Die drei Autorinnen Else Jerusalem, Margarete Böhme und Ilse Frapan verfaßten Anfang dieses Jahrhunderts aufsehenerregende literarische Werke, in denen sie die Prostituierte zur zentralen Gestalt des Geschehens erheben. Die vorliegende Untersuchung bemüht sich jenseits der traditionellen Hermeneutik um eine feministische Lektüre der Texte, die neue literaturhistorische Perspektiven eröffnet. In den Blick geraten neben Prostitution sexuelle Gewalt, weibliches Begehren und Identität sowie weibliche Ausdrucksfähigkeit.
Eva Borst Livres






Der bildungspolitische Diskurs hat in den letzten Jahrzehnten einen radikalen Paradigmenwechsel erfahren: 'Wettbewerb der Bildungsstandorte', 'Effizienzsteigerung', 'Arbeitsmarktfähigkeit ', so lauten die zentralen Schlagworte.Unverändert gilt dagegen, dass Bildungssysteme zur Reproduktion sozialer Ungleichheiten beitragen. Das liberale Versprechen der Chancengleichheit durch Bildung ist längst ersetzt durch ein neues: Eigenverantwortliches, lebenslanges Lernen sichere die Arbeitsmarktfähigkeit. Leistungsmoral und Konkurrenz, aber auch die Angst vor sozialem Abstieg liefern den Nährboden für neue Lern- und Laufbahnbedürfnisse bis hin zum Selbstmarketing.Die Finanzkrise heizt die Dynamik an. Spareinschnitte und Wirtschaftlichkeitsvorgaben setzen auch das öffentliche Bildungswesen dem Markt aus. Dieser entscheidet zunehmend, welche Bildung stattfindet und welche Kompetenzziele verfolgt werden.
Die vorliegende Studie entwickelt eine Theorie der Anerkennung im Kontext von Erziehung und Bildung und untersucht deren komplexe Verknüpfung mit sozialisationsbedingten Entwicklungsprozessen. Ein zentraler Aspekt ist die Frage, wie Anerkennungsprozeduren das Geschlechterverhältnis beeinflussen und umgekehrt das Aufwachsen von Mädchen und Jungen prägen. Die Studie beleuchtet das für die Pädagogik wesentliche Moment der Anerkennung und exemplifiziert dessen Komplexität durch bildungstheoretische Reflexionen. Im Titel wird thematisiert, dass die Anerkennung der Anderen eine nie endende, konfliktreiche Auseinandersetzung mit deren Andersheit und Fremdheit darstellt, die über Geschlechtergrenzen hinausgeht. Das Problem des Unterschieds wird als geschlechtlich codierter Platzanweiser innerhalb der symbolischen Ordnung betrachtet. Die Arbeit gliedert sich in zwei Teile: Der erste Teil kritisiert feministische Bildungstheorien, während der zweite Teil neue Perspektiven einer kritischen Bildungstheorie unter Verwendung des Anerkennungsbegriffs entfaltet. Dabei wird die Bildungstheorie von Heinz-Joachim Heydorn als zentraler Referenzpunkt herangezogen und in einen Dialog mit Theodor W. Adorno, Michel Foucault, Judith Butler und Slavoj Žižek gesetzt.
Wer Geschichte als ein empirisches Vorkommnis begreift, das in positivistischer Neutralität objektiv zu beschreiben ist, verkennt ganz wesentlich ihren politischen Charakter. Geschichte ist stets Ausdruck der gesellschaftlichen Verhältnisse, sie entsteht im Medium ihrer Darstellung. Und die ist durchaus höchst widersprüchlich. Wenn wir von Geschichte reden, dann legen wir ihr einen doppelten Sinn bei. Zum einen können wir ihr angesichts ihrer Faktizität nicht entrinnen. Zum anderen aber bedeutet diese Faktizität fast nichts ohne Deutung und Erläuterung, ohne Kommentar und Sinnstiftung. So ist es nicht einerlei, ob wir von Herrschergeschichte oder von Mentalitäts- und Sozialgeschichte sprechen, ob wir einer geschichtsmaterialistischen Interpretation folgen oder ob wir Geistes- und Ideengeschichte betreiben. Und ein weiteres kommt hinzu. Es ist nämlich keineswegs unwichtig zu klären, in wessen Namen Geschichte geschrieben wird. Im Namen von Schwarzen Menschen, von Frauen, von kolonialisierten Völkern, von Schwulen, Lesben und transidentifizierten Menschen, von Menschen mit Behinderung, von Menschen jüdischen und islamischen Glaubens, im Namen der Armen? „HERRSCHAFT MACHT GESCHICHTE“ ist daher als kritischer Einwand gegen die gegenwärtig zu beobachtende Komplexitätsreduktion der ohnehin eher bruchstückhaften Vermittlung von Geschichte an den Schulen und Hochschulen zu verstehen.
Der vorliegende Band soll zu einem Grundverständnis dessen beitragen, was Bildung ihrer Idee nach war und welche Bedeutung ihr heute zukommt. Da der Begriff der Bildung gegenwärtig häufig auf ökonomische Verwertbarkeit hin verengt wird, ist es notwendig und sinnvoll, Studentinnen und Studenten der Pädagogik und der Erziehungswissenschaft in historisch-systematischer Weise in die Bildungstheorie einzuführen. Damit soll ihnen zugleich die Gelegenheit verschafft werden, in der pädagogischen Praxis Bildungssituationen jenseits wirtschaftlicher und politischer Interessen zu erkennen, sie kritisch zu reflektieren und mit ihnen in professioneller Art umzugehen. Bei der konzeptionellen Erarbeitung der Thematik stand im Vordergrund, dass der Bildungstheorie seit der Spätaufklärung ein kritisches Moment innewohnt, das es systematisch zu entfalten und auf die Verhältnisse der modernen Gesellschaft zu übertragen gilt. Dabei wurde die Frage nach dem Verhältnis von Bildung und Geschlecht und die Frage nach dem Verhältnis von politischer Ökonomie und Bildung besonders berücksichtigt.
In diesem Band werden Zusammenhänge zwischen Bildung, Macht und Ökonomie aus einer geschlechtertheoretischen Perspektive erörtert und problematisiert. Angesichts des zu beobachtenden Systemwechsels in Politik, Wissenschaft, Kultur und Sozialem wird dieses Themenfeld in verschiedenen Beiträgen unter neuen theoretischen Gesichtspunkten diskutiert. Der Band enthält erziehungs- und bildungsphilosophische Beiträge sowie historische und soziologische Untersuchungen, die systematisch eine oder mehrere Facetten dieser Zusammenhänge aus einer geschlechtertheoretischen Perspektive betrachten. Beiträge von: Eva Borst, Andrea Bramberger, Sylvia Bürkler, Edgar Forster, Heike Kahlert, Dorle Klika, Stephanie Maxim, Rosemarie Ortner, Angelika Paseka, Karin Priem