Georg Herbstritt Livres






Entzweite Freunde
Rumänien, die Securitate und die DDR-Staatssicherheit 1950 bis 1989
Im Mittelpunkt des Bandes stehen die Beziehungen zwischen den Staatssicherheitsdiensten zweier verbündeter Länder: dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR und der rumänischen Securitate. Kooperierten beide Geheimpolizeien zunächst wie selbstverständlich, so entzweiten sie sich im Laufe der 1960er Jahre dauerhaft. Das MfS begriff Rumänien fortan als einen Problemfall und spionierte in dem Land. Gestützt auf Akten aus beiden Ländern, spannt dieser Band einen weiten inhaltlichen Bogen. Denn er schreitet fast alle Felder ab, auf denen MfS und Securitate gemeinsam oder in Abgrenzung zueinander unterwegs waren. Neben Mitarbeitern und Informanten nimmt er so auch die Menschen in den Blick, gegen die die Geheimpolizeien vorgingen: Menschen, die bei gemeinsamen Aktionen in Berlin gekidnappt wurden, die Opfer von Erpressung und Überwachung wurden, die über das jeweils andere Land in den Westen zu fliehen versuchten, aber auch junge kritische Schriftsteller wie der Kreis um die spätere Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller. Ausführlich werden die politischen Zusammenhänge betrachtet: die (ost)deutsch-rumänischen Verflechtungen, der rumänische Sonderweg und die Strategien des östlichen Bündnisses im Umgang mit dem schwierigen Verbündeten. Auch das Beziehungsgefüge der sozialistischen Geheimdienste insgesamt erweist sich als vielschichtig und geprägt von nationalen und einzelstaatlichen Interessen.
In den Jahren der deutschen Teilung entfaltete die DDR eine intensive Spionagetätigkeit gegen die Bundesrepublik Deutschland. Dabei verstand sie es geschickt, die Besonderheiten eines geteilten Landes für ihre Zwecke auszunutzen. Nach der Wiedervereinigung musste sich die bundesdeutsche Justiz mit diesem Kapitel deutscher Geschichte intensiv auseinandersetzen. Ausgehend von den hierbei gewonnenen Erkenntnissen untersucht die vorliegende Studie zunächst systematisch eine wesentliche Gruppe der damaligen Akteure: Bundesbürger, die sich als Inoffizielle Mitarbeiter in den Dienst der DDR-Spionage stellten. Dabei tritt einerseits die Trivialität der Spionage immer wieder überraschend zutage. Andererseits zeigt sich, dass die »Westarbeit« des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit über die klassische Spionagetätigkeit weit hinausging, weshalb auch auf die Opfer der DDR-Spionage hingewiesen wird. Anhand erstmals ausgewerteter Quellen aus dem Archiv des Ministeriums für Staatssicherheit kann schließlich gezeigt werden, dass der spürbare politische und wirtschaftliche Niedergang der DDR in den achtziger Jahren auch die geheimdienstliche Westarbeit vor zunehmende Probleme stellte. Auch einige bekannte Spionagefälle erscheinen so in einem neuen Licht. Das mit so vielen Mythen behaftete Thema wird somit auf angenehme und kompetente Weise demystifiziert.
In dem Buch wird der gegenwärtige Kenntnisstand zur DDR-Spionage gegen die Bundesrepublik Deutschland vorgestellt. Das Buch gibt einen Stand und Perspektiven der Forschung. Einzelne Themenschwerpunkte wie politische Spionage, Militär- und Wirtschaftsspionage werden ausführlich behandelt. Untersucht wird der Wandel der innerdeutschen Geheimdienstkonfrontation in den vier Jahrzehnten deutscher Teilung. Ferner bietet diese Publikation eine Einordnung des Geschehens in den deutsch-deutschen Handlungsrahmen und informiert über die juristische Aufarbeitung der MfS-Westarbeit nach 1989. Auch die Tätigkeit des militärischen Nachrichtendienstes der DDR wird thematisiert.
Joseph Wirth (1879-1956), Reichskanzler in den Jahren 1921-22 und Mitinitiator des Rapallo-Vertrages, bemühte sich nach 1945 um einen Ost-West-Dialog und suchte Wege, die Teilung Deutschlands zu überwinden. Er nahm wichtige Elemente der späteren Ostpolitik vorweg, blieb jedoch ohne Erfolg. Im Westen reagierte man ablehnend und feindselig, der Osten nutzte ihn für seine Ziele aus. Bis heute ist Wirths Politik heftig umstritten. In der vorliegenden Studie wird Wirths politisches Wollen nach 1945 unter Ausnutzung bisher unzugänglicher Quellen erstmals umfassend dargestellt. So entsteht ein weiterer Mosaikstein zum Bild der deutschen Nachkriegsgeschichte, da die Beschäftigung mit Wirth auch das politische Klima im Deutschland des Kalten Krieges freilegt.