Bernd Leistner greift auf den reichen Fundus tradierter Vers-, Strophen- und Gedichtformen zurück und erprobt deren Tauglichkeit in einer Gegenwart, in der viele von ihnen als veraltet gelten oder gar schon weithin vergessen sind. Die Erprobung erfolgt mit spielerischer, auch parodierender Lust, doch ohne daß sie sich im unverbindlich Spaßhaften verlöre. Daß zugleich Ernstliches verhandelt wird, scheint nicht nur gelegentlich durch.
Bernd Leistner Livres






Bernd Leistner ist das, was man früher einen „Homme de lettres“ genannt hat, einen Mann der Schrift. Was mehr meint als nur Autor oder Schriftsteller, der mit Schreiben sein Geld verdient. Es war und ist das Kennzeichen eines Menschen, der für die Literatur lebt, der das geschriebene Wort für den Extrakt des Lebens erachtet und eben diese Achtung, diese Wertschätzung des Geistes anderen fühlbar macht, der den Wohlklang von Sprache genießen lehrt und dessen eigenes Schreiben und Sprechen Genuss bereitet. Im vorliegenden Band berichtet der Leipziger Germanist und Schriftsteller von Wendepunkten seines Lebens und Wirkens als Student, Lehrer, Auslandslektor, Mitarbeiter an den „Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten“ in Weimar, dem legendären „VEB Goethe“ der DDR, Dozent am Leipziger Literaturinstitut, Verteidiger unliebsamer Literatur im Osten und Goethe-Bekenner im Westen, Gastprofessor nach der „Wende“ und mitagierender Zeitzeuge der neu installierten Germanistik in Chemnitz, Weltreisender nun, der in Asien Verehrern einer Sprachkultur begegnet, die er im wiedervereinten Deutschland immer mehr „verschludern“ sieht.
In Sachen Peter Hacks
- 136pages
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Der Band, das Hackssche Geistesgelände erkundend, umfasst acht Texte. Bernd Leistner beschreibt in ihnen das Werk des Dichters im Kontext der DDR-Literatur, geht dem Hacksschen Schiller-Bezug nach, behandelt in einer seinerzeit als Nachwort geschriebenen Studie die Dramen 'Der Müller von Sanssouci', 'Adam und Eva', 'Die Fische', 'Senecas Tod', 'Musen'. Dem Thema Hacks und Goethe wendet sich der Essay 'Der gegenwärtige Klassiker" zu. Ausgehend von der berühmten Ausgabe der Gedichte von 1988 wird Hacksens lyrisches Schaffen gewürdigt. Eine Besprechung des Essays 'Ascher gegen Jahn' handelt von 'deutschen und Staatsangelegenheiten'. Schließlich widmet sich Leistner den Hacksschen 'Maßgaben der Kunst'. Bernd Leistners anregungskräftige Essays wurden über eine Spanne von mehr als zwanzig Jahren geschrieben und verschiedenen Orts publiziert. Sie wurden für diesen Band erstmals zusammengestellt, gründlich ediert und mit einer Vormemerkung sowie einem Nachspann versehen. Die Aufsätze liefern passende Schlüssel zum Werk des jüngsten Nationalautors der Deutschen.
Von Goethe bis Mörike
Nachworte zu deutschen Gedichten
„Oft genug ist Gedichten etwas Rätselhaftes, geheimnisvoll Anspielendes, auch Befremdliches eigen. Es regt sich der Drang, dem auf die Spur zu kommen.“ Das Gedicht als Rätsel, als Signatur, die über sich hinausweist, fordert ein Nach-Denken, ein Nachspüren heraus. Die essayistischen Aufsätze des Chemnitzer Germanisten Bernd Leistner sind ein solches Nachspüren. Die im Band vereinten Studien sind zum einen Gedichten gewidmet, die Eingang in den Literaturkanon gefunden haben, zum anderen aber weniger bekannten und beachteten Texten. Dem Autor geht es um die Erhellung von Beziehungen, von Hinter- und Untergründen, auch von Beweggründen, die zur Entstehung der Gedichte führten. Er trifft dabei einen Ton und findet eine Sprache, die Brücken zu schlagen vermögen zwischen der ureigenen Gedankenwelt der Dichter und dem Verstehenshorizont heutiger Leser. Gerade an den interessierten, nicht aber unbedingt fachspezialistisch fixierten Leser wendet sich der Autor, wie immer er auf wissenschaftliche Seriosität entschieden bedacht ist. Der Lust, Gedichte zu lesen, kommen diese „Nachworte“ anregend entgegen.
In diesem Band wird nach der Ausbildung erzählprosaistischer Strukturen in einer Zeit gefragt, in der sich die überkommenen Idealismen als obsolet erwiesen und die sich für die meisten künstlerischen Autoren durch herabstimmende Diffusionsvorgänge und lähmende Verhältnistristesse kennzeichnete. Hervorgearbeitet wird das vielfältig Experimentierende von Erzählansätzen; erörtert werden prosaistische Verfahrensarten, die dem Bewußtsein von Differentiellem entsprangen und denen in erheblichem Maße ein ironischer Grundgestus das Gepräge gibt. Außer der Einleitung des Herausgebers enthält der Band neun Einzelstudien zu erzähl-prosaistischen Texten von Goethe, E. T. A. Hoffmann, Tieck, Schefer, Louise Brachmann, Arnim, Eichendorff, Alexis und Heine.