Die Staatskapelle Weimar vergewissert sich am Anfang dieses neuen Jahrtausends ihrer selbst nicht nur durch aktuelle Leistungen, sondern auch mit Blick auf ihre halbtausendjährige Geschichte. Seit 400 Jahren, seit dem Jahr 1602, ist sie sesshaft in Weimar. Aber bereits seit 1491 gab es eine ernestinisch-sächsische Hofkapelle, die als Reiseensemble Kurfürsten und Herzöge begleitete und vor allem in Torgau und Weimar spielte. Das Buch macht die wechselhafte und interessante Geschichte der Kapelle vom Spätmittelalter bis in unsere Tage anschaulich. Es erzählt von den unruhigen Zeiten des 16. bis 18. Jahrhunderts, als das Ensemble häufig aufgelöst und wieder neu gegründet wurde, von der ersten Blüte auf dem Gebiet der Oper und des Singspiels in der Goethezeit und natürlich von den großen Meistern, die mit dem Orchester zusammengearbeitet haben: Johann Sebastian Bach, Johann Nepomuk Hummel, Franz Liszt und Richard Strauss. Mit Spannung werden Musikfreunde die Darstellung der Orchestergeschichte im 20. Jahrhundert lesen, die nicht nur durch die glanzvolle 'Ära Abendroth', sondern auch durch verhängnisvolle politische Instrumentalisierung der musikalischen Arbeit charakterisiert wird. Eines aber ist immer wieder zu bemerken: der unverzichtbare Anteil der Staatskapelle Weimar an der Kultur in Thüringen und Mitteldeutschland.
Wolfram Huschke Livres






Franz Liszt
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Weimar war für den großen europäischen Musiker Franz Liszt (1811 1886) das Zentrum seines Lebens in dessen zweiter Hälfte, so wie die erste um Paris kreiste. Sein Wirken in Weimar gab dem Ort einen weithin beachteten,herausgehobenen Platz in der deutschen und europäischen Musikentwicklung. Um 1880 galt Weimar als Mekka des Klavierspiels , was in der Zeit vor der technischen Reproduzierbarkeit von Musik viel mehr bedeutete als heute. Klavierspiel war der Kulturhebel , mit dem man alle Musik mittels Klavierbearbeitung spiel- und hörbar machte. Deshalb gehörte es grundsätzlich zu einer bildungsbürgerlichen Ausstattung breiter Schichten. Der erste Teil des kenntnisreich geschriebenen Buches von Wolfram Huschke beschreibt das Aufeinandertreffen Liszts und seiner Welt, bezogen auf die Musikentwicklung in Europa und der Welt Weimars, welche durch die klassische Zeit um 1800 vorgesprägt war. Der zweite Teil skizziert die Nachwirkungen des Lisztschen Wirkens in Weimar bis heute.
Das musikalische Erbe Weimars wird zumeist an den Großen dieser Zunft festgemacht: Johann Walter, Johann Sebastian Bach, Johann Nepomuk Hummel, Franz Liszt. Diese und viele andere begegnen den Lesern bei den Streifzügen durch mehr als drei Jahrhunderte (1513–1867) Weimarer Musikgeschichte. Kenntnisreich setzt Wolfram Huschke Momente in Szene, die die musikkulturelle Entwicklung der Stadt geprägt haben: so die Ernennung Weimars zur Residenzstadt 1513 und die Entfaltung fürstlicher Repräsentationsbedürfnisse samt Hofkapelle, die Reformation und die protestantischen Kirchenlieder des Lutherfreundes Johann Walter, die Uraufführung der „Bekümmernis“-Kantate Johann Sebastian Bachs 1714, die Weimarer Erstaufführung der „Zauberflöte“ Mozarts 1794 oder die Aufführung der „Legende von der heiligen Elisabeth“ Franz Liszts im Festsaal der Wartburg 1867. Wolfram Huschke hat ein sehr persönliches Buch geschrieben, vor allem die musikalischen Ereignisse zusammengetragen, die ihn bewegen, faszinieren und inspirieren. Die Musik erscheint dabei als die Verbündete der in Weimar so gewichtigen Literatur – und ihre Melodien und Klänge tönen fort.
Seit über 50 Jahren trägt die Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar, die im Jahre 1872 als Großherzogliche Orchesterschule gegründet und 1930 zur Hochschule für Musik erhoben wurde, den Namen ihres Übervaters. Diese Darstellung zur Geschichte der Ausbildungstätte schließt gerade auch die Institutionsgeschichte im vergangenen Jahrhundert – in der Zeit des Nationalsozialismus, in den Jahrzehnten der DDR und den Jahren nach dem Mauerfall – ein, die ebenfalls anhand der Quellen kritisch betrachtet wird. Für die 1990er Jahre kann der Autor zudem, aufgrund seiner eigenen Erfahrungen, die Ereignisse aus der Sicht des teilnehmenden Beobachters rekonstruieren. Eindrucksvoll zeigt das Buch die Veränderungen der Musikhochschule und ihre Anpassungsfähigkeit an ideelle und materielle Rahmenbedingungen, ohne dabei die eigene Identität aufzugeben. Maßstab für ihr Selbstbild war für Lehrkräfte und Studierende gleichermaßen die Zukunft ihrer Kunst – der Musik. Vor diesem Horizont und in exemplarischer Weise sind die handelnden Personen und individuellen Leistungen, die künstlerischen Fragen und Projekte in die vorliegende Darstellung einbezogen.