In Ursula Jones’ Elternhaus gingen Grössen der Musik ein und aus: Toscanini, Furtwängler, Karajan. Ihre Eltern waren die Luzerner Kulturmäzene Maria und Walter Strebi, er Mitbegründer des heutigen Lucerne Festival, sie die Schwester des Malers Hans Erni. Als junge Dolmetscherin verlässt Ursula Jones Luzern und beginnt in London als Sekretärin des Philharmonia Orchestra eine Karriere im Musikgeschäft. Später gründet sie das English Chamber Orchestra und wird zur international einflussreichsten Schweizer Förderin junger Talente in der klassischen Musik: Daniel Barenboim, Pinchas Zukerman, Jacqueline du Pré und vielen anderen verhalf sie zu Weltruhm. Auf dem Gipfel ihres Erfolgs beginnt Ursula Jones ein Archäologiestudium und promoviert mit 60 Jahren. Heinz Stalder erzählt das anekdotenreiche Leben dieser rastlosen Frau.
Heinz Stalder Livres






Heinz Stalder, bekannt für seinen feinen Stil, weicht vom Handwerk ab und nutzt seinen Bleistift, um Geschichten zu erzählen. In seinen Miniaturen nimmt er die Leser mit auf eine Reise von den Wiesen im Bernbiet über London bis zu den finnischen Wäldern, wo er auf unvergessliche Menschen trifft.
Schelmengeschichte über einen Helden wider Willen im 14. Der blutjunge Fritz von Schernelz, ein aus einem unbedeutenden Ableger des Berner Patriziats stammender Landadeliger, hat keine grosse Zukunft vor sich. Nach kurzer Klostererziehung und anschliessender Lehrzeit bei dem Schwarzen Zähringer, einem heruntergekommenen, wenig zimperlichen Ritter im Emmental, wird er von seiner älteren Kusine verführt – und nimmt kurz darauf Reissaus vor Vaterschaft und Ehe. Mit seinem Degen schlägt er sich durch eine von Hundertjährigem Krieg und Pest verheerte und zudem von ‹Rosenroman› und ‹Dekameron› in Liebestaumel versetzte Welt. Mehr oder weniger zufällig wird er unter dem Namen Frédéric de Cergnaux zum Helden. Fortan eilt Frédéric sein Ruf voraus – und Fritz hat Mühe hinterherzukommen. Eine irrwitzige Reise nimmt ihren Lauf; Tod, Furor und Liebe lauern hinter jeder Ecke.
Bärenlieder
Roman
Im grossen ostfinnischen Wald, gleichsam unter dem Polarstern, leben sie als entfernte Nachbarn: Der Waldbauer, Kriegsveteran und Bootsbauer Tapio; die sehr jung verwitwete Eeva und Mutter von sieben längst erwachsenen Kindern; der Seemann Matti; der renommierte Musikwissenschaftler Jukka; der Jäger, pensionierte Taxifahrer, begnadete Geschichtenerzähler und mit unzähligen Trophäen eingedeckte Sportschütze Jussi. Im Winter ziehen sie ihre Pelzmützen tief über die Ohren, und der Frost legt sich auf ihre Lippen. Kurz nach Mitsommer aber kommen sie alle bei der Jagdhütte am geheimnisvollen Elfensee zum Reden und Zuhören zusammen. Über einem offenen Feuer kochen in wenig Wasser, viel gesalzener Butter, Kartoffeln, Zwiebeln, verschwiegenen Gewürzen die Kleinen Maränen, eine Delikatesse aus ihren Seen. Bei ihrer legendären Fischsuppe, Roggenbrot, alkoholfreiem Hausbier, Kaffee und Gebäck retten sie ihre immer wieder nacherzählten Geschichten und Erinnerungen in die am Elfensee nicht minder mystische Gegenwart, in der ihr Leben von Bären, Prachttauchern, Singschwänen, Nachtigallen, Hechten, Elchen, vom Kuckuck, von Waldfeen, Trollen, Erdgeistern, Wunder wirkenden Pflanzen, absurden Gesetzen, Sorgen wegen der Abwanderung ihrer Kinder und Enkel geprägt wird. Ein Roman aus dem heutigen Finnland, nach vielen sommerlichen Maränensuppen aufgezeichnet von einem Schweizer Schriftsteller und Anrainer des Elfensees.
Vor dem Ende des Ersten Weltkriegs wird Krummen in einer Johannisnacht unehelich geboren, seine Mutter stirbt im Kindbett. Er wird mehrmals verdingt und umhergeschoben, lernt, beherrscht und erweitert ohne fremde Hilfe das Grosse Einmaleins, liebt die ernste Musik und bleibt doch ein Leben lang Krummen, der Knecht. Seinetwegen werden Bauern von wild gewordenen Stieren auf die Hörner genommen. In Krummens Gegenwart geraten Mägde und Bäuerinnen in ein Gefühlschaos. Als er später vor dem Militärgericht erscheinen muss, schmilzt auf einmal das Gold von den Achseln und Mützen der Auditoren. Im Etablissement 'Zum Dicken Fuchs' wird für ihn Gustav Mahler gespielt, und drei übriggebliebenen Pensionären des aufgehobenen Asyls gelingt es, das von missgünstigen Bauern verursachte Loch in der Kasse der Theater spielenden Knechte und Mägde zu stopfen. Für die alten Dienstboten organisiert Krummen eine letzte Reise in den Jura. Auf der Fahrt danken ihm die jetzt zu Mitgliedern des Verbandes landwirtschaftlicher Angestellter gewordenen Frauen und Männer mit der Erkenntnis, dass in Neuchâtel Neuenburg ist, der Liebe Gott der Bauern das erste Hörgerät trug, Zwingli, Calvin und Luther im Dienste bigotter Bauern dafür sorgten, dass die Knechte und Mägde nicht mehr zur Frühmesse mussten und die Meister neben ihren Frauen weiterhin unbeschadet katholisch ausschlafen konnten. Krummen, der Hauptprotagonist in Heinz Stalders herrlich buntem Kaleidoskop seltsamer, skurriler Figuren vom Land, würde wohl als männliches Pendant von Sigmund Løvåsens Mamsell Iversen aus der norwegischen Hedmark ohne weiteres durchgehen.
Eine Hommage an das Sternbild des grossen Bären, die Eisbrecher und Dichter, die Tangosänger und anderen Tänzer, die Samen, die Holzflösser, die Ostgrenze, die Oper, Paavo Nurmi, den Elch, das Sommerhaus, die Trolle, die Sauna, die Architektur, die Birke, die Musik, den Wald, die Johannisfeuer, die Heidelbeeren, die Finnin und ihren Finnen.