Brigitte Mihok Livres




Die Forschungsarbeit befaßt sich auf theoretischer und soziologischer Ebene mit den inter-ethnischen Beziehungen und Konflikten innerhalb osteuropäischer Staaten. Teil I zielt auf den Entwurf eines theoretischen Erklärungsmodells unterschiedlicher Integrations- und Konfliktzustände hin. Die diesbezüglichen Ausführungen beschäftigen sich mit den Bedingungen für die Aufnahme, den Verlauf und mit den Folgen ethnischer Interaktionen und treffen Aussagen über die zu erwartenden inter-ethnischen Beziehungen. Teil II untersucht die Minderheitenpolitik seit 1989 sowie die politische Aktivierung und Mobilisierung ethnischer Gruppen durch deren Eliten in Ungarn und Rumänien. Teil III beinhaltet eine hervorgehobene Analyse der sozio-ökonomischen Situation der Roma in Ungarn und Rumänien. Hierbei werden Beschäftigungs- und Bildungssituation, wie auch die neuen Formen der Diskriminierung seit 1990 beleuchtet.
Ungarn und der Holocaust
Kollaboration, Rettung und Trauma
Vom 15. März bis 9. Juli 1944 sind 437 000 ungarische Juden nach Auschwitz verschleppt worden. Unmittelbar nach ihrer Ankunft wurde der Großteil der Deportierten in den Gaskammern ermordet, etwa 100 000 mussten als KZ Häftlinge für die deutsche Rüstungsindustrie arbeiten. Die Deportation der ungarischen Juden ist zwar erst durch die deutsche Besetzung Ungarns ermöglicht worden, doch ohne die aktive Beteiligung der ungarischen wirtschaftlichen, politischen und administrativen Führung wäre sie kaum durchführbar gewesen. Der vorliegende Sammelband geht den verschiedenen Aspekten des Holocaust in Ungarn sowie den Mythen und Realitäten der Rettungsaktionen nach. Neben der aktuellen Diskussion der Verantwortung werden auch die psychischen Spätfolgen des Holocaust und die Identitätsstrategien der jüdischen Gruppen seit 1990 beleuchtet
Die vorliegende Untersuchung gibt sowohl auf theoretischer als auch auf soziologischer Ebene einen Einblick in die ethnischen Beziehungen und Interaktionen innerhalb sozialistischer Gesellschaftssysteme (1945-1985). Es zeigt sich, daß ethnische Konflikte in den Beobachtungsregionen - trotz Verheißung der Lösung nationaler Probleme - weiterhin vorhanden sind und sich im Phänomen der Ethnostratifikation kenntlich machen. Seit den 80er Jahren spitzen sich die ethnischen Probleme infolge der Verschlechterung der Wirtschaftslage und der unzureichenden Lösung von Modernisierungs- und Bürokratisierungsproblemen zu. Die Artikulation und Mobilisierung ethnischer Gruppen konnte wegen restriktiver Herrschaftsverhältnisse (1945-1985) nicht eintreten, was zur Folge hatte, daß Konfliktpotentiale nicht ausgetragen und vermindert, sondern lediglich 'unterdrückt' und unsichtbar gemacht wurden.