Warum haben sich aus Latein die Sprachen Französisch, Italienisch und Spanisch entwickelt? Und wie verlief dieser Prozess? Das sind wichtige Fragen für Studenten der Romanistik und ihrer Einzelphilologien. Georg Kaiser beantwortet sie – übersichtlich und klar. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung der romanischen Sprachen aus dem Vulgärlateinischen. Außerdem wird die Verbreitung dieser Sprachen in der ganzen Welt erklärt. Die Sprachgeschichte von Französisch, Italienisch und Spanisch wird anschaulich und fundiert erläutert. Lateinkenntnisse müssen die Leser aber nicht mitbringen.
Georg A. Kaiser Livres






Syntax des Französischen
Einführung und Vertiefung
Philologie und Grammatik
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„Philologie und Grammatik" steht in der aktuellen Wissenschaftslandschaft für zwei entgegengesetzte wissenschaftliche Herangehensweisen: Während die eine versucht, (ältere) Texte auch unter Hinzuziehung außersprachlicher Informationen zu rekonstruieren, fokussiert die andere ihr Interesse auf die innere Struktur von Sprache und deren Entwicklung. Doch beide Welten kommen sich in der praktischen Arbeit näher, als man denkt: Wenn beispielsweise in der Editionsarbeit mit Hilfe der Grammatik über eine Konjektur entschieden wird, wenn bei der Analyse historischer Texte deutlich wird, wie stark diese von editorischen Grundentscheidungen abhängt, wenn historische Grammatikbeschreibungen ediert werden oder wenn in historischen Textkorpora grammatikalische Information durch Auszeichnung digital verarbeitbar gemacht werden soll. Philologie und Grammatik als Titel dieses Bandes steht für die spannungsreiche wie fruchtbare Begegnung zweier Welten, die exemplarisch auf dem Feld der Romanistik stattfand, die darüber hinaus aber auch das Interesse anderer Philologien und Sprachwissenschaften finden dürfte.
Das vorliegende Buch enthält Beiträge von deutschsprachigen Romanistinnen und Romanisten, die im Rahmen der generativen Syntax arbeiten, und dokumentiert erstmals deren Forschung in einem Sammelband. Den gemeinsamen theoretischen Rahmen der Beiträge bildet die Prinzipien- und Parametertheorie. Dieser Ansatz hat seit seiner Entstehung Anfang der 1980er Jahre zahlreiche Modifikationen - insbesondere durch das so genannte Minimalistische Programm - erfahren, die in den Beiträgen des Sammelbandes kritisch diskutiert und auf verschiedene romanische Sprachen und Varietäten (neben Französisch, Italienisch und Spanisch auch Katalanisch, Sardisch und verschiedene Dialekte des Italienischen) angewandt werden. Die untersuchten Phänomene umfassen die klassischen Gebiete der romanischen Syntax, die auch für die internationale Entwicklung des generativen Modells ausschlaggebend waren.
Eine verbreitete Annahme in der romanistischen Sprachwissenschaft besagt, dass die romanischen Sprachen, insbesondere das Französische, ursprünglich durch eine strenge Verb-Zweit-Stellung gekennzeichnet waren und die heutigen Verb-Zweit-Stellungsphänomene „Relikte“ dieser Eigenschaft sind. Diese Studie zeigt, dass diese Annahme sowohl in traditionellen als auch in generativen Untersuchungen zahlreiche Widersprüche aufweist. Besonders wird die generative Grammatiktheorie betrachtet, die die Verb-Zweit-Stellung als parametrisch festgelegt ansieht und den Verbstellungswandel in den romanischen Sprachen als Ergebnis eines Parameterwechsels interpretiert. Die Studie argumentiert, dass diese These weder theoretisch noch empirisch haltbar ist. Dies wird durch eine diachronische Untersuchung von Übersetzungen des alttestamentlichen Samuel-Buches in verschiedene romanische Sprachen untermauert. Alle Übersetzungen, mit Ausnahme der bündnerromanischen, zeigen Wortstellungsmuster, die nicht mit der Grammatik einer Verb-Zweit-Sprache vereinbar sind. Einige dieser Muster sind typisch für Nicht-Verb-Zweit-Sprachen und können als Auslöser für die Fixierung des Verb-Zweit-Parameters fungieren.