Die Beiträge dieses Bandes stellen acht Paare vor, deren Ungleichheit auf verschiedenen Konstellationen beruht: Auf Standes- und Altersunterschieden (Adliger und Bürgerstochter, Schüler und Lehrerin), auf Dienst- oder Abhängigkeitsverhältnissen (Kleriker und Magd, Herzog und Alchemist), oder auf jeweils anderen Vorstellungen über Macht, Recht, Ehre und Kindererziehung (Zunftmeister und Obrigkeit, Bauer und Landesherr). Die Untersuchung des nicht immer harmonischen Miteinanders dieser Paare, ihrer Lebensumstände und Lebensgefühle bietet eine kleine Kulturgeschichte zwischenmenschlicher Beziehungen.
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Höfische Kultur und Lebenswelt im SaarLorLux-Raum (1697-1815)
328pages
12 heures de lecture
Wie lebte man im 18. Jahrhundert in den Adelshäusern entlang der deutsch-französischen Grenze? Wie verbanden sich öffentliche Repräsentation und „privates“ Leben? Welchen Raum ließ die Herrschaftspraxis für eine fürsorgliche Kindererziehung oder eine ungewöhnliche Liebesgeschichte? Diesen und noch viel mehr Fragen geht der Band in sechs Aufsätzen und acht Dokumentationen nach. Ca. 80 farbige und 120 schwarz-weiße Bilder und Originalquellen machen das Buch zu einer lebendigen Entdeckungsreise in die vergangene Adelswelt des SaarLorLux-Raumes.
Geschlechterfragen bilden bis heute einen der wesentlichen Unterschiede zwischen Katholizismus und Protestantismus. Der Band fragt nach Entwicklungen innerhalb der christlichen Kirchen wie nach Wechselwirkungen von Glaube und Geschlecht in andere Weltreligionen. Das Verhältnis von Glaube und Geschlecht bildet ein Grundlagenthema der Reformation. Der vorliegende Sammelband untersucht Bezüge, die erstmals von Frauen und Männern in der reformatorischen Bewegung des 16. Jahrhunderts hergestellt und gelebt wurden und fragt sowohl nach den Anteilen von Männern und Frauen an Kirche und Religiosität als auch nach ihren religiös begründeten oder bedingten Rollen, Räumen, Aufgaben und Lebenswegen, nach Gewinnen, Verlusten und nach Kontinuitätslinien bis in die heutige Gesellschaft.
Interdisziplinäre Perspektiven auf Geschichte und Gegenwart
Gewalt im Kontext von Geschlechtszugehörigkeit ist seit jeher trauriger Alltag. Wie wurden und werden Gewalttaten konstruiert und wer verübt sie in welcher Form? Diesen und vielen weiteren Fragen gehen die Beiträger*innen aus einem transdisziplinären Blickwinkel über einen Zeitraum von sechs Jahrhunderten nach. Dabei nehmen sie die Verschränkungen von Geschlecht und Gewalt multiperspektivisch in den Blick und decken in unterschiedlichen Räumen und Zeiten eine große Bandbreite an Kontexten, Formen, Praktiken und Wahrnehmungen von Gewalt auf. Ihre Analysen provozieren den historischen Vergleich und fragen nach Kontinuitäten bis in die Gegenwart, aber auch nach Brüchen, Widersprüchen und Gleichzeitigkeiten.
Bislang liegen weder für die Vergangenheit noch die Gegenwart ausreichende Erkenntnisse über die Beziehungspflege und die Kommunikationssysteme von Frauen am Hof, in der Familie, im Freundinnenkreis, am Arbeitsplatz, in der Politik oder in der Freizeit vor. Eine besondere Möglichkeit den weiblichen Wissens-, Beziehungs- und Kommunikationskulturen sowie der gesellschaftlichen Relevanz weiblicher Kontaktpflege und Netzwerkbildung nachzuspüren, bietet die enge Verbindung zwischen Schwestern, verwandten und befreundeten Frauen. Die interdisziplinären Beiträge dieses Bandes betrachten daraufhin einerseits die Medien, Symbole und Rituale, Räume und Zeiten, Schreib-, Brief- und Geselligkeitskulturen von zwei Jahrtausenden. Sie fragen darüber hinaus sowohl nach praktizierter und erfahrener Schwesterlichkeit und Freundschaft als auch nach der gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Prägekraft weiblicher Kommunikation.
Der Mikrokosmos von Familie und Verwandtschaft erlaubt es, geschlechtsspezifische Rollen und Vorstellungen, Aufgaben und Umgangsweisen, das Zusammenleben der Geschlechter auf engem Raum und die Beziehungen zwischen Familienangehörigen gleichen oder unterschiedlichen Geschlechts in den Blick zu nehmen. Familie und Verwandtschaft spiegeln dabei stets die gesellschaftliche und soziale Ordnung einer jeweiligen Kultur und Zeit. Das interdisziplinär angelegte Werk widmet sich den historischen wie aktuellen Dimensionen des Familienlebens. Dabei verbindet es Aspekte der Kultur-, Sozial- und Erziehungswissenschaften auf neuartige Weise mit Perspektiven der Frauen- und Geschlechterforschung. Die Beiträge des Bandes spüren den »Familienbanden« in literarischen und künstlerischen Bildern, in emotionalen, machtbesetzten und konkurrierenden Beziehungskonstellationen nach. Das Phänomen der »Familienschande« wird im Kontext von Gewalt, Ehre, Krisen und Konflikten greifbar.
Der Band untersucht regionale höfische Lebenswelten und adlige Kulturen, indem er den Fokus auf die Menschen selbst und deren Innenperspektiven richtet. Zentrale Themen sind Paar- und Geschwisterbeziehungen, das Verhältnis einer ehemaligen Regentin zu ihren Kindern sowie die Beziehungen von Fürsten zu bürgerlichen Frauen. Auch die Bedeutung von Leben und Tod, Geburt und Begräbnisstätten, sowie Ehrvorstellungen adliger Offiziere im Regiment Alt-Anhalt werden behandelt. Die Erfahrungen junger Adelssöhne und Fürstengattinnen auf Reisen, die Wechselwirkungen zwischen Emotionalität und herrschaftspolitischer Rationalität sowie die adligen Lebenswelten zwischen Standesherrschaft, Rittergut und industriellem Unternehmertum sind grundlegende Aspekte der regionalen Adelsforschung. Überraschend ist, dass höfische Ballette zur Stärkung von Geschwisterbeziehungen dienten und individuelle Beziehungskulturen eng mit repräsentativer Festkultur verbunden waren. Zudem zeigt sich, dass Kavalierstouren nicht nur Bildung vermittelten, sondern auch unternehmerisch innovative Ansätze von streng pietistischen Grafen hervorgebrachten. Viele hochadlige Frauen und Männer gingen trotz vorgegebener Regeln ihren eigenen, oft unkonventionellen Lebensweg. Der gemeinsame Bezugspunkt aller Beiträge ist das heutige Sachsen-Anhalt als Kultur-, Transfer-, Kommunikations- und Handlungsraum.