The aim of the atlas, published by the Herder Institute together with Polish and Czech partners, is to present the topographic settlement development of 34 selected towns in the historical region of Silesia from the 19th to the 21st century. In addition to texts on the development of the respective town, the concept of the project also includes the editing of official topographical map sources and aerial photographic sources, some of which are unique, at a uniform scale of 1:25000, from the years around 1830, 1900, 1940, 1975 and 2000.
Vereinswesen, Sprachenkonflikte und Dynamiken nationaler Mobilisierung 1860-1939
274pages
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Im 19. und frühen 20. Jahrhundert wird in Ostmitteleuropa eine eigene Spielart von Vereinen fassbar, die sich zum Teil selbst als „Schutzvereine“ bezeichneten. Diese Vereine verstanden sich als Wahrer gesamtnationaler Interessen und entfalteten entlang von Sprachgrenzen ein breit angelegtes Programm an Aktivitäten. Dabei trugen sie oft erst sprachnationale Kategorien und Konflikte in Regionen, die bis dahin einen geringen Grad an nationaler Mobilisierung aufgewiesen hatten. Das Verhältnis gegenüber staatlichen Behörden gestaltete sich sehr unterschiedlich: In einigen Fällen entfalteten die Schutzvereine quasi-staatliche Aktivitäten, in anderen ergänzten sie die Nationalisierungspolitik des Staates, in einem dritten Szenario richteten sich ihre Aktivitäten gegen den Staat. Dieser Band widmet sich dem Thema erst-mals auf der Grundlage eines breit angelegten Vergleichs mit Beispie-len vom Baltikum bis Siebenbürgen. Er geht dabei der Frage nach, welche Aspekte das Selbstverständnis der Schutzvereine charakterisierten und welche Konstellationen das Aufkommen dieser Vereine begünstigten bzw. ihre Wirkung im lokalen Raum beschränkten.
Seit der Wende von 1989 verknüpft sich mit der Frage einer Neukonzeptionierung europäischer Geschichte immer wieder Kritik am Fortleben eingeübter Vorstellungen von Ost-West-Dichotomien. In den letzten Jahren ist vor diesem Hintergrund eine ganze Reihe von Initiativen in Angriff genommen worden, die sich explizit zum Ziel gesetzt haben, europaweit, transnational und/oder global historiographische Zugänge und Konzepte in neuer Weise aufeinander zu beziehen – und gerade durch Fragestellungen der Globalgeschichte geraten inzwischen immer neue Sichtweisen einer kombinierten Vergleichs- und Transfergeschichte in den Blick.
From the Middle Ages to the present, intercultural exchange has shaped knowledge and scholarship in Central Europe. While nationalism, practical and methodological, as well as memory practices created a clear-cut vision of German-Polish scholarly contacts, this volume proposes interconnectedness, entanglement and circulation as new modes of inquiry. Based on examples ranging from architectural knowledge to philosophy and from archaeology to physical chemistry, contributions to this volume seek for alternative ways to tell the stories of scholarly relations in the space shaped not only by multilinguality, but also by power inequalities, imperialism and nationalisms. In particular, they counter the widespread center-periphery dependence by concentrating on encounters and sites "in between" as privileged places of inquiry. Last but not least, they put to the test the prevailing categories of historical research of the space in question, highlighting the variety of identifications and ways they impacted scholarly communication. Jetzt reinlesen: Inhaltsverzeichnis(pdf)
Im Zuge der gesellschaftlichen und politischen Veränderungen des 19. Jahrhunderts entstanden in vielen Städten Ostmiteleuropas Vereins- und Gesellschaftshäuser. Sie waren von ihren Initiatoren als Veranstaltungs-, Begegnungs- und Vernetzungspunkte für sprachnational definierte Teile der urbanen Bevölkerung gedacht. Daher verschränkten sie kultur-, wirtschafts-, sozial- und bildungspolitische Aktivitäten unter explizit nationalen Vorzeichen miteinander und dienten den sich formierenden oder konsolidierenden Nationalgesellschaften als Infrastruktur, über die der städtische öffentliche Raum in neuer Weise genutzt und damit sozial besetzt wurde. Umfang und Ausrichtung der Aktivitäten, die von den Vereinshäusern ausgingen, waren dabei abhängig vom sozialen Profil der örtlichen Trägerschichten, von lokalen Gegebenheiten und Konstellationen sowie von den sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen des staatlichen und politischen Systems. Der Band stellt in zwölf Beiträgen unterschiedliche Vereinshäuser insbesondere in Ostmitteleuropa vor und ist so eine erstmalige Bestandsaufnahme bisheriger Forschungen zum Thema.
Propaganda- und Geschichtskarten als politische Instrumente und Identitätstexte
348pages
13 heures de lecture
Der Ansatz der Tagung, historische politische Karten und Geschichtskarten gemeinsam zu thematisieren und zu kontrastieren, hat innovative Vergleichspunkte hervorgebracht, die Karten als thematische Visualisierung besonders charakterisieren. Auffällig ist die Persistenz etablierter Kartenbilder in beiden Mediengattungen. Die Beiträge untersuchen, warum die „Grenzen des Zeigbaren“ in der politischen Kartografie vergleichsweise eng gezogen sind und wie sich dieses Beharrungsmoment erklären lässt. Ist dieses Phänomen auf fest etablierte, nur bedingt wandelbare Raumbilder zurückzuführen? Befinden sich Kartografen, die politische Aussagen visualisieren wollen, in einem Aussagegefängnis? Der Band verdeutlicht die Bedeutung transnationaler Perspektiven in europäischen und weiteren Kontexten für das Verständnis der Sprache und Funktionsweisen von Karten. Kartografie-methodische Überlegungen und Strukturen bieten eine hervorragende komparatistische Ebene, an der sich zahlreiche grundlegende geschichtskulturelle Ankerpunkte festmachen lassen. Besonders der (ost)mitteleuropäische Raum, mit seinen geopolitischen Umwälzungen der letzten Jahrzehnte und der politischen Brisanz vieler Kartenbilder der Zwischenkriegszeit, bietet spannende Anschlusspunkte.
Die Minderheitenproblematik in Ostmittel- und Südosteuropa während der Zwischenkriegszeit ist seit Jahrzehnten ein zentrales Thema der internationalen Forschung, wobei das Verhältnis zwischen Staat, Mehrheitsgesellschaft und Minderheiten im Fokus steht. Der vorliegende Band beleuchtet „Loyalität“ als zentrale Analysekategorie und präsentiert für Polen, die Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien und Jugoslawien teils überraschende Ergebnisse.
Die Beiträge umfassen Themen wie staatsbürgerliche Loyalität und transnationale Rechtsparadigmen, die doppelte Loyalität der Siebenbürger Sachsen, sowie die Rolle von Loyalität als Mittel der Integration oder Restriktion im Kontext der deutschen Minderheit in Polen. Des Weiteren werden Varianten jüdischer Identitäten und Loyalitäten im rumänischen Staat behandelt, ebenso wie die Frage der Gruppenloyalität als historiografisches Konfliktpotential.
Ein weiterer Fokus liegt auf Identitätsdiskursen und lokalen Lebenswelten in der Südslowakei, den österreichischen Minderheiten im Austrofaschismus, und der politischen Ressource des „Ungarndeutschtums“. Die „Illoyalität“ der Deutschen und Magyaren in der Tschechoslowakei wird als Legitimitätsgrundlage für gegen sie ergriffene Maßnahmen untersucht. Schließlich wird die Beziehung zwischen Jugoslawismus und Loyalität sowie die Entwicklung der Sudetendeutschen zwischen Staatsakzeptanz und nationalsozialistischem Einfluss thematisiert.