Es gilt, die Reihe der geistigen Ziehväter Max Frischs um einen prominenten Namen zu erweitern: Oswald Spengler. Geführt wird der Nachweis an der Farce «Die Chinesische Mauer», in der sich, anders als bei den meisten Texten des Schweizer Autors, die allgegenwärtige existenzphilosophische Perspektive auf einen universalgeschichtlichen Horizont hin öffnet; für Frischs Spengler-Nähe darf das Stück daher paradigmatischen Rang beanspruchen. Die Analyse legt sowohl im Macht-Geist-Konflikt als auch in der Geschlechterproblematik Parallelen zu der im «Untergang des Abendlandes» ausgebreiteten Lebensphilosophie Spenglers frei. Darüber hinaus wird deutlich, wie dessen Theorie der Kulturzyklen die historische Dimension der «Chinesischen Mauer» beherrscht, wodurch sich das außerordentlich komplexe Zeitgefüge des Stücks auf einen einfachen und griffigen Nenner bringen läßt. Die Relevanz des neuen Ansatzes unterstreichen zahlreiche Querverweise auf weitere Texte Max Frischs.
Werner Konrad Livres





Auch der theologische Laie kann die Predigt treffsicher der sprachlichen Gattung «Rede» zuordnen. Es braucht hingegen schon einige Fachkenntnis, um zu erkennen, daß die Predigt sehr viel mit dem Lesen zu tun hat. Sie ist von ihrem Anspruch her Auslegung der Heiligen Schrift und bedarf als solche einer methodisch geschulten Lektüre. Von daher will diese Arbeit zum einen die Chancen herausarbeiten, die die Predigt durch einen engen Anschluß an den Formenreichtum biblischer Literatur gewinnen kann. Zum anderen soll aufgewiesen werden, wie sehr die Art und Weise der Lektüre des auszulegenden Textes die Gestalt der Predigtrede prägt. Dieses Unternehmen macht es notwendig, einen breiten angelegten Gang durch verschiedene Wissenschaften durchzuführen: Philosophische Hermeneutik, Sprachwissenschaften, exegetische Methodenlehre und homiletische Theorien beleuchten aus unterschiedlichen und doch sich ergänzenden Blickwinkeln das Thema.
Vorgestellt wird die Gattung der bayerischen Patriotendramen, die im Schatten des Erbfolgekriegs von 1778/79 entstanden ist. Heute fast völlig in Vergessenheit geraten, erregte die Gruppe seinerzeit viel Aufsehen; so stand der Bühnenerfolg einer «Agnes Bernauerinn» oder eines «Otto von Wittelsbach» dem der «Räuber» kaum nach. Als Spitzenleistung der Dramenfamilie ist A. Nagels «Bürgeraufruhr in Landshut» zu sehen, bei dem sich die Standards der Gattung zum umfassenden Gemälde eines epochalen Paradigmenwechsels verdichten. Die historischen Ereignisse einer lokalen Bürgererhebung werden auf den Siegeszug der Aufklärung hin durchsichtig gemacht, ein Siegeszug freilich, der definitiv als Niedergang zu verstehen ist.