelle, die ich nicht kenne, und die ich überrascht anstarre, und die, statt jener befreundeten, mich nicht zum besten behandelt.“ Die vielen Seelen des Thomas Frahm bewirken nun mitnichten ein guazzabuglio unterschiedlicher Sicht- und Stilweisen; sie ringen miteinander, kämpfen die Sache aus, manchmal bis aufs Blut. Aber immer geht aus diesen Kämpfen etwas als Sieger hervor, das daran gar nicht beteiligt schien: Kunst.