Einst von Millionen geliebt, ja vergöttert, starb am 16. November 1942 im schweizerischen Exil der Sänger Joseph Schmidt, 38 Jahre alt, verfolgt, verfemt, verarmt und vergessen.In jahrelanger Forschungsarbeit hat Fassbind den Lebensweg und die künstlerische Laufbahn und Leistung des Sängers aufgearbeitet und vom Dickicht der Legenden befreit. Vor uns entsteht das Bild eines Menschen mit seinen Stärken und Schwächen, das Bild eines großen Künstlers in einer dunklen Zeit.
Nur der Musik verpflichtet
Der 1910 in Polen geborene Max Lichtegg war über ein Vierteljahrhundert unangefochten der populärste Tenor der Schweiz. Die Verehrung, die ihm entgegengebracht wurde, grenzte geradezu an Hysterie. Nach seinem Karrierestart in Wien kam er 1936 nach Bern, 1938 nach Basel und war von 1940 bis 1956 Erster Tenor des damaligen Stadttheaters Zürich. Nach dem Krieg eröffnete sich Lichtegg eine breite internationale Karriere. Operngastspiele führten ihn unter anderem in die USA, nach Wien, München, Stuttgart, Hamburg, Amsterdam, Tunis, Paris, Straßburg, London, Israel usw. Sein Repertoire umfasste über 120 Partien von Mozart, Wagner, Offenbach, Verdi, Puccini bis zu Strawinsky. Unvergleichliche Erfolge bescherten ihm die Werke von Strauss, Lehar, Fall. Hunderte von Liederabenden sowie Plattenaufnahmen, Radioübertragungen und Fernsehauftritte festigten seinen Ruf als ungewöhnlich vielseitigen Interpreten. Auch als Filmstarmachte er Karriere an der Seite von Lilli Palmer. Max Lichtegg verstarb 1992 in Zürich.