Die Jahreszeiten, die zwölf Monate des Kalenders. Der Chronologie des Jahreslaufs folgend, erzählt Franz Weinzettl so liebevoll wie genau das Werden und Vergehen in der Natur, wie es sich Tag für Tag, Nacht für Nacht ereignet. Und inmitten dieses zyklischen Geschehens: Anna Neuherz, eine alte Frau, die, weil gleichsam eingeweiht in das Geheimnis der Natur, allmählich, unspektakulär, aus dem Bann von Zeit und Geschichte getreten ist. Hinschauend, betrachtend und aufnehmend hat Weinzettl den weit ausgreifenden Kreis eines Jahres in den kleinen Kreis eines ländlichen Fleckens eingeschrieben. Mit Aufmerksamkeit, Sensibilität und Liebe zu den Dingen (als unausgesprochene Voraussetzung für die Liebe zu den Menschen) sieht er dies alles an, mit großen Augen, fern jeder falschen Idylle. >Es ist ein humorvolles Buch, das vom erfrischenden Temperament der Anna Neuherz ebenso lebt wie vom zurückhaltenden, ruhigen Ton des Erzählers. Frankfurter Allgemeine Zeitung Ein Buch zum Blättern also, zum Sinnieren, zum Wiederlesen. Ein Buch, das die Fenster öffnet und den Duft der Jahreszeiten hinein lässt.
Franz Weinzettl Livres
Franz Weinzettl est un auteur dont les œuvres se caractérisent par une exploration profonde de la psyché humaine et des thèmes existentiels. Son écriture entrelace souvent la réalité avec les rêves et la fantaisie, créant ainsi des mondes littéraires uniques. Les textes de Weinzettl sont connus pour leur nature introspective et leur capacité à évoquer de fortes émotions et une contemplation sur le sens de la vie chez les lecteurs. Son langage est précis et évocateur, permettant aux lecteurs de s'immerger pleinement dans ses visions littéraires.






An der Erde Herz geschmiegt
Erzählung
Nach einer Pause von biblischen sieben Jahren legt Franz Weinzettl ein neues außergewöhnliches Buch vor: eine poetisch genaue Erzählung über 33 Friedhöfe. Der Protagonist wandelt als Flaneur über die ›Gottesacker‹ verschiedener Städte, er streift durch die kiesbedeckten Alleen und macht öfters Halt an Grabstätten von Dichtern. Aber nicht Zwiesprache mit den da Bestatteten sucht er, vielmehr nimmt er wahr, was die Gräber in ihm zum Schwingen bringen. Er stellt Lichter in Kerzenhäuser, beobachtet andere Besucher, wird Zaungast von Begräbniszügen und kommentiert immer wieder Grabinschriften, oft liebevoll, teils auch sarkastisch. Friedhöfe sind ihm der Ort, an dem er nie das Gefühl hat, sein Leben zu versäumen, sondern sich ein Lebensgefühl von Neuem erst wieder einstellt und sich im Tagtraum Zukunftsvorstellungen auftun. Wenn der Flaneur die Nähe der Toten auch sucht, um die Lebenden besser auszuhalten, so ist „An der Erde Herz geschmiegt“ doch das Buch einer insgeheim tiefen Zuneigung zu den Menschen und ihren Formen der Trauer. Franz Weinzettl hat ein zuweilen heiteres, immer aber sanftmütiges Buch über das Nichtverdrängen der ›letzten Dinge‹ geschrieben, eine Einübung in die Vergänglichkeit. Wie ein Strom, der keine Angst davor hat, Meer zu werden.
Abseits, auf den Gleisen
- 273pages
- 10 heures de lecture
Das neue große Buch von Franz Weinzettl ist eine Liebesgeschichte sondergleichen. Ein Mann und eine Bahnstrecke. Das Geliebte ist ein Ort: ein Gleis und die Landschaft, in der es verläuft. Der da unterwegs ist in seiner Herkunftsgegend – einem Hinterland, einer Zwischen- und Abseitsgegend –, ist oft der einzige Fahrgast im Zug auf dieser kleinen Nebenbahn. Eines Tages, eher früher denn später, wird man sie mangels Rentabilität wohl einstellen. Für ihn aber, den Wanderer entlang der Strecke, den Schwellengeher, ist diese Bahn vor allem eine Linie, die etwas in seinem Leben verbindet und wie eine Spange zusammenhält. 'Nichts die Welt Bewegendes konnte er von da berichten – nur davon, was seine Welt (ihn) bewegte, wenn er da ging.' In einer traumhaften Kommunion von äußerem Geschehen und innerem Erleben, einer wunderbaren Durchlässigkeit zwischen Innen- und Außenwelt, stiftet der Erzähler im zitternd genauen Notieren der Einzelheiten den großen Zusammenhang – für eine Ortsgeschichte, wie man sie noch nicht gelesen hat, eine Hinterland- und Hinterweltgeschichte, beispielhaft und universell. Es ist, einmal mehr, die unverwechselbare Kunst von Franz Weinzettl, den Leser, die Leserin, von Notiz zu Notiz, von Schwelle zu Schwelle teilhaben zu lassen am größten aller Abenteuer, das da heißt: Schauen, Fühlen, Denken und sprachgewordene Welt.
Wagner, die Hauptfigur in Franz Weinzettls Erzählung „Zwischen Nacht und Tag“, macht sich, halb erinnernd, halb in einem Tagtraum, auf den Weg zu der Stelle, an der vor über zwanzig Jahren sein Vater ums Leben kam. Um den Faden wieder aufzunehmen, wo er gerissen war? Viel Widersprüchliches ist in der Beziehung zum Vater: Hat sich Wagner nicht geschämt, weil er nur Hilfsarbeiter war, und war Wagner nicht zugleich stolz darauf, dass niemand annähernd so viel gelesen hat wie der Vater? Viele Fragen sind durch seinen frühen Tod offen geblieben, auch die wichtigste, die nach seinen glücklichsten Momenten – kam der Sohn in ihnen vor? Aus Erinnerungen, Aufzeichnungen und Briefen setzt Wagner das Bild seines Vaters neu zusammen, behutsam und scharfsichtig in der Analyse der Empfindungen. Die Ambivalenz wird nicht getilgt. Auch deshalb, weil er Züge des Vaters an sich selbst entdeckt, Ähnlichkeiten gerade dort, wo ihm der Vater fremd erschien, so als hätte er nach Jahren des Abwehrens doch dessen Platz eingenommen.
Franz Weinzettl hält in diesem Buch seine Impressionen von längeren Aufenthalten in drei Städten Ungarns und Tschechiens fest. Zahlreiche Schwarz-weiß-Bilder des Autors ergänzen die Texte und bieten reizvolle, persönliche Studien der Städte. Ein Beispiel ist der Besuch des Stadtmuseums, wo der Autor trotz einer kurzen Zeitspanne von nur einer halben Stunde die Ausstellung fast für sich allein genießen kann. In einer Pietá entwickelt er die Vorstellung, dass die Madonna, die Maria darstellt, den sterbenden Jesus eher widerwillig auf ihrem Schoß hält, ohne Mitgefühl und eher belustigt über den Gedanken, von jemandem beobachtet zu werden. Der sterbende Jesus wirkt verkrampft und voller Schrecken. Eine Verbindung zu einer steinernen Rittergestalt, dem eisernen Mann, stellt er her, da er sich oft in einem Angstpanzer gefangen fühlt. Diese Figur ist eine legendäre Prager Geistergestalt. Weinzettl wird auch von Antonín Langweils Lebenslauf berührt, einem Mann des 19. Jahrhunderts, der seine künstlerischen Ambitionen verwirklichte, indem er Prag im Miniaturformat nachbaute. Heute bewundern die Menschen sein Werk und die kleinen Details, die tatsächlich in der Stadt vorhanden sind.